2217 - Die FemesÀnger
Zeichen. Der riss das Ruder herum. Die TERRA INCOGNITA beschrieb einen eleganten Bogen. Ehe der Wind von vorn in die Segel drückte, drehte Atlan sie wieder vor den Wind. Um die Mittagszeit stellte Zephyda aus den Vorräten vom Dorf einen kleinen Imbiss zusammen. Sie fütterte Perry Rhodan, der mit beiden Händen das Ruder umklammerte. Rorkhete lehnte jede Nahrungsaufnahme auf. Er trank nur Wasser, das sie ihm mehr schlecht als recht einflößte. Atlan aß ein paar Früchte, dann getrockneten Fisch aus den Gewässern um die Vulkaninsel. Auch er trank Wasser, aber nur so viel, wie sein Körper unbedingt brauchte. Bis zum Abend des zweiten Tages hielt die Brise an. Kurz vor Sonnenuntergang flaute der Wind ab. Zwei Stunden lang trieb das Boot fast ohne Fahrt weiter, folgte einer kaum merklichen Strömung nach Nordwesten. Danach setzte gleichmäßiger Nachtwind ein. Atlan übernahm das Ruder. Zephyda versuchte zu schätzen, wie weit sie sich inzwischen von Ore entfernt hatten. Lag die Hälfte der Strecke nach Curhaf eschon hinter ihnen? Es gelang ihr nicht, eine Aussage zu treffen. Und die Sterne hoch über ihnen, an denen Atlan sich orientierte, standen an derselben Stelle wie in der vorigen Nacht. Sie rollte sich in die Decke und legte sich hin. Die hohe Bordwand des Bootes schützte vor dem Wind und vor der nächtlichen Kühle. Sie segelten ins Ungewisse. Kein Motana in Oreschme hatte zu sagen gewusst, was sie auf Curhaf egenau erwartete. Zu lange war es her, seit der letzte Kontakt mit dem Festland stattgefunden hatte. Den Stützpunkt der verhassten Kybb-Cranar gab es, ebenso die Siedlungen der Motana. Viel mehr wusste man auf der Insel nicht. Zephyda dachte erneut an den Traum der Lokalen Majestät Intake. Woher könnte sie wohl wissen, wie eine Raumfahrerin aussieht?, überlegte Zephyda. Die Worte der Lokalen Majestät klangen im Nachhinein wenig überzeugend. Oder versuche ich mich lediglich zu beruhigen, weil Intake am Schluss sah, dass ich in diesem Befreiungskampf sterben muss? Sie nahm sich fest vor, kein Wort über diesen Traum zu verlieren, weder gegenüber Rorkhete noch einem anderen Lebewesen.
Auch nicht gegenüber Atlan. In der Nähe des Arkoniden fühlte Zephyda sich geborgen. Sie wollte ihn nicht missen. Auf unbegreifliche Weise symbolisierte er in ihrem Bewusstsein den Inbegriff aller Lebenskraft. Vielleicht rührte diese Empfindung von ihrer Fähigkeit des Irthumo-Lauschens her, die Intake ihr attestiert hatte. Vielleicht lag es aber auch an etwas anderem. Sie wusste es nicht. Ihre nahe Zukunft sah sie an der Seite des Mannes mit dem Silberhaar. Ihm würde sie nicht von der Seite weichen.
Und irgendwie spürte sie, dass sie in seiner Gegenwart keine Todesgefahr befürchten musste, wie die Lokale Majestät sie ihr vorausgesagt hatte. Zephyda glaubte an Schicksalslinien, die das Universum durchzogen. Dort, wo sie sich überschnitten, traten außergewöhnliche Ereignisse ein. Zephyda hielt die Begegnung mit Atlan für einen Beweis, dass die Schutzherren noch immer existierten und ihre Schicksalsfäden durch das Universum woben. Unter dem Eindruck dieses doppelten Schutzes schlief die Motana ein. Am Abend des vierten Tages erreichten sie die Küste. Zephyda musterte den dunklen Streifen am Horizont, der nach und nach in die Höhe wuchs. Kurz vor Sonnenuntergang machte die Motana erste Einzelheiten aus. Sie sah einen bewaldeten Höhenzug mit einer sich anschließenden Ebene. Mitten darin ragte ein dunkler Klotz auf. Rorkhete verließ seinen Platz am Vordersteven. „Curhafe!", verkündete er, als sei damit alles gesagt. Irgendwo dort drüben existierte ein Stützpunkt der Kybb-Cranar. Zephyda setzte ihn automatisch mit einer Bedrohung für alle Motana des Planeten gleich.
Vielleicht überfielen die Besatzer hier keine Residenz und zündeten keinen Wald an. Aber sie würden auch auf dieser Welt nichts unversucht lassen, ihr Volk zu versklaven. Atlan trat zu ihr. „Der Wind frischt ein wenig auf. In einer halben Stunde erreichen wir das Ufer." Sie konnte es kaum erwarten. Mit einer heftigen Bewegung versuchte sie die Gedanken an Pardahn beiseite zu wischen.
Wieder richtete sie ihren Blick auf die Küste. Der dunkle Klotz mitten in der Ebene nahm immer mehr Konturen an. Als sie die Augen zusammenkniff und ihren Blick fokussierte, unterschied sie erste Einzelheiten. Das Gebilde wies unzählige Auswüchse auf - Stacheln. „Das Crythumo", sagte Rorkhete. „Es ähnelt dem Kybbur von Baikhal Cain",
Weitere Kostenlose Bücher