Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2218 - Die Epha-Matrix

Titel: 2218 - Die Epha-Matrix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
anstarrte, furchtsam und hasserfüllt zugleich, so als handle es sich um ein giftiges Tier. Am zweiten Tag hielt sie es dann nicht mehr aus und besuchte ihren Bruder. Sie ersuchte Soroa, sie zu vertreten. Gorlins Zustand war unverändert schlecht, aber er war wenigstens bei Bewusstsein. „Was wirst du allein tun, Schwester, wenn ich dich verlassen muss?", fragte er und drückte kraftlos ihre Hand. „Das darfst du nicht. Ich werde dafür sorgen, dass du am Leben bleibst. Ich verspreche dir, dass wir noch einmal gemeinsam das Tageslicht sehen werden." Er schlief mit einem seligen Gesichtsausdruck ein. Aicha kehrte daraufhin an ihren Platz in der Kammer zurück. Sie hatte nichts versäumt. Der Bildschirm war in ihrer Abwesenheit nicht zum Leben erwacht. Als der Schirm auch in den nächsten Tagen schwarz blieb, fasste Aicha Mut und besuchte Gorlin immer öfters. Sein Zustand besserte sich allmählich, und am zwölften Tag nach Atlans und Rhodans Verschwinden konnte er sich bereits von seinem Lager erheben und mit Aichas Hilfe ein paar Schritte gehen. „Deine Nähe ist für mich der reinste Lebensquell, Schwester", sagte Gorlin. „Was auch passiert, du darfst mich nie verlassen."
    „Nichts kann uns trennen", versicherte sie ihm. Am fünfzehnten Tag nach Atlan traute sie ihren Augen nicht, als Gorlin plötzlich vor ihr in der Kammer stand. Er keuchte schwer, und der Schweiß lief ihm aus allen Poren. Auf seinem totenbleichen Gesicht lag ein strahlendes Lächeln. Sie stützte und führte ihn zu der einfachen Matte, die sie in die Kammer gebracht hatte. „Wie hast du es nur aus eigener Kraft geschafft, mich zu besuchen, Gorlin?", fragte sie. Bevor er ihr antworten konnte, leuchtete der Schirm auf. Aicha erschrak, sie war wie gelähmt. Endlos lange Sekunden vergingen, bis sie Worte fand. „Hier ist Obervorsteherin Aicha", meldete sie sich mit zittriger Stimme. Ein Kybb-Cranar stand vor ihr auf dem Schirm. Seine Stacheln standen ab wie Lanzen. Sein metallener Arm zeigte auf Aicha wie der Lauf einer Waffe. „Was ist mit Ghoda?", fragte er bellend. „Sie ... sie ist tot. Ich bin ihre ... ihre Nachfolgerin." Der Kybb-Cranar ging nicht weiter auf ihre Bemerkung ein. Ihm und seinen Artgenossen war das Schicksal einzelner Motana egal. Für die Igelwesen zählte nur die Förderquote. „Ruf alle Bergarbeiter zusammen und bring sie in den Großen Versammlungssaal!", befahl der Kybb-Cranar, der es nicht der Mühe wert fand, seinen Namen zu nennen. „Mach schnell!
    Gouverneur Raphid-Kybb-Karter wird in zwei Stunden eine Ansprache halten." Der Schirm erlosch wieder. Wenn Karter uns aufsucht, hat das noch nie etwas Gutes bedeutet, dachte Aicha. Will er die Förderquote wieder erhöhen?
    Das kann eigentlich nicht sein. Aber was ist es dann?
    Mehrere tausend Motana strömten durch die Zugänge in die weitläufige Halle. Ihre Reihen hatten sich seit dem letzten Mal, als Raphid-Kybb-Karter sie herbefohlen hatte, stark gelichtet, so dass diesmal kein Gedränge herrschte. Zehn Kybb-Cranar bildeten im Mittelpunkt einen Kreis mit einem Durchmesser von etwa sieben Körperlängen. Sie ließen drohend ihre Peitschen aus ihren metallenen Linken knallen. Hin und wieder trafen die Krallen ihrer Peitschen aber auch einen Motana, der ihnen zu nahe kam. Viele der Versammelten hielten sich mehr schlecht als recht auf den Beinen. Wie etwa Gorlin, den Aicha vergeblich ersucht hatte, im Schlafsaal zurückzubleiben. „Ich bin noch Motana genug, um alles mit meinen Kameraden teilen zu wollen", hatte er seinen Willen begründet. Nun schwebte vom Zentrum der Decke eine Plattform mit Rednerpult herab. Darauf stand Raphid-Kybb-Karter. Mit seinen zwei metallenen Armprothesen, von denen die rechte drohend blinkte, stellte er einen Furcht einflößenden Anblick dar. Nur die Kybb-Cranar mochten wissen, welche Schrecken die rechte Prothese in sich barg. Es konnte nichts Gutes sein. Die Stachelspitzen seines Rückens hatte Raphid-Kybb-Karter wie immer rot getönt. Er färbte seine Rückenstachel vermutlich aus Eitelkeit, aber vielleicht war dieses blutige Rot auch giftig. Raphid-Kybb-Karter streckte die metallen Arme aus und holte geräuschvoll Atem. Die schwarzen, kleinen Augen blickten gnadenlos. Aicha war gespannt, was dieses Mal für Abscheulichkeiten aus seinem Mund kommen würden. „Sklaven!
    Todgeweihte!", begann Raphid-Kybb-Karter mit einer Stimme, die hart und unerbittlich klang. „Als euer Herr über Leben und Tod habe ich euch stets viel

Weitere Kostenlose Bücher