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2220 - Tote leben länger

Titel: 2220 - Tote leben länger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Brackwasser.
    Ein Blick zurück zeigte ihm, dass die Desintegratorscheibe sich mit steigender Geschwindigkeit entfernte.
    Nachdem der Sturm nachgelassen hatte, herrschte wieder reger Flugverkehr. Pulks von Lastengleitern kamen aus Richtung des Handelsraumhafens Point Surfat. Als müsse endlich nachgeholt werden, was in den letzten Monaten versäumt worden war.
    Murkisch hatte versucht, die Veränderung der Hyperimpedanz und ihre Auswirkungen zu begreifen - es war ihm, wie wohl vielen Terranern, schwer gefallen. Die innergalaktische Kommunikation war zusammengebrochen, Transmittersprünge waren zum lebensbedrohenden Vabanquespiel geworden, und Raumflüge, auch wenn sie nur über wenige Lichtjahre hinweg führten, galten als kaum kalkulierbares Abenteuer. Und das alles nur, weil die Hyperphysik ihrer Grundlagen beraubt worden war.
    Weitgehend beraubt, korrigierte sich Murkisch. Zumindest galt die Lichtgeschwindigkeit noch als Konstante.
    Und Gucky konnte nach wie vor teleportieren. Zwei Konstanten in einem Universum im Umbruch.
    Aber ... war das wirklich so? War vielleicht auch das Licht langsamer geworden? Und wann hatte er zum letzten Mal von Teleportationen des „Retters des Universums" gehört? Womöglich ließ sogar Guckys Kraft nach, wurden Teleportationen seltener, kürzer oder...
    Nein, er als Laie stellte diese Fragen bestimmt nicht als Erster. Oder doch? „Mann", murmelte er, „das wäre ein Ding. Wenn ich die studierten Herrschaften mit der Nase drauf stoßen müsste." Das war sein Traum: einmal in den Nachrichten erwähnt werden und sich aus der Anonymität lösen, in der er fünfzig Jahre zugebracht hatte.
    Den Menschen um ihn herum endlich beweisen zu können, dass in ihm mehr steckte als nur die Fähigkeit, Gärtnerroboter zu kontrollieren.
    Der Schlamm klebte an seinen Schuhen. In Gedanken versunken, hätte er den Bodengleiter beinahe übersehen, der wenige Meter entfernt stoppte. „Wohin willst du?", rief der Pilot. „Raus aus dem Morast und zu einem Datenterminal."
    „Ich habe die Labors Ost als Ziel."
    Murkisch nickte. Eine Minute später saß er im Cockpit des Gleiters und schaute zu, wie ein nur handflächengroßer Putzrob über seine Schuhe herfiel. Die fladenförmige, einen halben Zentimeter dicke Maschine hatte neben der Mittelkonsole gelauert. „He!" Der Pilot lachte amüsiert. „Sei froh, dass sich einer um den Dreck kümmert. Olga ist auf Baustellen immer bei mir."
    „Olga?", fragte Murkisch. „Meine private Errungenschaft. Sie hilft mir, den Gleiter sauber zu halten."
    Die ersten Laborgebäude tauchten zur Linken auf. Irgendjemand hatte behauptet, dass der oberirdische Komplex wie die Spitze eines Eisbergs sei; Murkisch konnte das nicht nachvollziehen, er war erst spät mit der Gestaltung eines Teils der Außenanlagen betraut worden.
    Nördlich der Labors, als Abtrennung zum Wohncenter Kalup, erhoben sich künstliche Hügel. Für diesen Bereich war eine lockere Begrünung ausgeschrieben worden - ein Auftrag, den sich ein Mitbewerber an Land gezogen hatte. Doch obwohl es Hogam Murkisch brennend interessierte, wie weit hier die Arbeiten schon gediehen waren, schielte er immer wieder auf den Piloten. Im Schatten der Labortrakte verschwand die schon tief stehende Sonne, und mit zunehmender Düsternis schien das Hemd des Piloten aufzuleuchten.
    Murkisch las die Aufschrift auf dem T-Shirt mit einem Anflug von Verwunderung laut vor: „Aufbauhelfer Waringer-Akademie. Das habe ich noch gar nicht gesehen. Nicht schlecht. Wo gibt's das zu kaufen?"
    „Gar nicht. Soviel ich weiß, werden diese Hemden an alle Helfer verteilt."
    „Ich hab noch keins", protestierte Murkisch.
    Der Pilot lachte amüsiert. „Fünf Dutzend davon sind mir schon fast aus der Hand gerissen worden. Hinten in der Kabine liegen die letzten. Ich denke", abschätzend musterte er seinen Passagier, „für dich ist was Passendes dabei."
     
    *
     
    „... die Menschheit erlebt derzeit tief greifende Veränderungen, und davon sind nicht nur einige Lebensbereiche betroffen. Die Erhöhung der Hyperimpedanz wird unsere Zivilisation grundlegend beeinflussen..."
    „Verändern!", korrigierte Daellian. „Die Veränderungen sind bereits im Gange." Homer G. Adams nickte knapp. „Wir stehen in der Tat vor dem schwersten Umbruch seit Jahrtausenden - seit dem Aufbruch der Menschen in den Weltraum. Nur mit dem Unterschied, dass wir nicht Jahrzehnte Zeit haben werden, uns auf die Situation einzustellen. Wahrscheinlich nicht einmal

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