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2220 - Tote leben länger

Titel: 2220 - Tote leben länger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Evolution einige Stufen höher stehen, haben sie nicht das Recht, andere Intelligenzen zu bevormunden. Sie sind keine Götter."
    „Der eine oder andere mag das allerdings glauben."
    Der Bärtige spuckte aus. Augenblicke später wuselte ein faustgroßer Roboter heran und ließ den Fleck verschwinden. Geschickt zwischen dem Werkzeug manövrierend, huschte die Maschine ebenso schnell davon. „Für uns ist unwiderruflich eine neue Zeit angebrochen." Er kratzte sich am Kinn. „Wenn das endlich die Mehrheit der Bevölkerung erkennt, sind wir alle in der Gegenwart angekommen. Es gibt keine hochfliegenden Träume mehr."
    „... nur noch gigantisch viel zu tun. Wir müssen die Grundlagen unserer Infrastruktur umbauen. Ich denke, wir wissen beide, was das heißt."
    „Habt ihr keine Arbeit?", erklang es hinter ihnen. Sie fuhren herum.
    Da stand ein Blue, schlank, grazil und über zwei Meter groß. Den Tellerkopf hatte er so weit nach vorne geneigt, dass er die Männer mit seinen vier Augen mustern konnte. Er stieß offenbar einige Laute im Ultraschallbereich aus, denn seine Mundöffnung bewegte sich, ohne dass etwas zu hören war. In einer fast menschlich anmutenden Geste tippte er die Spitzen seiner vierzehn Finger aneinander. „Wir haben mehr als genug zu tun", stellte der Blue fest. „Keine Ahnung, wie wir das Pensum überhaupt schaffen sollen. Da ist für Privatgespräche keine Zeit."
    Der Bärtige schüttelte den Kopf. „Warum habe ich nur den Eindruck, du entwickelst dich mehr und mehr zum Sklaventreiber?"
    „Vielleicht, mein Freund", antwortete der Blue, „stehst du dem Fortschritt im Weg." Mit einer beiläufigen Bewegung straffte er sein T-Shirt. Es schlug Falten und war ein wenig zu kurz geraten, kontrastierte aber angenehm zu dem zarten blauen Körperflaum. „Ich habe dir schon einmal gesagt, du sollst das T-Shirt endlich ausziehen!", schimpfte der Bärtige. „Ich denke nicht daran!" Die Stimme des Blues drohte in den Ultraschallbereich abzugleiten. „Es steht mir zu wie jedem anderen Menschen auch. Ich beteilige mich am Wiederaufbau, weil ich will, dass wir vorankommen.
    Und um es mit Worten auszudrücken, die du gelegentlich verwendest: Mir ist scheißegal, ob ich ein Blue bin oder ein Mensch oder ein Topsider. Die Intelligenz zählt."
    „Diesmal kriegst du dein Fett weg." Der andere Arbeiter lachte amüsiert. „Quatsch nicht!" Der Bärtige winkte heftig ab. „Ich weiß doch, Max", er nannte den Blue Max, weil dessen eigentlicher Name für ihn unaussprechlich war und weil in Max keine Ansammlung von i, j, yoder ü enthalten war, „dass du ..."
    „Sie!", platzte der Blue dazwischen. „Was?"
    „Sie! Ich möchte, dass du mich künftig mit Sie ansprichst."
    „Bei dir ist wohl der Teller locker?"
    Der Blue schlug sich mit der Faust an die Brust. „Aufbauhelfer haben das gleiche Recht wie USO-Spezialisten!"
    „Hä?"
    „Wir brauchen Vorbilder, Yüsef. Viele, die sich um den terranischen Wiederaufbau verdient gemacht haben, lassen sich inzwischen siezen. Geht das alles an dir vorbei?"
    „Jetzt hör mir zu, Max ...!"
    Mit wiegendem Tellerkopf wandte sich der Blue um. „Max!", rief Yüsef Smürkeijm hinter ihm her, ohne eine Reaktion zu erzielen. „Max, du und ich sollten uns nicht streiten, wir müssen die nächste Installation zusammen ..." Der Bärtige ließ eine ellenlange Verwünschung folgen und dann: „Max - Sie haben gewonnen. Strapazieren Sie nicht unser beider Nerven."
    „Gut, Yüsef." Der Blue blinzelte ihm aus drei Augen zu. „Du bist doch nicht so übel."
    „Aber dann verlange ich gleiches Recht für alle. Ich habe mich ebenfalls um den Aufbau verdient gemacht.
     
    8.
     
    Abendstimmung lag über Terrania. Ein kräftiges Orange färbte die Wolken, während im Osten schon die Dämmerung heraufzog.
    Auf der Halbinsel im Kalup-See, rund um den Rainbow Dome, drängten sich die Menschen. Zudem säumten mehrere Dutzend Antigravflöße das Ufer. „Weißt du schon mehr?", wandte sich Steve Turon, der für die Produktion zuständige Ressortleiter, an den neben ihm stehenden Shebenyer. „So viel wie du", lautete die Antwort. „Ich verstehe nur nicht, weshalb Adams uns bis zuletzt im Unklaren lässt."
    „Vielleicht hat er eine andere Entscheidung getroffen."
    Roghard Shebenyer lächelte nachsichtig. Suchend schweifte sein Blick über den Himmel, bis er endlich die näher kommende Space-Jet entdeckte. Das Kleinraumschiff landete auf der Zufahrt von den Labors her.
    Myles Kantor und Homer G.

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