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2220 - Tote leben länger

Titel: 2220 - Tote leben länger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Hoffnung, für Kreativität und Fantasie und vor allem für die Vereinigung von Gegensätzen."
    Der von eingeleiteten Lichtquanten erzeugte Regenbogen war aus allen Richtungen zu sehen, unabhängig vom Blickwinkel oder dem Standort des Betrachters. Roghard Shebenyer hatte „seinen Blick dennoch nur kurz über die Kuppel gleiten lassen. Seine Miene wirkte verkniffen, als er sich Homer G. Adams zuwandte. „Wie soll es weitergehen?", fragte er. „Ohne klare Kompetenzen kann die Akademie nicht effizient betrieben werden."
    „Richtig", bestätigte Adams. „Wir müssen die Führung einer wissenschaftlichen Koryphäe anvertrauen.
    Jemandem, der alte Techniken nicht nur kennt, sondern auch bis ins kleinste Detail beherrscht."
    „Die Entscheidung wurde über meinen Kopf hinweg getroffen?"
    „Sie war notwendig. Die Position der Ressortleiter bleibt selbstverständlich erhalten."
    „Natürlich." Shebenyer nickte knapp. „Das habe ich auch nicht anders erwartet. - Wer ist der neue Direktor?"
    Mit einem Fingerschnippen ließ Adams das Feldmikrofon neu entstehen. „Vor der Waringer-Akademie liegen große Aufgaben. Sie zu bewältigen, bedarf es einer in jeder Hinsicht kompetenten Führungskraft. Ich will keine Vorschusslorbeeren verteilen. Zumal die auf den neuen Direktor wartende Arbeit nur mit äußerster Selbstdisziplin und umfangreichem Fachwissen zu bewältigen sein wird. Aber wir sind sicher, den richtigen Mann gefunden zu haben. Schenkt ihm ebenso euer Vertrauen, wie wir es getan haben. Sein Name ist Malcolm Scott Daellian!"
    Bewegung zeichnete sich ab. Eine Gasse entstand in der Menge, ein Freiraum, der sich schnell ausweitete.
    Angespannte Gesichter noch in den vorderen Reihen, die nur erkennen konnten, dass sich jemand auf den Regenbogen-Dom zubewegte.
    Dann die Verblüffung. Weiter hinten sogar ein verhaltenes Raunen.
    Die Vorderen wandten sich um, suchend, vielleicht sogar verunsichert. Ihre Blicke streiften den Medotank, glitten weiter, kehrten schließlich zurück zu dem träge heranschwebenden, bläulich schimmernden Kasten. Dann wichen sie unbehaglich, ja steif zur Seite. Aber sie fixierten den Tank und versuchten, mehr zu erkennen, als der Kasten ruckelnd aufstieg und knirschend auf dem Rednerpodest landete.
    Raunen flutete von einer Seite des Doms zur anderen. „Ich denke", begann Daellian unvermittelt, und seine künstliche Stimme hallte laut über den Platz, „nun hatten alle genug Zeit, mich zu bestaunen. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Ich lebe keineswegs freiwillig oder aufgrund eines Spleens in diesem Medotank, umgeben von Nährflüssigkeit, aber ohne die Annehmlichkeiten, die sich einem menschlichen Körper bieten. Ich bin ein Leichnam in einem Sarkophag. Das ist so, die Mediker können es nicht ändern. Sie mögen sich mitunter gottgleich fühlen, bei mir versagen ihre Künste.
    Was meine Kompetenz anbelangt: Studium der Hyperphysik und Raumfahrttechnik, hier gleich um die Ecke, an der Universität von Terrania. Diplomarbeit 1324 NGZ zum Thema Vernachlässigte Halbraumtechnik?, Promotion ein Jahr später unter dem Titel Technologie unter dem Blickwinkel eines erhöhten Hyperphysikalischen Widerstands. Vor acht Jahren mag noch manche dort aufgestellte These belächelt worden sein, dennoch lautete die Bewertung summa cum laude. Mein Abschluss ist der eines Dr. sc. hyp., also scientiae hyperphysicorum. Für alle, die besonders wissbegierig sind: Ich wurde 1301 in Monggon-Ost geboren, bin demnach ein waschechter Terraner.
    Zur Vervollständigung: Ich war USO-Spezialist im aktiven Dienst und bin QuinTech. Als solcher lege ich Wert auf eine respektvolle Anrede. Mir ist bekannt, dass die Höflichkeitsanrede zumindest unter den Helfern des terranischen Wiederaufbaus erfreuliche Verbreitung erfährt - es wird also keine Probleme im Umgang mit mir geben.
    Das war es, was ich heute zu sagen habe. Wir werden uns in den kommenden Tagen und Wochen näher kennen lernen."
    „Schon gut." Der Kasten schien seine Transparenz zu verändern. Jedenfalls sah Murkisch für wenige Sekunden zuckende Fleischfetzen und einen deformierten Schädel, eigentlich eher ein Gehirnklumpen. „Neugierde befriedigt?" Das klang weder spöttisch noch aggressiv. Auch nicht überheblich. „In jedem von uns sind Schemata verankert. Sie beruhen auf Erfahrungswerten. Um einen Menschen zu akzeptieren, müssen wir sein Gesicht sehen, seine Körpersprache, ihn sogar riechen können. Zumindest glauben wir das. Mit einem Leichnam

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