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2220 - Tote leben länger

Titel: 2220 - Tote leben länger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Messwerte dürfen nicht verloren gehen..
     
    10.
     
    Früher war es einfacher gewesen, in kurzer Zeit von einer Ecke in Terrania City zur anderen zu gelangen.
    Früher? Andre Dudzig schüttelte benommen den Kopf. Gerade mal ein paar Wochen lag das zurück, und eigentlich hätte wieder ausreichend Energie für die öffentliche Versorgung zur Verfügung stehen sollen. Das änderte aber nichts daran, dass einige Untergrundbahnen nur noch sporadisch verkehrten und sogar auf den Hauptlinien die Frequenz deutlich herabgesetzt worden war.
    Die oberirdischen Laufbänder und Glastunnel präsentierten sich dementsprechend überlastet. Für private Gleitertaxis, die deutlich überhöhte Fahrpreise verlangten, warf Andre sein Geld ohnehin nicht aus dem Fenster. Das galt auch für seine Freunde, die ihn nun lärmend umringten.
    Sie hatten die zentrale Nord-Süd-Verbindung genommen, von Goshun City über Sirius River City und Monggon-Ost zur Universität von Terrania und von da aus entlang der Thora Road Richtung Atlan Village. Alles in allem dennoch eine Fahrzeit von knapp zwei Stunden. Und nun blinzelten sie ein wenig ratlos in die schon hoch stehende Sonne. „Wir sind spät dran, na und?", rief Misha. „Wir können nichts dafür, und die Hauptsache ist doch, dass wir überhaupt hier sind. Wer helfen will, wird zu keiner Tages- und Nachtzeit abgewiesen."
    „Dann vorwärts, Leute! Drei Tage ohne Lernstress müssen wir ausnutzen. Wer weiß, vielleicht gefällt es uns hier sogar."
    Slivia lachte hell. „In der Waringer-Akademie wird die Zukunft gemacht! Habt ihr das schon vergessen?"
    „Den Werbeslogan habe ich vorgestern zum ersten Mal gesehen. Dafür ist der neue Direktor verantwortlich."
    Vor ihnen schwang sich ein verflochtenes Gewirr von Brücken und Laufbändern in den Himmel. Höchstens 400 Meter zur Linken erhoben sich schon die ersten kastenförmigen Hallen. Sie wirkten riesig, beinahe wie Raumschiffshangars - nicht für die ganz großen Pötte natürlich -, und ihre Fassaden spiegelten den Himmel ebenso wie die umliegenden Grünflächen. „Wenn wir dort anfangen ..."
    „Ich folge dem Regenbogen." Andre zeigte nach Norden, wo nicht nur die ineinander verlaufenden Spektralfarben in weitem Halbrund zu sehen waren, sondern zugleich die silbern funkelnden Riesentropfen. „Wow", entfuhr es Slivia, „das ist imposanter als im Trivid. Worauf warten wir noch?"
    In einer Transparentröhre schwebten sie in die Höhe. Von den Verteilergalerien aus bot sich ein noch umfassenderer Überblick. Nur die holografischen Leitsysteme gab es nicht mehr, doch die Umrüstung dieser syntronisch gesteuerten Elemente genoss keine Priorität.
    Zweimal wählten sie in dem Gewirr geschwungener Abzweigungen ein falsches Laufband, bis sie endlich auf der breiten Zufahrt standen. Summend schwebten Lastengleiter an ihnen vorbei. „Da fliegt unsere Arbeit!" Die Bemerkung sorgte für Gelächter.
    Ziel der Gleiter waren die kuppeiförmigen Bauten ungefähr auf halbem Weg zum Rainbow Dome. Hier wimmelte es von Robotern aller Art und schätzungsweise einigen tausend Menschen. Mehrere Blues hantierten in Schwindel erregender Höhe an einem Projektor, zwei Ertruser wuchteten massige Bauteile ohne Antigravunterstützung in die Kuppeln. Von den Neuankömmlingen nahm kaum jemand Notiz. „Wir müssen fragen", stellte Andre endlich fest. „Kluger Junge", spottete Misha. „Hier hat offensichtlich jeder Zeit für uns." Sie grinste schräg. „Der da vielleicht?" Crest deutete auf einen Lastenschweber, der als einziger auf dem Boden aufgesetzt hatte.
    Der Pilot hantierte am Triebwerk. Er schien nicht allzu groß zu sein, wirkte aber von hinten stämmig und überaus kräftig. Eine üppige Haarmähne fiel bis über seine Schulterblätter. Immerhin trug er eines der weißen T-Shirts, wenngleich es ihm deutlich zu eng war und schon Risse aufwies.
    Crest tippte dem Mann auf die Schulter. „Du, wir suchen ..." Er redete nicht weiter, als der Pilot sich umwandte.
    Katzenaugen in einem breiten Gesicht mit niederer Stirn funkelten ihn an. Dazu die Mähne, die beide Wangen bedeckte - der Mann war ein Gurrad.
    Keiner hatte erwartet, ausgerechnet hier einen Vertreter dieses Volks aus der Großen Magellanschen Wolke anzutreffen. Sonderlich bald würde sich dem Gurrad kein Nachhauseweg öffnen, vielleicht sogar nie mehr. „Ihr sucht Arbeit?" Der Gurrad widmete sich wieder dem Triebwerk. „Irgendwo dort vorne, übernächste Kuppel, da ist Feburo. Wendet euch an

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