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2220 - Tote leben länger

Titel: 2220 - Tote leben länger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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mittlerweile jeder die anderen mit Argusaugen zu beobachten.
    Er rückte das Projektorband auf der Stirn zurecht. Die Aktivierung baute ein Rundum-Holo auf - eine Entwicklung aus dem Flottenbereich, die als abgespeckte Version interaktiver virtueller Realität im normalen Alltag Einzug gefunden hatte.
    Insgesamt drei Roboter ließen sich damit per Lidschlag- und Pupillensteuerung über die begrenzte Distanz von einem Kilometer hinweg steuern und überwachen.
    Rob-Eins würde noch mindestens zwei Tage benötigen, um die vorgezüchtete Rasenfläche im Bereich der Versuchshallen West auszubringen. Die Inbetriebnahme dieses weiteren Teilbereichs war für den 20. Dezember anberaumt.
    Das Parkgelände am Westufer des Ambush-Sees erhielt ebenfalls den letzten Schliff. Hogam war mit dem angelieferten Baumbestand nicht zufrieden. Zu lange ohne fachgerechte Betreuung, hatte er festgestellt. Dazu morsche, dürre Äste in den Kronen. Nach dem Pflanzen war eine eingehende Korrektur notwendig geworden.
    Sein Blick suchte Kontakt zu Rob-Zwei. Einschalten in die optische Wahrnehmung. Das Rundum-Holo flackerte kurz, bevor es sich von neuem stabilisierte.
    Rob-Zwei hatte sich geteilt. Das Bodensegment tastete die knorrigen Stämme bis in ungefähr drei Meter Höhe nach mechanischen Beschädigungen und Schädlingen ab. In der Falschfarberkennung erschien die rissige Borke wie eine unwegsame Wüstenlandschaft im Widerschein eines tief violetten Mondes. Rob-Zwei hatte zugleich die Düngesensoren ausgefahren, die sich wie Schlangen über den Boden wanden und die Nährstoffversorgung der Wurzeln in ein Mehrschichtdiagramm umsetzten. Über eventuell daraus resultierende Zusatzdüngungen würde er, Hogam, entscheiden.
    Mit einem knappen Augenaufschlag legte er die Verbindung auf das Kopfteil von Rob-Zwei um.
    Für Sekunden hatte er das Gefühl, aus großer Höhe in die Tiefe zu stürzen. Aber schon verankerte sich das Flugsegment mit einem Tentakelarm im Geäst. Hogam Murkisch sah morsches, aufgeplatztes Holz vor sich. Im UV-Licht wurde Pilzbefall offenbar, das Myzel hatte den Ast schon weitgehend durchdrungen. Hier Abhilfe zu schaffen, gab es nur noch eine Möglichkeit.
    Der Arm mit dem Desintegratorkopf schob sich aus dem Gehäuse. Nach dem Abtrennen der Seitenzweige justierte sich der Projektor selbsttätig auf maximale Breitenwirkung. In mehreren Arbeitsgängen wurde der kranke Ast aufgelöst.
    Hätte sich Hogam nur zwei oder drei Sekunden eher aus der Projektion zurückgezogen als beabsichtigt, er hätte den Schatten nicht mehr bemerkt. Im ersten Moment glaubte er zwar, einen der TLD-Agenten vor sich zu haben, doch etwas am Verhalten der Gestalt irritierte ihn.
    Umschalten der Roboterwahrnehmung mittels Blicksteuerung auf Zoombereich. Hogam glaubte den Mann zu erkennen, der sich vorsichtig nach allen Seiten umsah: Leunard Hoshman, einer der Dozenten. Sie waren einander am Rainbow Dome mehrere Male über den Weg gelaufen.
    Was suchte Hoshman ausgerechnet im Parkbereich? Hogams Misstrauen war geweckt, obwohl er sich zugleich darüber ärgerte.
    Der Dozent eilte weiter. Vorübergehend versperrte Laub die Sicht, doch als die Optik den Mann wieder erf asste, war er nicht mehr allein.
    Der Zoom reichte nicht aus, mehr erkennen zu lassen. Hogam Murkisch dirigierte das annähernd scheibenförmige Kopfteil des Roboters weiter nach vorne. Der Antigrav arbeitete lautlos. Schätzungsweise zwanzig Meter bis zu den beiden Männern, die heftig aufeinander einredeten. Nach wie vor war der andere nicht zu erkennen.
    Beinahe zu spät entsann sich Hogam der Akustikerfassung. Die Qualität war dürftig, doch was er hörte, ließ ihn schnell handeln.
    So nahe vor dem Sarkophag fühlte er sich unbehaglich. Hogam Murkisch hatte den Eindruck, von unsichtbaren Augen durchbohrt zu werden. Bis in sein Innerstes blickten diese Augen. Er schwitzte.
    Die Aufzeichnungsmöglichkeit des Stirnbands war nur sehr begrenzt. Dennoch reichte die Minutensequenz aus, die Bedrohung greifbar werden zu lassen. „Diesmal muss es klappen, Leunard", raunte eine verzerrt klingende Stimme. Die große Aufnahmedistanz hatte diesen Effekt hervorgerufen. „Du hast eine zweite Chance, aber verspiele sie nicht wieder!"
    „Daellian ist mit dem Teufel im Bund."
    „Unsinn!" Das klang schroff, beinahe unbeherrscht. „Er ist nichts weiter als ein geistiges und körperliches Wrack. Techniker haben den Tod überlistet, nicht er selbst."
    „Wann...?"
    „Es hat keinen Sinn, überstürzt zu

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