2221 - Die Sekte erwacht
Spezialgleitern herab. „Ich muss mich um meine Familie kümmern", sagte Gsella und verabschiedete sich. „Danke, dass ihr mir geholfen habt und dass ich im Gleiter bleiben durfte. Ich glaube, draußen wäre ich erstickt." Damit eilte sie davon. „Du hast eine Aufgabe für mich", stellte Mondra fest. „Der Zoo. Du willst, dass ich mich dort umsehe. Das hatte ich ohnehin vor."
„Ich erwarte einen Bericht. So schnell wie möglich. Und sieh dich vor. Eine Mondra-Rettungsaktion pro Tag reicht mir."
„Keine Sorge. Ich habe heute schon Aufregungen genug gehabt. Verlangen nach mehr habe ich nicht. Allerdings ..."
„Ich weiß. Wir dürfen nicht aus dem Auge verlieren, dass du Bre Tsinga finden und nach Möglichkeit aus der Sekte herauslösen musst. Das wird nicht leicht sein."
Er stellte ihr einen Gleiter zur Verfügung, der in der Nähe parkte und der zuvor von seinen Helfern benutzt worden war. Die Maschine wurde nicht benötigt, da alle Kräfte mit Rettungsarbeiten beschäftigt waren. „Mir ist noch etwas aufgefallen", sagte Mondra plötzlich. „Als sich der Boden öffnete, erhielt ich einen Stoß in den Rücken. Ohne ihn wäre ich niemals in den Trichter gefallen. Aber hinter mir war niemand."
Tifflor blickte sie überrascht an. „Vielleicht jemand in einem Deflektorfeld", vermutete er. „Oder jemand hat mit einem Prallfeldprojektor gearbeitet. Ich hatte das Gefühl, beobachtet zu werden."
„Wir kümmern uns darum", sagte er.
Mondra half Norman in die Kabine und startete. Es dauerte eine Weile, bis sie endlich aus den Staubwolken heraus war und wieder freie Sicht hatte.
Ihr fiel sofort auf, dass sich zwischen dem Gobi-Park und dem Zoo gelb leuchtende Maschinen bewegten. Es waren offizielle Vermessungsgeräte. Ihre Tätigkeit wies darauf hin, dass auf dem betreffenden Gelände gebaut werden sollte. Mondra hatte zunächst vor, die Strecke zum Zoo so schnell wie möglich zu bewältigen. Nun jedoch verzögerte sie und ließ den Gleiter langsam über das Gelände treiben.
In der Mitte des Baugeländes war eine große Plane aufgespannt worden. Auf ihr war das Symbol des Gottes Gon-Orbhon zu sehen - ein ovaler See, in dessen Wasserfläche ein Schwert steckte. Der Anblick dieses Bildes verschlug ihr die Sprache.
Die Gon-Orbhon-Sekte wollte mitten in Terrania bauen. Angesichts des riesigen Areals musste es sich um ein gigantisches Projekt handeln. „Was um alles in der Welt wollen die hier bauen?", fragte sie.
Norman antwortete nicht. Er hob nur kurz den Rüssel und ließ ihn wieder müde sinken. „Was wollen die bauen?", wiederholte sie. Mondra strich sich mit der Hand über den Nacken, und wieder beschlich sie das Gefühl, beobachtet zu werden. Sie war sich nicht sicher, ob ihr die eigenen Nerven einen Streich spielten oder ob dieser Eindruck entstand, weil sich irgendwo in ihrer Nähe ein Mutant aufhielt und seine parapsychischen Kräfte auf sie richtete.
Ihre Blicke glitten hinüber zu einem Parkgelände und zu einem Hügel. Ihr fielen die Menschen auf, die sich dort versammelt hatten. Sie näherte sich ihnen, und plötzlich erkannte sie, was geschah. Vier schwarz gekleidete Männer befanden sich im Mittelpunkt einer aufgebrachten Menschenmenge. Der Mob zerrte sie zu einigen Bäumen hin. Eine Frau warf ein Seil über einen der Äste. Die Absicht war klar: Man wollte die vier Schwarzmäntel lynchen.
Mondra zweifelte keine Sekunde daran, dass es sich bei den Opfern um Anhänger der Gon-Orbhon-Sekte handelte. Aber obwohl sie diese Sekte und ihre Vertreter verabscheute, konnte sie nicht einfach zusehen, wie diese vier Männer gelyncht wurden. Ignorieren konnte sie es ebenso wenig. Weder als Mensch noch als Beamtin der Liga Freier Terraner.
Sie landete kaum fünfzig Meter von dem Hügel entfernt, sprang aus dem Gleiter und rannte den Hügel hinauf, flankte über einige der Leute und zwängte sich zwischen den anderen hindurch. Sobald sie vor Ort war, nahm sie einem der Männer die Schlinge vom Hals und baute sich zwischen den Opfern und der wütenden Menge auf. „Was soll denn das? Dies ist immer noch Terrania!", rief sie der Menge zu; ihre Stimme klang voll und zwingend, alle anderen Worte verklangen, die Aufmerksamkeit der Menge richtete sich nun auf Mondra.
Mondra war selbst überrascht, welche Macht manchmal in ihrer Stimme lag. Manchmal. Dieser Hall war außergewöhnlich, nichts Konstantes, nicht einmal etwas Berechenbares, er flackerte lediglich hin und wieder auf, unkontrolliert, unbeeinflusst
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