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2221 - Die Sekte erwacht

Titel: 2221 - Die Sekte erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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immer mehr an Fülle und Klarheit. Mühelos hielt er die Töne. Die Menge wuchs deutlich an, und nichts mehr war von Carlosch Imberlock zu sehen. Es schien, als habe Clarian mit seinem Gesang die Sekte Gon-Orbhons aus diesem Teil der Stadt Terrania vertrieben und somit einen wichtigen Etappensieg gegen sie errungen.
    Musik schien das geeignete Gegenmittel gegen die Tiraden des Verkünders zu sein, der all jenen Untergang, Tod und Verderben prophezeite, die sich nicht für den Gott Gon-Orbhon entscheiden mochten. Clarian sandte mit seinem Auftritt absolut positive Signale an die Menge, und diese nahm sie nur zu bereitwillig auf. Fröhlich und ausgelassen sang und tanzte sie mit ihm. Vertrieben schien das Gespenst des Pessimismus zu sein. „Machen wir eine kleine Pause?", fragte Ammakon. Er war etwa vierzig Jahre alt, hatte eine Stirnglatze und ein rundes, gutmütig wirkendes Gesicht. Von seinem Kinn und den Wangen standen Dutzende von dünnen Zöpfen ab. „Nur noch einen Titel", schlug Gliol vor. „Strings of Saturnhoney! Dann machen wir eine kurze Pause, und danach geht's richtig los."
    Als sie die ersten Takte anstimmten, brach die Menge in Jubel aus. Nur wenige achteten auf den Polizeigleiter, der sich dem Hügel langsam näherte. Erst als die Maschine landete und vier Beamte ausstiegen, wurden mehr Zuschauer aufmerksam. Die Polizisten stiegen den Hügel hinauf. Eine energische Armbewegung veranlasste die Künstler, ihren Vortrag abzubrechen.
    Im gleichen Moment begannen die Zuschauer zu protestieren. Die meisten pfiffen wütend, während andere die Beamten mit wüsten Beschimpfungen überschütteten. „Was ist los?" Clarian blickte den vordersten Beamten verständnislos an. Er sah sich einem hoch gewachsenen Mann mit schmalem, kantigem Gesicht gegenüber. „Weshalb störst du uns?"
    „Zeig mir die Genehmigung für diesen Auftritt!", forderte der Polizist. Die anderen waren etwa drei Schritte hinter ihm stehen geblieben. Sichtlich verlegen blickten sie auf ihre Schuhe. „Genehmigung? Was für eine Genehmigung? Es ist nicht verboten, in der Öffentlichkeit zu singen und zu musizieren. Das steht jedem frei. Und wenn sich dazu Publikum einfindet - was können wir dafür?"
    „Grundsätzlich hast du Recht. Und du kannst mir glauben, dass es mir keinen Spaß macht, dich aufzuhalten.
    Aber es liegt eine Anzeige gegen euch drei vor, und nach dem Gesetz sind wir gezwungen, ihr nachzugehen. Es ist in der Tat so, dass jeder singen und musizieren kann, wo immer er will. Dies hier aber hat sich zu einer Massenveranstaltung entwickelt, zu einem Konzert."
    „Und dazu braucht man die Genehmigung der Behörde", stellte Gliol fest. „Vollkommen richtig", bestätigte der Polizist. „Die Sekte Gon-Orbhons hat die Anzeige erstattet", vermutete Clarian. „Ist das so?"
    „Ich darf dir keine diesbezügliche Auskunft geben", entgegnete der Beamte. „Nach Lage der Dinge drängt sich dieser Eindruck allerdings auf."
    „Und du bist gezwungen, uns zu verjagen", schnaubte Ammakon wütend, „damit die Adjunkten der Sekte wieder ihre Versammlungen abhalten und die Leute für dumm verkaufen können."
    „Es ist nun einmal eine Tatsache, dass die Sekte Gon-Orbhons Genehmigungen für ihre öffentlichen Auftritte eingeholt hat", beharrte der Beamte. „Demnach ist das Recht auf ihrer Seite. Ich habe nicht zu beurteilen, ob das gut oder schlecht ist. Ich habe dem Recht zu seiner Geltung zu verhelfen, und deshalb muss ich darauf bestehen, dass ihr euren Auftritt sofort beendet."
    „Okay!" Ammakon nutzte die Mittel seines Instruments, um sich an die Menge zu wenden. Er streckte die Arme in die Höhe, um sie zum Schweigen zu bringen, und dann verkündete er, was der Beamte bestimmt hatte. „Geht nach Hause Leute!", rief er. „Wir halten uns an das Gesetz und werden keinen Ton mehr spielen. Seid nicht sauer auf uns oder die Polizei, sondern auf die Sekte. Ihr habt ihr zu verdanken, dass jetzt Schluss ist."
    „Nicht schlecht", lobte der Beamte. „Ich wollte, mehr Leute würden sich gegen die Sekte wehren."
    Clariari blickte ihn breit grinsend an. „Wir werden wieder auftreten", versprach er, während sich die Menge allmählich zerstreute. „Und wir werden wiederkommen, um den Auftritt zu beenden", sagte der Beamte lächelnd. „Aber wir werden uns Zeit lassen."
    In durchaus freundlichem Einvernehmen verabschiedeten sie sich voneinander. Clarian, Gliol und Ammakon setzten sich ins Gras. „Ich hasse die Sekte", sagte der Specht.

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