2221 - Die Sekte erwacht
„Wie die Pest", ergänzte Ammakon.
Sie rückten noch ein wenig näher zusammen und redeten miteinander über weitere Auftritte der gleichen Art in der Öffentlichkeit. „Das wollt ihr tun?", staunte Clarian. Er dachte daran, dass die beiden Musiker zu den erfolgreichsten Künstlern der ganzen Welt gehörten. Auf ihren Tourneen wurden Millionen umgesetzt und verdient. „Ohne Honorar?"
„Wir verdienen auch so genug", besänftigte ihn Gliol. „Außerdem ist es eine gute Werbung für uns", fügte Ammakon hinzu. Er zupfte an seinen Zöpfen. „Im Trivid wird mit Sicherheit davon berichtet werden. Dafür wird mein Marketingmanager sorgen. Man wird uns als diejenigen feiern, die sich gegen die Gon-Orbhon-Sekte wehren."
„Wir haben Wirkung erzielt", stellte Clarian unbehaglich fest. An Gliol vorbei konnte er vier schwarz gekleidete Männer mit dunklen Schlapphüten sehen, die sich dem Hügel näherten. Es waren kräftige Gestalten, und sie bewegten sich in einer Art, die bedrohlich wirkte.
Noch immer hielten sich auf dem Gelände Hunderte von Männern und Frauen auf, die sich nach dem abgebrochenen Konzert vom Hügel entfernt, den Park jedoch nicht verlassen hatten. Viele von ihnen wurden auf die düsteren Gestalten aufmerksam. Sie pfiffen protestierend. Damit bewirkten sie, dass noch mehr Menschen beobachteten, was geschah. „Ich verschwinde schon mal", sagte Gliol. „Mein Metier ist die Musik. Auf eine Auseinandersetzung mit den Schwarzen da lege ich keinen Wert."
„Ganz meine Meinung", schloss sich ihm Ammakon an. Er winkte Clarian kurz zu. „Wir sehen uns dann wie verabredet."
Die beiden Künstler hatten nur wenige Schritte zu gehen bis zu den Fluggeräten, mit denen sie gekommen waren, kleinen Antigravschüsseln, in die sie sich stellten und mit denen sie nun davonflogen. Der Sänger blickte hinter ihnen her, und als sie sich zu ihm umdrehten, winkte er kurz.
Er machte sich keine Sorgen, fühlte sich nicht bedroht. Er hatte zwar die Versammlung gestört, aber er glaubte den Beteuerungen der Adjunkten, dass die Sekte Gewalt ablehnte. Gelassen sah er dem Gespräch mit den schwarz gekleideten Männern entgegen, die nun zu ihm heraufstiegen. „Hallo", grüßte er. „Ich denke, alle Probleme sind ausgeräumt. Die Polizei war soeben hier und hat uns veranlasst, das Konzert zu beenden. Das war's dann wohl."
„So einfach ist das nicht", erwiderte einer der Schwarzgekleideten. Er war deutlicher kleiner als Clarian, jedoch ungemein breit und muskulös in den Schultern. „Im Namen Gon-Orbhons!"
Er griff den Sänger an und schlug ihm in einer blitzschnellen Kombination die Fäuste in die Magengrube und an den Kopf. Clarian, in solchen Kämpfen vollkommen ungeübt, brach augenblicklich zusammen, hielt sich jedoch lange genug auf den Knien, um eine weitere Serie von Schlägen gegen den Kopf einstecken zu müssen. Die Begleiter des Schlägers hielten sich nicht zurück, sondern setzten dem jungen Mann mit Fußtritten zu Die wüste Attacke rief die Menge auf den Plan. Von allen Seiten stürmten etwa zwanzig Männern den Hügel hinauf und griffen die vier schwarz gekleideten Gon-Orbhon-Anhänger an. Im Nu entwickelte sich eine wilde Schlägerei.
Als die Staubwolke sich zu verflüchtigen begann, sorgten die Scheibenwischer für Durchblick. Bis dahin waren viele Minuten vergangen, in denen Julian Tifflor, Mondra Diamond und Gsella ratlos in dem Gleiter warteten.
Norman fläzte sich auf einem der hinteren Sitze und hob nur hin und wieder mal den Rüssel. „Es gibt nur eine Erklärung", sagte Mondra. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Häuser von Terroristen zerstört worden sind. Vermutlich hat die Echse mit ihren Tunneln die Fundamente der Hochhäuser untergraben.
Daraufhin ist der Boden unter den Häusern eingebrochen."
„So könnte es gewesen sein", meinte Tifflor. „Wir werden das prüfen."
„Gewalttäter der Gon-Orbhon-Sekte", mischte Gsella sich ein. „Für mich besteht kein Zweifel. Diese Teufel haben die Häuser zum Einsturz gebracht und dabei viele Menschen getötet."
„Wenn das so war, wird man sie zur Rechenschaft ziehen", betonte Tiff.
Er öffnete die Seitentür des Gleiters und stieg aus. Noch immer hing der Staub in der Luft. Es würde noch lange dauern, bis die Sicht wieder weiter reichte als hundert oder hundertfünfzig Meter. Ziellos bewegten sich zahlreiche Männer und Frauen durch die Anlagen vor den Häusern. Aus der Höhe schwebten Rettungsmannschaften mit ihren
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