2227 - Menschenjagd auf Hayok
dringliche Gespräch nachgesucht, Minister, um dich und uns alle vor einem Irrtum mit weit reichenden Folgen zu bewahren."
„Kaffee? Setz dich doch", sagte Bull und deutete auf den Sitz ihm gegenüber. „Mach mich nicht nervös - ich bin müde genug. Worum geht es?"
„Danke, keinen Kaffee. Es geht um unsere Forderung hinsichtlich der Auslieferungsmodalitäten betreffend den Kralasenen, der als Shallowain aktenkundlich ist."
Kirek Sorcha haspelte seinen Text schneller herunter, als die Nachrichten über die Schirme liefen. Er sah flüchtig auf Bulls Arbeitstisch und redete weiter; er schien das juristische Problem zuverlässig erfasst zu haben. „Alle Verbrechen, die besagtem Shallowain, auch bekannt als der Hund, vorgeworfen werden, geschahen während des Kriegszustandes. In casus belli, wie der Fachausdruck lautet. Es existiert - das weißt du besser als ich - seit Machtergreifung Gaumarol da Bostichs, der seither vornehmlich als Bostich I. bezeichnet wird, und der rmfirmierung des entsprechenden Staatsgebildes, vulgo Arkon genannt, keine von jenem Arkon ratifizierte, anerkannte und damit für alle Seiten verbindliche Kriegsverbrecher-Charta mehr. Ein Krieg mit Arkon schwebt sozusagen im rechtsfreien Kaum - du kannst der Argumentationslinie folgen?"
Reginald Bull nickte schwer und leerte die Tasse. In sein müdes Gesicht trat ein nachdenklicher Ausdruck. Sorcha redete stakkatohaft weiter. „Auf Grundlage dieser Fakten ist so gut wie unmöglich, den Kralasenen Shallowain für Verbrechen zu verurteilen, die er auf einem arkonidischen Planeten gegenüber solchen Bürgern begangen hat, die zwar, von Terranem abstammen, juristisch und de facto aber Arkoniden im staatsrechtlich relevanten Sinne sind! Jedenfalls seit der Annexion des Sternenarchipels Hayok und deren Anerkennung seitens der LFT."
„Ich fange zu verstehen an", brummte Bull. „Hast du noch mehr Aufmunterndes?"
„Leider ja. Minister." Kirek Sorcha beugte sich vor und begann einzelne Punkte an den Fingern abzuzählen. „Es geht weiter: Allein die Existenz des SPEICHERS war ein klarer Verstoß gegen geltendes arkonidisches Recht. Die kämpferischen Handlungen waren zwar von Shallowain angeordnet, sind aber nicht von ihm begangen worden Während seiner Aktivität herrschte rund um den SPEICHER arkonidisches Militärrecht, sodass ausschließlich dessen Paragrafen angewandt würden. Ergo sind wir ohne verbindliche Beweise für verbrecherisches Handeln Shallowains, und selbstverständlich ist Arkon daran gelegen, alle Geschehnisse zu vernebeln und uns keinerlei Amtshilfe zu leisten. Der SPEICHER war nicht mehr und nicht weniger als eine terranische Spionagestation. Punktum."
„Klare Worte; eine justische Seltenheit. Also sind wir auf dem besten Weg, ein gewichtiges Argument zu verlieren: Shallowain", sagte Bull nachdenklich. „Was wäre, wenn wir uns der Gerichte bedienen würden?"
„Die Auseinandersetzung fände zwischen terranischen und arkonidischen Gerichten statt. Auf Seiten Arkons von Militärgerichten. Kein Zweifel möglich, Minister. Vielleicht würde Arkon Shallowain ausliefern, wir hingegen müssten alle Personen ausliefern, die an Einsätzen am SPEICHER beteiligt waren, darunter Dario da Eshmale, Icho Tolot und der Mausbiber. Undenkbar! Arkon würde Todesurteile aussprechen und - vollziehen."
Bull erbleichte. Wieder wurde er an seine Gefangenschaft im Hochsicherheitsgefängnis Arkons erinnert. Niemand wusste so gut wie er, was eine Todesstrafe im Kristallimperium bedeutete. Er überdachte die einzelnen Aspekte und hob unschlüssig, fast resignierend, die Schultern. „Also Hände weg von Shallowain?"
Sorcha nickte heftig. „Unsere juristische Abteilung sieht sich nur zu diesem dringenden Rat in der Lage. Jede andere Empfehlung wäre gefährlicher Leichtsinn."
Einige Atemzüge lang breitete sich drückende Stille in dem großen Arbeitsraum aus.
Scheinbar gedankenverloren rührte Bull in der leeren Tasse. Er hörte unvermittelt auf, hob den Kopf. „Ich glaube, wir haben einen Fehler gemacht, indem wir Shallowains Auslieferung verlangten. Und ich bin fast sicher, dass wir besser daran sind, wenn wir ihn nicht haben." Bull packte den Henkel der Kaffeekanne und blickte den Rechtsexperten an. „Danke, Kirek. Ich werde also wegen des mörderischen Kralasenen nichts weiter unternehmen -vorläufig. Außerdem habe ich wahrlich genug andere Sorgen, um mir seinetwegen viele Gedanken zu machen."
„Vielleicht hast du jetzt eine Sorge
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