Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2228 - Der Bionische Kreuzer

Titel: 2228 - Der Bionische Kreuzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
über Atlans Worte nicht einmal nachdenken dürfen.
    Sie hatten alle Selboos Raserei entweder gesehen oder miterlebt und sahen sich in ihrem Urteil nun bestätigt.
    Vielleicht, grübelte er, hatten sie sogar Recht. Mit derselben Wucht und Freude am Tod hätte Selboo vielleicht Motana ausgelöscht, wären da welche gewesen, auf die er hätte schießen können.
    „Selboo!"
    „Lasst mich in Ruhe!", feuerte er gegen die sich schließende Tür.
    Ziellos schleppte er sich durch das Schiff. Jeder Weg führte ihn nur wieder in die Nähe des Waffendecks. Eine magische Gewalt zog ihn in den Sessel des Kanoniers zurück, die wenigen Minuten hatten ihn auf geheimnisvolle Weise süchtig gemacht.
    Er musste es wieder tun, das wusste Selboo jetzt.
    Zephyda reinigte sich in ihrer Kabine unter einer Vorrichtung, die fließend warmes Wasser spendete, wie unter einem Wasserfall, Sie trocknete ihr Haar und ordnete es sorgfältig mit dem Stirnreif.
    Wenn sie Atlan gegenübertrat, wollte sie nicht aussehen wie eine vom Wald zerzauste Göre. Sondern wie eine stolze Frau. Sie zog sich ihre Stiefel und das Moka-Leder über, beides auf geheimnisvolle Weise vom Schiff gereinigt, und trat auf den Korridor.
    Der Kreuzer lag wie ausgestorben. Zephyda hätte jede Ablenkung ausgenutzt, aber es gab keine. Sie trat nach vorn, klopfte an Atlans Kabinentür und wartete mit klopfendem Herz.
    „Herein!", hörte sie ihn rufen.
    Sie drückte die Klappe auf. Atlan hockte mit angezogenen Beinen auf seinem Lager, nachdenklich, so als spräche er mit seinem unsichtbaren Extrasinn.
    „Zephyda?" Er blieb sitzen, statt sie zu umarmen, und steigerte ihre Beklommenheit damit ins Unermessliche.
    „Ich will mit dir reden", sprach sie. „Ich will jetzt wissen, was los ist.
    Warum du deine eigene Kabine wolltest. Warum du dich so verhältst wie ... wie ein Stein."
    Der Arkonide blickte sie geradeheraus an. Doch er blieb noch immer sitzen.
    Zephyda konnte nicht begreifen, dass er dazu fähig war. Mehrfach öffnete er den Mund und setzte zu sprechen an.
    „Bitte, Atlan", drängte sie ihn. Zephyda hoffte, dass ihre Stimme nicht wie ein Flehen klang.
    „Sieh mal", begann er schließlich, „die Antwort ist nicht so kompliziert, sie ist sogar sehr simpel. Es geht um meine eigene Unsterblichkeit und deine begrenzte Zeit. Ich darf nicht zulassen, dass dies eine feste Bindung wird. Ich nehme dir damit jede Chance auf ein eigenes Glück weg."
    „Der Gedanke kommt dir reichlich spät!", stieß sie hervor.
    „Du hast einen Einfluss auf mich. Manchmal kann man sich schwer wehren."
    „Sieh mich an, hast du eine alte Frau vor dir? Oder eine Feindin, gegen die du dich wehren musst?"
    Atlan starrte unverwandt, mit wächsernem Gesicht, ohne Regung in den Augen.
    Dann sah sie aus seinen Augenwinkeln Tränen fließen. Tränen bei Erregung, die Biologie der Arkoniden.
    Der Anblick machte sie verrückt. Sie wusste jetzt, er handelte gegen sein Gefühl. Das steinerne Gesicht war Lüge.
    Aber er handelte, und sie hatte das schreckliche Gefühl, gegen seine Entscheidung nicht anzukommen.
    Zephyda verstand das alles mit dem Kopf, nicht aber mit dem Herzen.
    Sie war nicht im Mindesten bereit, seine Konsequenzen hinzunehmen.
    „Atlan", brach es aus ihr hervor, „du wirst dich entweder überwinden und dich zu mir bekennen. Auch vor dir selbst, Arkonide! – Dann wirst du mir keine Sekunde länger deine Nähe verweigern. Oder du brauchst gar nicht mehr zu kommen."
    Ihr plötzlich hitziger Blick prallte an seinem Steingesicht ab. Wie ein Sonnenstrahl an einem Spiegel. Oder wie an einem Prallfeld.
    Zephyda wirbelte herum und stürmte aus der Kabine.
    Atlan streckte sich auf dem Lager aus, als sie gegangen war. Sein Herz klopfte stark.
    „Entspann dich ...", murmelte er zu sich selbst.
    Aufstehen und zu ihr gehen, es war so einfach. Ein paar schöne Jahre haben oder getrennte Wege nehmen, wenn das Schicksal sie in unterschiedliche Richtungen führte.
    Sie kommt dir nahe, nicht wahr?, hörte er lautlos eine Stimme flüstern.
    Sie hat da eine Tür gefunden, durch die sie gehen kann. Und du Unsterblicher stehst schutzlos da.
    Atlan starrte atemlos zornig gegen die Wand und dann zur Tür. Es war so einfach. Er hob den Kopf, spannte seine Bauchmuskulatur wie zu einem Sprung ...
    Und blieb am Ende auf dem Polster liegen.
     
    ENDE

Weitere Kostenlose Bücher