2228 - Der Bionische Kreuzer
was dann geschah, die Kybb-Cranar würden in jedem Fall nachsehen, was der Kreuzer hier zu suchen gehabt hatte.
Selbst wenn sie das Loch mit Schnee bedeckten, mit der nötigen Akribie war Keraete so gut wie entdeckt. Mit zwei Aktivatorchips in seinem Inneren.
Atlan hob Selboos Desintegratorgerät auf. „Echophage, hol uns beide ebenfalls! Fünf Meter hoch über das Loch! Da fixieren!"
Atlan und Rorkhete verloren den Boden unter den Füßen. Sie glitten durch die Luft nach oben, von der unsichtbaren Kraft gezogen, und verharrten an der befohlenen Stelle, nebeneinander in der Luft.
„Ich gebe zu, Arkonide, du machst mich neugierig."
„Gib mir deinen Desintegrator."
Der Shozide reichte ihm kommentarlos sein Gerät.
„Also gut. Jetzt nimm dein Gewehr und schieß den verdammten Rest weg!"
Als Selboo zu Bewusstsein kam, aus Sekunden dauerndem Dämmer, lag er schmerzgekrümmt in der Schleusenkammer der SCHWERT. „Ich krieg dich, Arkonide!"
Durch den Kreuzer gellte ein schreckliches Geräusch, eine Art Sirene, dieselbe wie aus den Alarmübungen. Er begriff im selben Moment, zum ersten Mal in vollem Umfang, dass dem Kreuzer eine tödliche Gefahr bevorstand.
Über sein Gesicht liefen Tränen. „Ich krieg dich! Verflucht seist du!"
Der Alarm ging durch Mark und Bein. Er dachte an die Heimat im Wald von Pardahn, die abgebrannt war. An das verlorene Paradies, das niemand zurückholen konnte.
Zum ersten Mal war eine Generation von Motana imstande, Rache zu nehmen. Kein Freund oder Verwandter wurde lebendig, wenn er das Leben von Kybb-Cranar nahm, aber Selboo wollte sie tot sehen, jeden Einzelnen von ihnen.
Seine Hände ballten sich in bitterem Zorn. Er wollte nie wieder zulassen, dass Sklaven in die Minen zogen und für die Kybb starben.
Selboo merkte kaum, wie er hochkam und sich Richtung Antigravschacht schleppte.
Was war schon der Unterschied? Ein Bündel Pfeile machen und mit einem Bogen abschießen oder in den Sessel klettern und die Kybb mit den Mitteln eines Bionischen Kreuzers auslöschen.
Ein Todbringer sein oder nicht.
Selboo dachte nicht mehr über die Richtung seiner Schritte nach. Er kletterte nicht hoch, in die Ebenen zwei und drei, wo die anderen waren, sondern blieb unten.
Sein Weg endete vor der Tür zum Feuerdeck. Selboo stieß die Tür auf.
Er wischte sich durch das Gesicht und trocknete mit dem Ärmel notdürftig die Tränen weg.
„Gut, verfluchter Arkonide ...", schimpfte er vor sich hin. „So wolltest du das doch, oder?"
Selboo betrat das Feuerdeck. Der Sessel des Kanoniers stand für ihn bereit. Für ihn.
„Ich freue mich, dich rechtzeitig begrüßen zu dürfen." Echophages Stimme klang freundlich und unaufgeregt.
Doch das Holo vor dem Sessel präsentierte höchst bedrohlich zwölf anrückende Reflexe. Die Reflexe entsprachen Schlachtschiffen der Kybb-Cranar.
„Ob rechtzeitig", stieß er hervor, „das sehen wir." Selboo setzte sich mit einer hölzernen Bewegung in die Polster.
Von dem Material ging ein rätselhaftes Kribbeln aus. Es breitete sich über seine Haut, seinen gesamten Körper aus und legte sich als unsichtbare Schmiere über jeden Quadratzentimeter.
Der Sessel des Kanoniers umschloss ihn wie ein Mutterleib. Es war der geborgenste Zustand, den Selboo in seinem Leben erfahren hatte. Ein Gefühl von süchtig machender Schönheit.
Willst du ein Monster sein? Willst du, dass sie dich ansehen wie Dreck?
Das krächzende Geräusch, das er von sich gab, war ein Lachen. Er wusste intuitiv, was zu tun war.
„Echophage?"
„Ja, Todbringer?"
„Hör mal, wie schön ein Waffenmeister singen kann."
Selboo stimmte einen monotonen Singsang an.
„Ich werde nicht direkt auf ihn zielen", kündigte Rorkhete an, „sondern etwas daneben. Den Rest erledigt dann die Hitze."
Atlan legte die Hände vor das Gesicht, als der Shozide sein Energiegewehr abfeuerte.
Die Salve schlug versetzt neben Keraete ins Eis. Das gefrorene Wasser schmolz nicht, sondern es verdampfte. Eine kochend heiße Fontäne schoss den Schacht hinauf. Wasserdampf verbrühte Atlans Hände, aber nicht sein Gesicht.
Als er die Augen wieder aufriss, lag am Grund des Schachtes der Mann aus Metall. Die Salve hatte seinen Kopf und die Schultern freigelegt. Der Rest steckte noch fest. Ob die Energie seinen Leib beschädigt hatte oder nicht, ließ sich nicht sagen.
„Echophage! Runterlassen!"
Der Traktorstrahl ließ sie praktisch fallen – und packte kurz über dem Grund des Schachtes zu. Die Hitze entwich
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