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223 - Gaston, Diana - Die mysteriöse Miss M

223 - Gaston, Diana - Die mysteriöse Miss M

Titel: 223 - Gaston, Diana - Die mysteriöse Miss M Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Gaston
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sie die ganze Zeit über erzählten, schenkte nun mir seine ganze Aufmerksamkeit. Ich hatte allerdings keine Ahnung, welchen Eindruck ich in der Kleidung meines Bruders auf ihn machte. Hemd und Hose waren mir viel zu klein, aber ich scherte mich nicht darum. Mir gefiel es einfach, mich wie ein Junge zu kleiden. Damals wünschte ich, ich wäre ein Junge. Jungs durften alle möglichen aufregenden Dinge tun, und ich hasste es, still zu sitzen, um zu nähen oder Klavier zu spielen oder Französisch zu lernen.“
      Voller Zärtlichkeit sah er sie an. Wie sehr wünschte er sich in diesem Moment, er hätte damals mit ihr über Wiesen und durch Wälder reiten können!
      „Lord Farley erklärte mir später“, fuhr sie fort, „in meiner Kleidung hätte ich jeden Mann erregt. Ich hätte es eigentlich wissen sollen, aber ich verdrängte es, wenn die Gouvernante davon sprach.“ Sie biss sich auf die Unterlippe. „Als Lord Farley mich küsste, konnte ich nur daran denken, dass ich etwas erreicht hatte, von dem meine Schwestern nur träumen konnten. Ich wollte es ihnen so bald wie möglich erzählen.“
      Sie stand auf und ging vor der Bank auf und ab. „Farley schlug vor, wir sollten uns in eine nahe gelegene Jagdhütte zurückziehen. Seine Küsse waren nichts Abstoßendes, und ich wollte mehr ausprobieren. Er zeigte mir mehr als nur das Küssen. Ich weiß nicht, wie es so weit kommen konnte, aber ich versuchte gar nicht erst, ihn aufzuhalten. Mein Körper reagierte auf alles, was Farley tat, Devlin.“ Sie hielt inne und sah ihn an, um festzustellen, was ihre Worte bei ihm bewirkten. Schließlich ließ sie sich wieder neben ihm auf der Bank nieder. „Ich schwor mir, niemals wieder solche Gefühle zu empfinden, und das tat ich dann auch. Bis zu jenem Abend, als du zu mir kamst.“
      Er legte seinen Arm um sie, sodass sie den Kopf auf seine Schulter sinken lassen konnte.
      Es dauerte eine Weile, ehe sie weiterreden konnte. „Farley sagte mir, ich solle am Abend in sein Zimmer kommen. Natürlich tat ich das auch, weil alles so aufregend war. Und im denkbar schlechtesten Moment … kam mein Vater ins Zimmer.“
      Madeleine löste sich aus seiner Umarmung und legte die Hände vors Gesicht. „Ich wusste, ich tat etwas Verkehrtes, etwas Sündiges. Ich verdiente es, dass meine Eltern mich wegschickten. Es war nur angemessen.“
      „Von wegen“, erwiderte er. „Angesichts deines Alters hätten deine Eltern stattdessen Farley vierteilen lassen sollen.“
      „Aber ich hatte ihn doch dazu verführt“, sagte sie. „Er und mein Vater waren der gleichen Meinung. Es war nicht sein Fehler. Man kann von einem Mann nicht erwarten, dass er solche … solche Bedürfnisse unter Kontrolle hat.“ So ernst, wie sie das erklärte, glaubte sie diesen Unsinn offenbar.
      Devlin packte sie an den Schultern und drehte sie zu sich. „Maddy, ein Gentleman muss solche Bedürfnisse im Griff haben. Hatte ich das nicht auch, als du bei mir eingezogen bist? Es war nicht leicht für mich, das kannst du mir glauben.“
      „Aber ich habe dich doch auch verführt. Als ich dich lieben wollte, konntest du nicht widerstehen.“
      Unwillkürlich musste er lächeln. „Ach, du dummes Ding. Du hast mich nicht verführt. Es war einfach nicht nötig, mich dir zu widersetzen, wenn wir beide es wollten.“
      Sie schüttelte den Kopf. „Du verstehst nicht.“
      „Ich verstehe sehr gut. Farley hat die Ahnungslosigkeit eines unschuldigen Mädchens ausgenutzt.“
      „Es läuft aber doch aufs Gleiche hinaus. Als es geschehen war, war mein Schicksal besiegelt.“
      Er stand auf und hielt ihr die Hand hin. „Komm, lass uns spazieren gehen.“
      Sie gingen eine Weile schweigend durch den Park, schließlich sagte Devlin: „Ich kann noch immer nicht fassen, dass deine Eltern Farley erlaubten, dich mitzunehmen. Sie müssen doch gewusst haben, was es mit ihm auf sich hatte.“
      „Meine Mutter sagte, ich sei schon immer eine Schande für die Familie gewesen und verdiene einen solchen Mann. Ich war so dumm, dass ich glaubte, er würde mich nach Gretna Green bringen. Erst als wir London erreichten, begriff ich, was meine Mutter gemeint hatte.“
      Devlin konnte seine Aufgebrachtheit kaum unter Kontrolle halten. Was waren das für Eltern, die eine unschuldige Tochter einem Mann wie Farley überließen? Das war völlig gewissenlos!
      „Jedenfalls“, fuhr sie mit auffallend ausdrucksloser Stimme fort, „dauerte es nicht lange, da

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