223 - Gaston, Diana - Die mysteriöse Miss M
Stimme auf sie ein. „Wir werden Ihr Kind in das Bett legen, sobald Bart es zusammengebaut hat. Sophie kann sich um die Bettwäsche kümmern. Und Sie, Madeleine, müssen versuchen, zumindest ein wenig zu essen.“
Es dauerte nur wenige Minuten, dann ließ Bart sie wissen, dass das Bett bereit sei. Madeleine legte Linette hinein und deckte sie zu, schließlich kehrten sie an den Tisch zurück, auf den Sophie eben einen Teller mit einer dicken Scheibe Brot mit Käse gestellt hatte.
Madeleine aß, einfach weil sie nicht wusste, was sie sonst hätte tun sollen.
Als der Abend anbrach, entzündete Devlin die Kerzen im Schlafzimmer, um die Schatten zu vertreiben, die sich mit Einsetzen der Dämmerung breitgemacht hatten. Im sanften Schein des Kerzenlichts wirkte Madeleine sehr verwundbar, wie sie so neben Linettes Bett saß. Den ganzen Tag über war sie dem Mädchen kaum einmal von der Seite gewichen, doch es war ihr nicht zu verdenken. Die kleine Linette war ein reizendes Kind, und es schmerzte, sie leiden zu sehen.
„Gehen Sie heute Abend aus, Mylord?“, fragte Madeleine auf einmal.
Er stützte sich auf den Armlehnen ihres Stuhls ab und beugte sich über sie. „Ich heiße Devlin.“
„Also gut. Devlin.“ Sie sah wieder zu ihrer Tochter.
„Wie könnte ich ausgehen, wenn unser Kind krank ist?“, gab er zurück und zog für sich einen Stuhl heran.
„Sie sind nicht verpflichtet, mir Gesellschaft zu leisten. Ich werde Sie nicht davon abhalten, wenn Sie ausgehen wollen.“
„Unsinn“, meinte er.
Langsam wippte sie auf ihrem Schaukelstuhl vor und zurück. Devlin wünschte, er könnte sie davon überzeugen, dass alles gut ausgehen würde. Den ganzen Tag über hatte er es versucht, aber sie wollte seinen Beteuerungen nicht glauben.
Von nebenan hörte er Barts tiefe Stimme und musste verstohlen lächeln. Dass der alte Sergeant von einer so zierlichen Frau angetan war, empfand Devlin einfach nur amüsant, da sie so gar nicht zu ihm zu passen schien.
„Devlin?“ Madeleines Stimme war kaum lauter als ein Wispern. „Ich habe Ihnen noch gar nicht gedankt … dafür, dass Sie den Doktor holten, und dafür, dass … dass wir bleiben dürfen.“
„Verdammt, Madeleine. Haben Sie gedacht, ich würde Sie zu Farley zurückschicken?“
„Nein, natürlich nicht“, rief sie erschrocken aus.
„Natürlich nicht.“ Er strich über ihre Wange, dann lehnte er sich zurück, bis er seinen Stuhl nur noch auf den hinteren zwei Beinen balancierte. „Wie zum Teufel sind Sie überhaupt an diesen Farley geraten? Sie sind doch viel zu jung.“
„Ich bin alt genug“, widersprach sie.
„Unsinn, Sie haben gerade mal die Schule hinter sich.“
Sie warf ihm einen beleidigten Blick zu. „Ich bin achtzehn.“
„Achtzehn?“ Devlin erschrak so sehr, dass er beinahe mit seinem Stuhl nach hinten gekippt wäre. Linette regte sich im Schlaf und gab einen Laut von sich.
„Schhht“, machte Madeleine und streichelte das Kind, um es zu beruhigen.
„Mein Gott“, flüsterte er ungläubig. „Wie alt waren Sie, als ich zu Ihnen kam?“ Er konnte es selbst ausrechnen, doch er wollte das Ergebnis nicht wahrhaben.
„Ich war fünfzehn.“
„Verdammt!“, zischte er. „Dieser Mann ist ein verkommenes Subjekt.“ Aber Devlin hatte ebenfalls mit ihr das Bett geteilt. War er dann nicht genauso verkommen?
Sie sah ihn von der Seite an. „Sie halten mich für das unglückselige Opfer, Devlin. Stellen Sie mich nicht als so gut hin.“
„Sie haben sich ihm sicher nicht freiwillig angeschlossen.“ Nein, das würde er ihr nicht abnehmen.
„Ist das in irgendeiner Weise eine Angelegenheit, die Sie betrifft, Mylord?“
„Nicht im Geringsten“, entgegnete er. Dennoch würde ihn das nicht davon abhalten, der Sache auf den Grund zu gehen. „Warum haben Sie sich diesem verlogenen Lump angeschlossen?“
Sie seufzte. „Das ist eine unerfreuliche Geschichte, die kaum jemanden interessieren würde.“
„Mich schon“, beharrte er.
„Wie Sie meinen, Mylord.“ Madeleine hielt kurz inne und strich über Linettes Haar. „Er verführte mich, mein Ruf war ruiniert. Was hätte ich noch machen sollen?“
Aus ihrem Mund klang es derart belanglos, als habe ihr Kleid einen Fleck abbekommen. Dabei war Farley gut und gerne vierzig. Ein so junges Mädchen zu verführen, das … das war abscheulich! Devlin hätte sie schon damals vor diesem grässlichen
Weitere Kostenlose Bücher