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223 - Gaston, Diana - Die mysteriöse Miss M

223 - Gaston, Diana - Die mysteriöse Miss M

Titel: 223 - Gaston, Diana - Die mysteriöse Miss M Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Gaston
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„Tatsächlich?“
      Devlin verfluchte, dass sein Bruder stets so undurchschaubar war. „Du hast nicht zufällig verbreitet, was du zusammen mit Vater für mich arrangiert hast, oder?“
      Neds Augen verrieten für einen winzigen Moment, dass er über diese Tatsache überrascht war.
      „Nein, das hast du nicht“, meinte Devlin lachend. „Vielleicht eine meiner Schwestern?“
      „Helen käme dafür am ehesten infrage“, überlegte Ned, als er sich wieder gefasst hatte.
      „Stimmt“, pflichtete er seinem Bruder bei. „Sie hat eine gute Freundin in der Stadt, soweit ich weiß.“
      „Und sie neigt dazu, sich in die Angelegenheiten anderer einzumischen.“
      Kurzzeitig entspannte sich das Verhältnis zwischen ihnen, dass Devlin fast vergessen konnte, was sein verehrter Bruder ihm angetan hatte. Ned würde ihn wohl tadeln, wüsste er die Wahrheit über Madeleine – aber wäre er dann vielleicht nicht noch verbissener? Der Stolz verbot es Devlin, ihn noch einmal um Geld zu bitten. Warum er ihm nicht sagte, was es mit Madeleine auf sich hatte, war ihm dagegen nicht so ganz klar.
      „Wie geht es Serena?“, fragte er stattdessen, um zu einem neutralen Thema zu wechseln.
      „Gut“, entgegnete der Marquess wortkarg.
      Aha, dann war Serena also kein neutrales Thema. Hatte Neds Verärgerung irgendetwas mit Serena zu tun? Devlin betrachtete seinen Bruder und kam zu dem Schluss, dass dessen Gesichtsausdruck nicht ganz so undurchschaubar war, wie er dachte, sondern einen schmerzlichen Zug aufwies.
      „Mein Gott, Ned. Gibt es Probleme zwischen dir und Serena?“ Der Gedanke war in Worte gefasst, ehe Devlin sich bremsen konnte.
      Neds Miene nahm versteinerte Züge an. „Pass gefälligst auf, was du sagst. Jemand könnte dich hören!“
      „Es tut mir leid“, erwiderte er leise. Verdammt, jetzt war es ihm sogar gelungen, sich bei seinem Bruder noch unbeliebter zu machen. Wenn jemand seine unüberlegte Äußerung gehört hatte, würde die Gerüchteküche überkochen. Er sah sich im Salon um, doch niemand schien seine Worte mitbekommen zu haben – hoffentlich nicht!
      Ned hatte sich nicht umgeschaut, stattdessen saß er weiter regungslos da. Er hätte sicher einen grandiosen Soldaten abgegeben, der sich einem ganzen feindlichen Bataillon stellte, ohne mit der Wimper zu zucken. Die Frage war nur, ob er auch genug Empfindungen aufbringen würde, um zuzuschlagen. Ein Soldat musste in der Lage sein, Zorn zu fühlen und sich von diesem antreiben zu lassen. Bis zu ihrem Faustkampf vor zwei Wochen hätte Devlin nicht geglaubt, Ned könne dazu fähig sein.
      Mit einem Mal breitete sich in Devlin eine Benommenheit aus. Er hätte nicht an Kämpfe und Gefechte denken sollen. Erinnerungen an Bilder, Geräusche und Gerüche regten sich – das Donnern der Hufe, der Schlachtenlärm, der Rauch und der Gestank des Musketenfeuers. Männer schrien, Pferde wieherten, Metall schlug auf Metall, ehe es in das Fleisch des Gegners gejagt wurde. Blut wurde vergossen, der üble Geruch des Todes kam näher und näher …
      Devlin drückte die Fingerspitzen gegen seine Schläfen.
      „Fühlst du dich nicht wohl?“ Neds Tonfall verriet dessen ehrliche Sorge um ihn.
      Schweiß trat ihm auf die Stirn, als sei es ein warmer Tag. Das Donnern der französischen Kanonen dröhnte in seinem Kopf, vor seinen Augen zog ein rauchverhangenes Chaos auf. Er konnte die Männer sehen, ihre vergilbten Zähne, den überraschten Ausdruck auf ihrem Gesicht, wenn sein Säbel ihnen die Kehle aufschlitzte.
      „Dev, du bist weiß wie der Tod. Lass mich einen Arzt rufen.“
      Als die Stimme seines Bruders zu ihm durchdrang, lösten sich die Bilder so schnell auf, wie sie gekommen waren, und ließen ihn aufgewühlt zurück. Devlin kämpfte gegen den Wunsch an, lauthals zu lachen. So wie in der Kindheit hatte sein Bruder ihn gerettet – diesmal vor seiner eigenen Erinnerung.
      „Kein Arzt“, widersprach Devlin. „Ich war für einen Moment woanders.“ Er stand auf, jeder Gedanke, um eine Anstellung zu betteln, war verflogen. „Würdest du mich entschuldigen, Ned? Ich muss gehen.“
      „Bist du dir sicher, dass dir nichts fehlt?“ Der Marquess runzelte die Stirn, jedoch musste man sehr genau hinsehen, um es zu bemerken.
      Devlin verzog den Mund. „Ich bin vielleicht arm, aber nicht krank. Du musst dir keine Sorgen machen.“
      „Ich bin mit meinem Landauer hier. Ich werde dich nach Hause bringen.“
      „Das

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