223 - Gaston, Diana - Die mysteriöse Miss M
nach einer Ehefrau Ausschau halten?“
„Ich will es nicht, ich muss es.“
„Es gefällt mir nicht“, erklärte sie schwach.
Devlin verzog den Mund zu einem ironischen Lächeln. „Mir gefällt es auch nicht. Aber für Linettes Zukunft müssen wir es tun.“
Meinte er das wirklich so? Oder sagte er es nur, weil er wusste, für Linette würde sie alles tun? Ihr Kind war für sie wichtiger als alles andere, wichtiger noch als Devlins Glück. Sie wollte von Herzen glauben, dass ihm Linette so viel bedeutete, doch in den vergangenen Jahren hatten Männer ihr alle möglichen Dinge versprochen, und sie hatte daraus die Lehre gezogen, nichts davon zu glauben.
„Für Linette bin ich verantwortlich, nicht du“, erklärte sie, ging zum Fenster und sah hinaus.
Devlin stellte sich hinter sie und legte die Hände auf ihre Schultern. „Ich sagte dir schon, ich bin für euch alle verantwortlich. Was für ein Mann wäre ich, wenn mich euer Wohlergehen nicht kümmern würde? Doch ich benötige dazu die finanziellen Mittel.“ Sanft strich er über die zarte Haut ihres Nackens. „Mein Bruder hat das Geld unter sich, also muss ich tun, was er sagt. Das ist der Preis für meine Unabhängigkeit und für dein Überleben.“
„Er zwingt dich zur Heirat, aber du willst das gar nicht!“, rief sie und drehte sich zu ihm um. „Und alles ist nur meine Schuld!“
„Ich habe mich dazu entschieden. Ned zwingt mich nicht, und genauso wenig werde ich dich zwingen, mich zum Dinner zu begleiten, auch wenn ich es gern sähe.“
Sie wollte nicht dorthin gehen, ihr Platz war nicht zwischen den Mitgliedern der feinen Gesellschaft. Außerdem misstraute sie dem Marquess, ganz gleich, wie sehr der auch Linette zugetan zu sein schien.
Von Devlin war es ungerecht, so etwas von ihr zu erwarten. Wie sollte sie diesen Abend überstehen? Auf einmal schürzte sie die Lippen. Sie hatte schon viel Schlimmeres über sich ergehen lassen, da sollte sie doch in der Lage sein, ein Dinner bei Devlins Bruder zu ertragen.
„Also gut, ich werde dich begleiten, aber ich tue es nur für Linette.“
„Sie ist der einzige Grund, weshalb ich zu ihm gehen werde“, antwortete er leise. „Madeleine“, fuhr er im Flüsterton fort und strich ihr über die Wange.
Ihre Leidenschaft wurde augenblicklich entfacht, das Verlangen nach Devlin erwachte in ihr trotz des helllichten Tages und der Tatsache, dass alle im Haus auf den Beinen waren. Mit ihrer Lüsternheit hatte sie jeden Anspruch auf Ehrbarkeit verspielt, und – was noch viel schlimmer war – sie hatte sich auf eine körperliche Weise an Devlin gebunden.
Er beugte sich vor, sie fühlte seinen Atem auf ihren Lippen. Sie begehrte ihn, sie sehnte sich nach seinem Kuss. Sie spielte bereits mit dem Gedanken, wie sie am schnellsten seine Hose würde aufknöpfen können.
In diesem Moment waren Schritte auf der Treppe zu hören. „Mama, Mama!“, rief Linette.
Mit einem bedauernden Lächeln ging Devlin auf Abstand zu Madeleine. „Hier drinnen, Lady Lin“, erwiderte er.
Die Marchioness of Heronvale war ungewöhnlich nervös, während sie zusammen mit ihrem Mann auf die Ankunft ihrer Gäste wartete. Sorge erfüllte sie, ob die Frau an Devlins Seite wohl eine gute Meinung von ihr haben würde, obwohl das ein lächerlicher Gedanke war. Seit wann kümmerte es jemanden, welche Meinung eine … eine solche Frau von einem hatte?
Der Plan ihres Mannes mochte zwar aufregend sein, doch darüber wollte sie am liebsten gar nicht nachdenken. Zu viel stand auf dem Spiel, und es bestand die große Gefahr, dass ihre Hoffnungen zunichte gemacht würden. Stattdessen ließ sie sich lieber durch den Kopf gehen, wie skandalös es wirkte, in ihr ehrbares Haus eine Frau einzuladen, deren Verbindung zu einem Mann in erster Linie auf ihrer Sexualität gründete. Serena legte die Finger auf ihre Wangen, um ihr Erröten zu vertuschen. Wie würde diese Frau wohl sein? Was war an ihr so anders, dass sie einen Mann an sich binden konnte, indem sie mit ihm das Bett teilte? Serena fühlte sich fast unerträglich schamlos, dass sie über solche Dinge überhaupt nachdachte. Was würde Ned von ihr halten, wenn er wüsste, was ihr durch den Kopf ging?
Nur selten wandte sich Ned an sie, um im Ehebett körperliche Gelüste auszuleben. Wenn es denn einmal geschah, verspürte sie kaum etwas anderes als Angst, sie könnte ihn nicht zufriedenstellen – was eigentlich jedes Mal
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