2231 - Der Klang des Lebens
eigenen Einheiten."
Und das war das Problem. Wie sollten die Todbringer die Rauchfelder unter Beschuss nehmen, wenn diese sich zwischen den Bionischen Kreuzern bewegten? Sie hatten kein klares Ziel vor Augen. Sie mussten unter diesen Bedingungen die eigenen Raumschiffe treffen. Aber keiner der Bionischen Kreuzer bekam einen Treffer ab. Lieber feuerten die Todbringer nicht.
Es wurden etliche Salven in die Luft abgegeben, wenn sich der Rauch dort ballte. Aber – als hätte man das nicht vermuten können – sie richteten keinen Schaden an. Der Rauch wurde bloß durcheinander gewirbelt und formierte sich danach wieder.
Währenddessen hatte das Große Sterben längst eingesetzt. Ein Bionischer Kreuzer nach dem anderen fiel der unsichtbaren Macht zum Opfer. Die Mannschaften wurden nacheinander dahingerafft, ohne dass Kampfhandlungen zu erkennen waren. Zuletzt war nur noch die Mannschaft der LAVORNI übrig.
Nanomechno hatte auf Kommandeurin Arklanzas Anweisung alle Vorgänge um das Kommandoschiff aufgezeichnet, ebenso wie die internen.
Auf einmal drang der Rauch auch in die LAVORNI ein, obwohl Nanomechno den Schutzschirm aktiviert hatte. In der Folge fiel einer nach dem anderen der Mannschaft aus. Der Todbringer Nanomechnos, der Beistand. Die Epha-Motana. Und zuletzt erlag auch die Kommandeurin. Sie wurden Opfer der alles verzehrenden Macht.
Danach war nur noch Stille. Der Rauch verzog sich. Aber obwohl sich keiner von der Mannschaft mehr rührte, war Nanomechno nicht sicher, ob sie auch wirklich tot waren. Die Epha-Motana saß mit ihren Quellen im Kreis. Einige der Gesichter waren wie im Schmerz verzerrt. Andere der Motana zeigten unnatürliche Verrenkungen. Aber sie alle wiesen keinerlei äußere Verletzungen auf. Sie schienen völlig unversehrt, wirkten für Nanomechno immer noch irgendwie lebendig, obwohl kein Leben mehr in ihnen zu sein schien. Darum war sich die Biotronik der LAVORNI nicht sicher, ob Kommandeurin Arklanza und ihre Mannschaft nicht doch noch am Leben waren. Irgendwie. Nanomechno hoffte, dass sie eines Tages aufwachen würden und wieder Leben in sie kam.
Erst nach Jahrhunderten gab Nanomechno diese Hoffnung auf. Das war, als Kommandeurin Arklanza und die anderen zu Staub zerfielen. Und sich der Staub in nichts auflöste.
Da war Nanomechno klar, dass sie ihre Körperlichkeit verloren hatten. Aber waren sie auch wirklich und endgültig tot? Oder schwebten ihre Geister noch irgendwo im Raum?
Biologisch war auch für Nanomechno alles klar. Aber unter philosophischer Betrachtungsweise waren Zweifel angebracht.
„Sage du mir, Epasarr, ob Kommandeurin Arklanza und ihre Mannschaft tot sind", verlangte Nanomechno, nachdem das Holo zu Ende war.
Epasarr blieb stumm.
„Keiner von ihnen wird wiederkommen", antwortete Atlan an seiner Stelle. „Sie sind für immer verloren." Die von den Worten ausgehende lähmende Stille wirkte, als ob das große Sternenschiff weinte.
5.
Entscheidungen
„Was die Gefährlichkeit des Nebels angeht, habe ich mich geirrt", sagte Atlan. Zephyda hatte von ihm kein derartiges Eingeständnis erwartet. „Auf Ham Erelca gibt es eindeutig eine tödliche Gefahr, die die Mannschaften aller Bionischen Kreuzer gemeuchelt hat. Und die die Jahrtausende vermutlich überdauerte. Der Vernunft gehorchend, müssten wir sofort das Weite suchen. Aber wir brauchen die sechzig Bionischen Kreuzer. Also: Was tun?"
„Wir werden nicht davonlaufen", sagte Zephyda spontan. „Zuerst müssen wir die Bionischen Kreuzer sichern."
„Wenn wir das zum Preis unseres Lebens schaffen, kann man das nicht gerade Erfolg nennen." Atlan sah Zephyda herausfordernd an.
„Wenn der Krieg gegen die kybernetischen Völker ausbricht, brauchen wir die Kreuzer", sagte Zephyda, wie um sich selbst aufzuputschen. „Ohne sie stünden wir auf verlorenem Posten."
„Das weiß ich. Aber die Macht, die die Mannschaften der Kreuzer hingerafft hat, ist noch präsent", gab Atlan zu bedenken. „Sie ist in den Nebeln dieses Tals manifestiert. Noch können wir uns absetzen.
Aus irgendwelchen Gründen hat bisher kein neuerliches Großes Sterben eingesetzt. Aber wer weiß, wie lange das noch gut geht."
„Was sagt denn dein Extrasinn?", fiel ihm Zephyda ins Wort.
„Er rät zum Rückzug."
„Kommt nicht in Frage!" Zephyda wusste, dass es um mehr als nur ihr Leben ging, aber sie wusste auch, dass es klang, als wolle sie lediglich Atlan widersprechen. Doch es ging um die Freiheit ihres Volkes. Wie sollten sie
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