2231 - Der Klang des Lebens
dargestellt. Was sagt denn dein Logiksektor dazu?"
Sie wirkte überaus angriffslustig.
„Tatsache ist, dass der Nebel ihnen nichts getan hat", erwiderte Atlan frostig. „Die drei Frauen waren auf ihrem ersten Außeneinsatz und hatten natürlich Furcht. Jeder mit wenig Erfahrung hätte die.
Deswegen war es auch gut, nicht ihnen die Entscheidungen zu überlassen. Rorkhete und ich haben jedenfalls nicht gesehen, wie sich aus dem Nebel irgendwelche fratzenhafte Gesichter oder Schauergestalten bildeten."
„Dass es dir an der nötigen Sensibilität mangelt, ist hinreichend bekannt", regte sich Zephyda auf. Sie wandte sich Rorkhete mit einer versöhnlichen Geste zu und sagte: „Aber wenn Rorkhete deine Einschätzung teilt, werde ich ihr nicht widersprechen."
„Ich bin der Meinung, dass wir den Empfindungen der Motana mehr Beachtung schenken sollten", mischte sich Rhodan ein. „Sie hatten eindrucksvolle Erlebnisse, die ihnen Angst bereitet haben. Das können sie nicht erfunden haben. Und selbst wenn alles nur Einbildung war, muss es eine Ursache dafür geben. Das dürfen wir nicht einfach ignorieren. Irgendetwas gibt es in diesem Tal der Nebel, was Lajona, Daila und Akluhi negativ beeinflusst hat."
Atlan seufzte. „Ich will nicht bestreiten, dass irgendwo im Nebel etwas lauern könnte, was einen Einfluss auf die Motana ausübt. Okay?"
Zephyda nickte.
Epasarr meldete sich zu Wort: „Es wäre sicher hilfreich, bei der nächsten Außenexpedition einen Beistand mitzunehmen. Da die Biotroniken auf keine weiteren Anrufe mehr reagiert haben, würden sie euch vermutlich auch bei direkter Konfrontation den Zugriff verweigern. Ein Beistand könnte da von Nutzen sein."
„Du hast Recht, Epasarr", stimmte Atlan zu. „Das habe ich nicht bedacht. Gegenstimmen?"
„Es dürfte auch ausreichen, wenn ihr Epasarr mitnehmt", sagte Rhodan. „Meine Begleitung böte nur begrenzten Zusatznutzen, wenn überhaupt."
„Nur zu", sagte Zephyda in diesem Moment und stürmte aus dem Raum. „Macht es doch unter euch Männern aus."
Erst jetzt erkannte Atlan, dass Zephyda beleidigt war, weil sie als Kommandantin der SCHWERT nicht ausreichend in dieses Unternehmen einbezogen worden war. Ein solcher Fehler wäre ihm früher nie passiert. Was war nur los? Aber es war zu spät, um den Fehler zu korrigieren.
*
Der nächste Bionische Kreuzer lag in entgegengesetzter Richtung des Wracks. Er war 250 Meter entfernt. Auf dem Weg dorthin hielt Rorkhete sein Gewehr schussbereit. Atlan beobachtete den Nebel. Er bewegte sich nicht, sondern hing träge über ihren Köpfen. Atlan versuchte, Gestalten oder Gesichter darin zu sehen. Nichts. „Rorkhete, fällt dir an dem Nebel irgendetwas Ungewöhnliches auf?", fragte Atlan auf halbem Wege. „Da ist nichts Ungewöhnliches."
„Epasarr?"
„Ich kann nichts erkennen", sagte der Beistand. „Ist ein ziemlich uninteressanter und langweiliger Nebel." Wie Nebel normalerweise ist, dachte der Arkonide, blieb aber weiterhin wachsam. Dass gleich drei Motana etwas gesehen zu haben glaubten, konnte kein Zufall sein, und an eine gemeinschaftliche Hysterie wollte er nicht so recht glauben. Obwohl die Reaktionen Zephydas in den letzten Wochen seinen Glauben an die Frauen nicht unbedingt gestärkt hatten.
Sie erreichten den Bionischen Kreuzer, ohne dass sich mit dem Nebel irgendetwas getan hätte. Er war ein unbeweglicher Schleier und hatte keinerlei Schreckgestalten ausgespuckt.
Zu Atlans größter Überraschung stand die Einstiegsrampe des Bionischen Kreuzers einladend offen.
„Ist es möglich, dass die Biotronik den Einstieg bei unserer Annäherung geöffnet hat, Epasarr?", fragte Atlan. „Das kann ich nicht sagen", antwortete Epasarr. „Vielleicht steht er schon Tausende Jahre offen."
„Geh besser du voran", verlangte Atlan. „Wenn alle Biotroniken motanischer Raumschiffe so sind wie Echophage, reagieren sie nicht sehr günstig, wenn nach Tausenden Jahren ausgerechnet ein Arkonide oder Terraner sie zuerst betreten will..."
Epasarr kam der Aufforderung ohne Widerrede und Anzeichen von Angst nach. Sein Schritt war fest, als er die Rampe hinaufstieg. Atlan blieb ihm dicht auf den Fersen. Rorkhete folgte ihnen rückwärts gehend. Seine scharfen Augen durchdrangen forschend den Nebel.
Über die Rampe kamen sie auf Deck 1 mit den beiden Antigravschächten. Der Auffangraum war leer.
Atlan strich mit dem Handschuh des Schutzanzuges über eine der Lamellenwände, die an Schlangenhaut erinnerten. Sie
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