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2232 - Wiedergeburt

Titel: 2232 - Wiedergeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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auf. Der kleinere davon wurde dafür abgestellt, das Kraftwerk zu sabotieren. Oltran hätte sich und Stentral liebend gern bei dieser Gruppe gesehen. So wäre ihnen der beschwerliche Aufstieg erspart geblieben, und sie hätten sich bedeutend näher zum rettenden Geheimgang befunden.
    Aber natürlich hatte Tran-Atlan sie für den eigentlichen Stoßtrupp vorgesehen. Und Sten, der enthusiasmierte Idiot, freute sich sogar darüber!
    „Ist das nicht wunderbar?", frohlockte er. „Endlich erkennt jemand unsere Qualitäten. Noch unsere Enkel werden Hirsuunas und Ovasas Heldentaten besingen!"
    „Welche Enkel? Wir haben nicht einmal Kinder."
    Und wenn die Sache so ausging, wie Oltran befürchtete, würden sie auch nie mehr dazu kommen, welche zu zeugen ...
     
    *
     
    Filana empfand erstmals seit Corg Sonderbons unrühmlichem Ende wieder so etwas wie Zufriedenheit mit sich und der Welt.
    Der KHASURN-Verbund erfüllte seine vielfältigen Aufgaben mittlerweile makellos. Kurzzeitig hatte es leichte Routing-Probleme gegeben; das war ganz normal bei einem derart zusammengestoppelten System. Sie hatte ein wenig nachjustieren müssen, jedoch in geringerem Ausmaß, als sie gedacht hatte.
    Damit war ihr Auftrag im Prinzip abgeschlossen. Sie würde noch einige Tage in der Botschaft verweilen, für alle Fälle. Aber sie hatte nicht vor, während dieser Zeit des Bereitschaftsdienstes Trübsal zu blasen.
    Von einer der neu installierten Rolltreppen ließ sie sich nach oben tragen. Eine merkwürdig beschauliche, gewöhnungsbedürftige Art der Fortbewegung, wenn man mit Antigravs aufgewachsen war.
    In der Alten Botschaft gab es etliche provisorische Kantinen und hastig adaptierte Sozialräume, wo die hier Beschäftigten ihre spärliche Freizeit verbringen konnten. Den besten Ruf, was die Anbahnung zwischenmenschlicher Kontakte betraf, besaß eine Cafeteria im 63. Stock.
    Filana hatte das Gefühl, eine halbe Weltreise hinter sich gebracht zu haben, als sie endlich dort eintraf. Es handelte sich um eine Art Vestibül, in dem man einfache Klappbänke aufgestellt hatte, und dazwischen ein paar Leichtmetall-Transportkisten, die als behelfsmäßige Tische dienten. Hinter der von einer abgewetzten Plastik-Schaltafel gebildeten Bar hantierten zwei Bauarbeiter in fleckiger Montur gut gelaunt mit Vurguzz-Flaschen und Fruchtsaft-Packungen. Alles zusammen wirkte dermaßen kärglich und zugleich lustvoll improvisiert, dass ein geradezu unwiderstehlicher Charme davon ausging. Filana wunderte sich nicht im Mindesten, dass alle Bänke dicht besetzt waren. Sie holte sich einen „Jeremiah Hutkin", ein leicht alkoholhaltiges Mixgetränk, das jemand mit einer etwas eigenwilligen Auffassung von Humor nach dem Vierten Inquisitor des Reiches Tradom benannt hatte. Dann lehnte sie sich an die Wand. Mit Bein und Hüfte im Rhythmus der angenehm basslastigen Musik wippend, sondierte sie die Lage.
    An Männern, die ihr mehr oder weniger verstohlen interessierte Blicke zuwarfen, bestand kein Mangel.
    Doch es befand sich niemand darunter, den sie auf Anhieb einer kleinen Sünde wert befunden hätte.
    Nun, sie hatte keine Eile.
    Zwar sehnte sich Filana nach Zweisamkeit, und sie spürte auch, dass die Zeit reif dafür war. So langsam sollte sie die Episode mit dem vermeintlichen Superagenten, der sich als Drogensüchtiger entpuppt hatte, einigermaßen verarbeitet haben. Das Zusammensein mit einem Mann würde ihr helfen, endgültig über Corg hinwegzukommen.
    Aber sich deshalb wahllos den Erstbesten zur Brust zu nehmen, dazu war sie sich denn doch zu gut.
    Sie wusste aus Erfahrung, dass das letztlich auch ihrem Selbstwertgefühl mehr geschadet als genützt hätte.
    Sie horchte in sich hinein. Trauerte sie noch um Corg?
    Klar doch.
    Bei aller Wut auf ihn, weil er sie getäuscht und belogen hatte, und auf sich selbst, weil sie wie ein dummes Schulmädchen auf ihn hereingefallen war– ein solch schmähliches Ende hatte niemand verdient. Zu sterben als Verräter, im Bewusstsein, nicht nur versagt, sondern durch das eigene, unverantwortliche Handeln die Schuld am Tod zahlreicher Unschuldiger auf sich geladen zu haben – das wünschte sie ihrem ärgsten Feind nicht.
    Er war kein schlechter Mensch. Nur schwach, obwohl, nein: gerade weil er immer alles darangesetzt hat, möglichst stark, potent und unbesiegbar zu erscheinen.
    „Darf ich um den nächsten Tanz bitten?"
    Filana schreckte auf. In ihre Gedanken versunken, hatte sie nicht bemerkt, dass jemand zu ihr getreten

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