2232 - Wiedergeburt
war.
„Schau an, der Tierheiler", sagte sie. „Bist du schon lange hier? Ich habe dich gar nicht gesehen."
„Bin ich wirklich so unscheinbar?" Mal Detair breitete in gespielter Verzweiflung die Arme aus.
Das enthielt ein gerüttelt Maß an Koketterie. Denn der über zwei Meter große Fuertone mit den kupferroten Zottelhaaren war ein durchaus stattliches Mannsbild, und das wusste er wohl. Filana schmunzelte. Was Detair vor ihr veranstaltete, war Balzgehabe pur. Wenn uns gerade ein Exo-Soziologe einer Fremdrasse – sagen wir einmal, ein Maahk – beobachten würde, er könnte eindeutige Verhaltensweisen konstatieren: „Das Weibchen hat durch rhythmische Bewegungen seiner unteren Leibeshälfte auf sich aufmerksam gemacht und ein Männchen angelockt, welches nun mittels scheinbar beiläufiger Gesten seine Virilität, symbolisiert durch körperliche Fitness, zur Schau stellt. Ein Prozess hat begonnen, welcher unter dem Deckmantel eines härm– und weitgehend inhaltslosen Wortwechsels der Feststellung der psychischen wie auch physischen Kompatibilität dient. Das nimmt trotz der möglichen tief greifenden Konsequenzen nur wenige Minuten in Anspruch, was doch gewisse Rückschlüsse auf die allgemein mangelnde Reife dieser Gattung zulässt."
Mal Detair hob die Augenbrauen. „Einen Galax für deine Gedanken."
„Bedaure, die sind unverkäuflich."
„Akzeptiert. Dennoch bist du mir zwei Antworten schuldig."
„Äh ... Nein, als unscheinbar kann man dich wirklich nicht bezeichnen. Und ja, bitten darfst du um den nächsten Tanz. Ob ich ihn dir allerdings gewähre, steht noch in den Sternen. – Ist dein Freund Kantiran auch hier?"
„Nein. Der verlässt seinen Wachtposten bei Shallowain nur, wenn es gar nicht anders geht."
„Ich gestehe, dass er mir nicht besonders fehlt."
Mal seufzte. „Kant macht's einem derzeit nicht leicht. Aber er ist ein guter Junge."
„Mag sein. Und du, Mal Detair, was bist du?"
„Wer lässt fragen?"
Ihre Blicke trafen sich. Filana verspürte plötzlich ein lang vermisstes Kribbeln im Bauch. Sie leerte ihren Drink und leckte sich mit der Zungenspitze über die Lippen.
„Lass uns tanzen gehen", sagte sie.
*
Je zwei der Kralasenen und der gewöhnlichen Celistas waren zurückgeblieben, um die Zerstörung des Kraftwerks vorzubereiten.
Die sieben übrigen Heroen hatten über Wartungsschächte und Nottreppen unbehelligt die neunte Etage erreicht. Jetzt standen sie vor einer breiten Rampe, die hinauf in die zweite „Stufe" des pyramidenförmigen Baus führte und den einzigen für sie brauchbaren Zugang zum zehnten Stockwerk darstellte.
Auf der Rampe herrschte reger Verkehr. Unablässig rollten Container verschiedenster Größen hinauf und herab, wobei sie einander oft nur um Haaresbreite auswichen. Auch die Abstände zu den Seitenwänden und zur Überdachung der Rampe betrugen meist nur wenige Millimeter. „Sie transportieren Material für die verschiedenen Baustellen und werden über Normalfunk vom Botschaftsrechner gesteuert", vernahm Stentral die Stimme Jangsho Wrans leise aus seinem Ohrhörer. „Wir dürfen daher keinem davon in die Quere kommen. Die Überwachungsoptiken nehmen uns nicht wahr, doch eine Kollision eines der Container mit etwas Unsichtbarem würde unweigerlich die Aufmerksamkeit der Biopositronik wecken."
„Ihr habt's gehört, Leute", meldete sich Tran-Atlan. „Erhöhte Vorsicht ist geboten. Wir gehen einer nach dem anderen. Teslym, du zuerst."
Stentral, der den Weg des Kralasenen dank seiner mit dem Deflektor synchronisierten Antiflex-Vorrichtung verfolgen konnte, bewunderte die Gewandtheit, mit der sich Teslym zwischen den ferngesteuerten Fahrzeugen bewegte. In weniger als einer halben Minute hatte er die gut zwanzig Meter lange Rampe überwunden.
Jangsho Wran folgte, dann Tran-Atlan selbst. Auch sie hatten keine Mühe, sich in den rasch fließenden Verkehr einzufädeln, die Routen und teilweise sehr abrupten Ausweichmanöver der Container vorauszusehen. Es wirkte geradezu wie ein Kinderspiel.
Dass zwischen Kralasenen und „normalen" Agenten ein himmelhoher Unterschied bestand, zeigte sich, als Hattaga das Hindernis in Angriff nahm. Der Celista, obwohl hellwach und sichtlich in bester körperlicher Verfassung, benötigte mehr Zeit als seine drei Vorgänger zusammen. Mehr als einmal entging er nur um Haaresbreite einem fatalen Zusammenstoß. Die von oben kommenden Container sind nicht das Problem, stellte Sten in Gedanken fest. Aber auch die
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