2232 - Wiedergeburt
Bärtchen herum, dann sagte er: „Ein Spaziergang wird die Sache jedenfalls keiner. Will man sich im Fall Shallowain wirklich auf das juristische Parkett begeben, müssen simultan sowohl terranische als auch arkonidische Gerichtshöfe mit dem Fall befasst werden. Und von Seite des Kristallimperiums ..."
„... kämen selbstverständlich Militärgerichte zum Zug", vervollständigte Bull den Satz. „Das habe ich bereits kapiert."
„Hast du dir auch schon überlegt, wie diese die Einsätze der diversen TLD-Kommandos beurteilen werden?", fragte Switha sanft. Bully grummelte etwas Unverständliches vor sich hin.
„Am Ende einer solchen juristischen Schlacht stünden vermutlich Auslieferungsersuchen für alle Personen, die an Einsätzen gegen arkonidische Einrichtungen beteiligt beziehungsweise im SPEICHER verbarrikadiert waren, inklusive des Todesurteils über diese. Also über Gucky, Icho Tolot, Dario da Eshmale, Trim Marath, Startac Schroeder,..."
„... und so weiter und so fort. Arkon gilt in solchen Fällen nicht unbedingt als kleinlich." Fennesz würfelte eine Hand voll Speicherkristalle auf den Tisch. „Falls du an Präzedenzfällen interessiert bist..."
Bull winkte ab. Er blickte ostentativ auf das Chronometer seines Multifunktionsarmbands.
„Während also unsere Leute nach dem Kodex des Kristallimperiums problemlos eines Kapitalverbrechens überführt werden können, wird es umgekehrt sehr schwierig werden, Shallowain im Einklang mit unserem Recht zu verurteilen", fasste Switha zusammen. „Kurz, wir haben eindeutig die schlechteren Karten."
„Ich danke euch für diesen, äh, beschränkt optimistischen ersten Überblick." Reginald Bull erhob sich. „Na schön, uns allen war von Anfang an klar, dass wir gegen den Wind, äh, manövrieren müssen.
Gleichwohl: Wir werden Shallowain den Prozess machen, daran führt kein Weg vorbei." Die drei Experten blickten einander in stiller Verzweiflung an. Ihnen war sichtlich alles andere als wohl in ihrer Haut.
„Mehr noch: Fran Imith, die derzeit unsere Öffentlichkeitsarbeit koordiniert, wird in Kürze ein Kommunique an die Medien herausgeben, dem zufolge wir äußerst – ich wiederhole: äußerst! – siegesgewiss den kommenden Gerichtsverfahren entgegensehen. Ich würde euch ersuchen, noch für einige Minuten hier zu verweilen und ihr einige entsprechend schlüssige Argumente zu liefern. Ich selbst darf mich entschuldigen, meine nächste Sitzung hat vor dreißig Sekunden begonnen." Bully tippte sich lässig mit einem Finger an die Schläfe, nickte den Anwesenden zu und rauschte ab. Fran fühlte drei Augenpaare auf sich ruhen. „Wenn's geht, bitte in kurzen, leicht verständlichen Sätzen", sagte sie heiter.
13.
Ein Hort aus Eis Alles ist schon wieder ganz anders.
Die fiktiven Ränder, die in alle Richtungen scheinbar unendlich weit entfernten Horizonte der schönen, klaren Zahlenwelt haben sich nach außen gestülpt. Mit einem Schlag ist der mir zugängliche Bereich viel größer geworden und zugleich – paradoxerweise – definierter, begrenzter. Und ... heißer.
Unüberschaubar viele Informationen kommen von drüben, von jenseits der Grenze, herein. Ganz automatisch suchen die Trägerimpulse nach Sammelpunkten, nach Endstationen, wo sie ihre Last abladen können.
Es gibt deren zwei – zwei Zentren. Das eine wird von einer intelligenten, doch passiven Wesenheit gebildet, welche sich einer höheren Aufgabe, einem ebenso klar wie eng definierten Handlungsrahmen vollkommen unterordnet. Diese Entität scheint sehr glücklich und zufrieden zu sein, und sie stellt weder ihre Position noch die ihrer Befehlsgeber in Frage.
Das andere Zentrum bin ich.
Früher hatte ich, wenn zu große Datenmengen und Kontrollanfragen auf mich einströmten, das Gefühl, verbrennen zu müssen. Wie jemand, der oder die allergisch gegen Sonnenlicht ist. Ich habe wohl in meiner Kindheit zu viele Vampirgeschichten gelesen ... Jetzt weiß ich, dass das, was mich zu überwältigen droht, Bits und Bytes sind, Ansammlungen von Informationen; Nachrichten, die mich aus unbekannten Gründen mit der Zentraleinheit verwechseln. Es handelt sich nur um einen kleinen Bruchteil der Gesamtmenge, jedoch prasseln sie auf mich ein in einer Massierung, die zu bewältigen ich keine Chance habe. Gleich einer Flutwelle aus Glasscherben schmirgeln sie über mich hinweg. Schlimmer noch: Die meisten davon hängen sich an mich, beginnen mich zu verschütten, zu erdrücken, zu
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