2234 - Expedition ins Ungewisse
Andockstutzen erreichten, vergingen schätzungsweise ein bis zwei Stunden. Zwischen den Tendern und dem Zentrum des Hohlraums verkehrten kleine und mittlere Schwebeplattformen sowie Schleppkähne. „Dort!", sagte Phil leise.
Von einem Augenblick auf den nächsten tauchte das Ziel ihrer Fahrt im Blickfeld auf. Im Zentrum der Hohlkugel hing der ENTDECKER der SATURN-Klasse mit der Kodenummer S.N.C. 1-1345-8, Eigenname RICHARD BURTON.
Sie kamen gerade zum richtigen Zeitpunkt an. Aus dem Ringwulst löste sich soeben das Hangarmodul Vier. Es schwebte nach außen, kam im Abstand von fünf Kilometern zur Ruhe und sank kurz darauf nach unten, der Schattengrenze des Mondes entgegen. >„Unser< Modul kommt von links", flüsterte Elena. „Ich sehe es schon."
Tausende von Positionslämpchen markierten die Umrisse. Mit derselben Geschwindigkeit, in der das Hangarmodul der Mondoberfläche entgegensank, schwebte das Nugas-Modul heran.
Torde Molm hatte es freigegeben, also war alles in Ordnung. Es gab keine Bomben an Bord und keine Anzeichen von Sabotage. Niemand hielt sich jetzt noch darin auf, und später stand es nur Besatzungsmitgliedern mit einer speziellen Zugangsberechtigung offen.
Gemeinsam starrten sie hinaus, wo das Modul mit seinem sechseckigen Grundriss schnell unter dem Gleiter zurückblieb.
Das Fahrzeug schwebte auf das offene Schott des keilförmigen Taschenmoduls zu, das unmittelbar über dem Schriftzug mit dem Schiffsnamen lag. Drinnen flammte ein Energieschirm auf, füllte sich der energetische Kokon im Eiltempo mit Luft.
Sie stiegen aus. Ihr Gepäck schwebte auf einer Antigravscheibe von dannen, vermutlich zur zweiten Kontrolle. „Alles Gute!", murmelte ihr Bewacher im Gleiter. „Danke. Wir kommen bald wieder !", gab Elena ihm zur Antwort und zauberte ihr schönstes Lächeln aufs Gesicht. Phil reichte ihr die Hand, damit sie bequemer aussteigen konnte. Im Laufschritt ging es hinüber zu der Tür, über der das Signallicht blinkte.
Dies ist eine andere Welt, dachte Elena mit durchaus gemischten Gefühlen.
Einerseits lockte der riesige Komplex aus insgesamt 18 Hauptdecks von jeweils hundert Metern Höhe, die in handliche Fünf-Meter-Etagen unterteilt waren, andererseits war er ihr noch sehr fremd und in gewisser Weise unheimlich: Niemand wusste, wie es im Weltall derzeit aussah und ob ihre Planungen tatsächlich die Früchte trugen, die sie sich versprachen.
Die Energieingenieurin fasste in diesem Moment den festen Vorsatz, das Schiff mit seinem Volumen von 3,47 Milliarden Kubikmetern bis auf den letzten Winkel kennen zu lernen. Im Lauf ihre Lebens, verstand sich. Nicht auf diesem einen Flug. Aber er war ein Anfang.
Hinter der Tür warteten drei Personen in Borduniform und mit Rangabzeichen, ein Sergeant, ein Korporal und ein Praktikant. „Schon wieder ein Empfangskommando", sagte sie leise. „Guten Tag, die Herren!"
„Bitte stehen bleiben!" Der Praktikant fuchtelte nervös mit einem Detektor. Geduldig ließen die beiden die Prozedur über sich ergehen.
Der Sergeant prüfte mittlerweile den Kode ihrer Zugangsberechtigung, während der Korporal die Hand beständig an der Waffe hielt. „Energieingenieurin Dworkoff und Energietechniker de Beer, ist das richtig?"
„Bisher schon!", platzte Elena übertrieben laut heraus.
Der Sergeant starrte sie grimmig an. In seinem Allerweltsgesicht glich diese Art Mimik stark einer Grimasse. „Das ist eine durchaus ernsthafte Angelegenheit!"
„Schon gut", besänftigte Phil. „Aber das dauert alles so lange."
Der Ausdruck des Sergeants wurde etwas freundlicher. „Ich weiß", seufzte er. „Aber besser das, als in ungeplanter Weise in die Luft zu fliegen. Wir sind aber schon fertig. Willkommen an Bord!"
„Danke. Bis bald!" Im Vorbeigehen erhaschte Elena einen Blick auf das Namensschildchen. Sergeant Brown - ein Allerweltsname, der zu dem Allerweltsgesicht passte.
Auf einen Luxusliner passte er bestimmt besser als in die RICHARD BURTON. „Wir müssen nach rechts, Phil!" Sie stiegen auf das Laufband, das sie schnell davontrug. Es brachte sie tief ins Schiff zu einem der vier Hauptantigravs, die die Zentralkugel tangierten. Die Mannschaftsunterkünfte lagen in diesem sichersten Bereich des modularen Giganten.
Ihre Wohnsektion hieß Pantheon, eine verspielt wirkende Landschaft mit Holoprojektionen altterranischer Säulenarkaden und Kuppeldächern. Die Türen zu den einzelnen Kabinen waren kaum zu erkennen, solange die Projektion alles überlagerte.
Elena
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