2234 - Expedition ins Ungewisse
Seite für Seite der Checkliste durch, ohne einen Hinweis zu entdecken. „Jemand hat das Checkboard manipuliert", stieß sie hervor. „Das musst du dir ansehen."
Sie hörte ihn in der Küche genüsslich von der Soße schlürfen. „Ich war das", erklang seine Antwort, die ihr einen kalten Schauer über den Rücken jagte. „Aber warum denn?"
„Mohn hat alles abgesegnet", verriet Phil ihr. Den Geräuschen nach zu urteilen, hackte er mit einem großen Messer frische Kräuter klein, um sie der Soße beizugeben. „Auf unserem Flug sind eine ganze Reihe Experimente geplant, die zusätzliche Energiemengen verschlingen. Um auf Nummer Sicher zu gehen, müsste die RICHARD BURTON eigentlich ein Dutzend Containerschiffe hinter sich her schleppen, die nur aus Speicherbänken und Nugas-Reaktoren bestehen."
Elena stand übergangslos der Sinn danach, ihn in die Arme zu nehmen und ihn an sich zu drücken.
Sie stürmte durch das Esszimmer in die Küche, aber ein lautes Kommando stoppte sie unter der Tür. „Halt! Das ist mein Reich!"
„Du hast..."
„Zufall. Ich war der Erste, der es vorgeschlagen hat. Das gibt eine fette Prämie, meint Molm."
„Du ... du bist unbezahlbar!"
„Alles halb so wild, Elena. Geduldest du dich noch ein paar Minuten, bitte?"
Sie nickte und setzte sich in einen Sessel der Pneumogarnitur. Die Fische im holografischen Aquarium tanzten munter auf und ab. Sie schnappten nach Luftblasen, als könnten sie damit spielen.
Nach einer Weile erschien Phil unter der Tür. „Wir können essen."
Als Aperitif servierte er einen Cato Blanc aus M13. Mochte der Himmel wissen, woher er ihn hatte. Zu den Kalbsmedaillons empfahl er einen Weißwein aus der europäischen Region Alsace. Bevor er jedoch einschenkte, forderte er sie auf, von den Medaillons und der Soße sowie den selbst gemachten Butternudeln zu kosten.
Schon beim ersten Bissen lief Elena nicht nur das Wasser im Mund zusammen. Es rann auch aus der Nase. Hastig schnauzte sie sich, während der Bissen des Medaillons wie Eiscreme auf ihrer Zunge zerging. „Das ... ist ... unbeschreiblich", flüsterte sie. „So was Exquisites habe ich noch nie gegessen."
„Versuche zu raten, was für ein Rezept es ist."
„Kein terranisches, das ist sicher."
„Es stammt von einem der berühmtesten Gourmets unserer Zeit. Sein Führer durch die Haute Cuisine rangiert seit Jahren auf Platz Eins der Bestsellerlisten."
„Der Cacume!", entfuhr es ihr. „Das wäre was, wenn wir dem Verfasser persönlich begegnen ..."
Sie schloss die Augen und vergaß alles um sich herum, bis ihr der Name einfiel. „Dario da Eshmale.
Sag bloß, der weilt auf Terra ..."
Eigentlich konnte das nicht sein. Es sei denn, er hätte schon vor der Erhöhung der Hyperimpedanz hier um Asyl nachgesucht. „Das nun nicht gerade", sagte Phil.
Langsam ging Elena ein Licht auf. Wenn er nicht auf Terra oder im Sonnensystem weilte, besuchten sie ihn dort, wo er wohnte und arbeitete. „Glaubst du, unser Flugziel ist Hayok?", staunte sie. „Ich schlussfolgere bloß. Offiziell hat niemand etwas gesagt oder getan, aber die vielen kleinen Hinweise. Ich denke, Hayok ist ein ideales Ziel. Es ist ein Brennpunkt daran hätte noch niemand zu denken gewagt, als ich noch ein Kind war, aber die Zeiten haben sich eben geändert, nicht wahr? Und wir müssen uns Klarheit verschaffen über das, was dort vorgefallen ist. Wir müssen Präsenz und Stärke zeigen - vor allem gegenüber Arkon. Und wir sollten herausbekommen, was mit unserem Residenten ist. Ich glaube ganz fest daran, dass wir nach Hayok fliegen und dort dem Cacume persönlich begegnen werden. Eine offizielle Bestätigung kriegen wir aber bestimmt nicht. Wegen Imberlock und seinen Leuten."
Das leuchtete ihr ein. Genussvoll und ziemlich schweigsam verzehrten sie ihr Mahl, das letzte, zu dem ihnen vor dem Aufbruch Zeit blieb. Sie hatten die durch die Explosion verursachte Verspätung im Arbeitsplan eingeholt. Wenn nichts mehr dazwischenkam, ging es übermorgen los.
Auf einen Nachtisch verzichtete Phil. Angesichts der Medaillons wäre es eine Todsünde gewesen, sich diesen Nachgeschmack im Mund zu verderben.
Elena starrte auf ihr Besteck. Sie versuchte Klarheit in ihre Gedanken zu bekommen, aber der Versuch schlug fehl.
Sag es ihm endlich!, ermunterte sie sich. Lass ihn nicht länger warten!
Zweifel stiegen in ihr auf. Übergangslos fand sie es keine gute Idee mehr, es jetzt zu tun. Er sollte nicht denken, dass sie es nur wegen des hervorragenden
Weitere Kostenlose Bücher