2234 - Expedition ins Ungewisse
deutete nach rechts hinüber. „Da müsste es sein."
Sie bezogen zwei benachbarte Kabinen, wobei die Bezeichnung „Kabine" mehr traditionellen Charakter besaß. Die Wirklichkeit sah gegenüber den Kugelraumern aus der Zeit vor zweitausend Jahren etwas anders aus. Jede Wohneinheit setzte sich aus einem Schlafgemach, einem Wohnraum und einer Hygieneeinheit zusammen. Persönliche Wünsche wurden berücksichtigt, so gut es eben ging.
Elena fand es gemütlich und packte eilig ihre Sachen aus. Als sie eingeräumt, die Sessel und das Bett ausprobiert und in ihre Bordkombi geschlüpft war, kehrte sie auf den Korridor zurück und klopfte nebenan.
Phil hatte gerade mal sein Gepäck geöffnet. Er ging mit sich zu Rate, was er wo unterbringen solle. Sie half ihm mit sanftem Nachdruck und dem Hinweis, dass ihnen bis zu ihrem Dienstantritt im Ringwulstmodul 4 gerade mal eine halbe Stunde blieb.
Wie immer in den vergangenen Monaten machten sie sich gemeinsam auf den Weg
6.
Die Hektik im Innern der Solaren Residenz erweckte in Tiff den Eindruck, als hielte er sich schon an Bord des ENTDECKERS auf. Angestellte eilten geschäftig durch die Korridore, Lautsprecherdurchsagen wiesen auf wichtige Termine hin. Aus dem Armbandkom des Aktivatorträgers drang fast ununterbrochen das Säuseln LAOTSES. „Die Ringwulstmodule werden gerade mit weiteren Fusionsreaktoren beladen", teilte der Großrechner mit. „Das ist schon die dritte Ergänzungsaktion. Torde Molms Leute stopfen in das Schiff, was geht.
Molm ist der Ansicht, dass ein paar hundert Tonnen mehr Gewicht jetzt auch keine Rolle mehr spielen."
„Das sehe ich genauso", antwortete Tiff. Selbst größere Reaktormodelle wogen gerade mal fünf Tonnen.
Deutlich stärker fielen die zusätzlichen Triebwerksmodule ins Gewicht. Von den Hangarmodulen des Ringwulsts hatten sie insgesamt vier Stück gegen Nugas-Module mit zusätzlichen Energieerzeugern und Ersatz-Hawks ausgetauscht. Darüber hinaus steckte die RICHARD BURTON voller Hyperkristalle, die sich im inaktiven Zustand an fast jeder Stelle im Schiff lagern ließen. „Myles Kantor ist angekommen", meldete LAOTSE. „Homer trifft in wenigen Minuten ein."
„Und Maurenzi?"
„Weilt noch im Dorf bei den Schohaaken. Er versucht, rechtzeitig zurück zu sein."
Tiff schritt schneller aus. Das Armband zeigte die zehnte Stunde des 12. April an. Der Aktivatorträger rief sich die Checkliste des Countdowns in Erinnerung. An Bord der RICHARD BURTON fanden an diesem Vormittag die letzten Systemtests statt. Am Mittag würde der Logik-Programm-Verbund - meist nur LPV abgekürzt - den 620-Millionen-Tonnen-Koloss von der externen Versorgung abkoppeln und ihn mit Energie fluten, alle Module eingeschlossen. In den darauf folgenden Stunden suchten die Mannschaften nach Lecks und Steuerungsfehlern, ehe zwischen 18 und 19 Uhr das Okay der Schiffsführung kam und der Countdown in seine letzte Phase trat.
Oder angehalten wurde, weil etwas nicht stimmte.
Tiff erreichte den Korridor, an dessen Ende sein Büro lag. Die Tür stand offen. Myles Kantor lehnte drinnen an der Wand. Der Chefwissenschaftler sah übernächtigt aus.
Die beiden Männer gaben einander die Hand. „Homer ist auch gleich da", sagte Tiff. „Habt ihr die Daten aus der Polizeistation schon erhalten?"
Myles nickte. „Bre spricht im Schlaf. Sie erzählt etwas von einem Krieg, den Imberlock führen wird.
Aber er kann das erst tun, wenn ihre Religionsgemeinschaft stark genug ist."
„Sobald sie überall ist", erklang es von draußen. Homer G. Adams trat ein. „Der Erste Terraner hat angeordnet, den Tempel der Degression Tag und Nacht zu überwachen."
„Ich wollte, wir könnten etwas unternehmen, ohne die Bürgerrechte mit Füßen zu treten", knurrte Tifflor. „Für mich wird dieser schwarze Igel allmählich zum Tempel der Depression."
„Bevor du abfliegst, möchte ich noch einmal über den Peak mit dir sprechen", lenkte ihn Myles ab. Die Energieemissionen Sols sprachen eine eindeutige Sprache, stellten aber keinen Beweis für ihre bisherigen Spekulationen dar. „Ich befürchte, dass wir mit der Ultra-Giraffe vorerst keine Ergebnisse erzielen werden, weil die Messgenauigkeit unter der erhöhten Hyperimpedanz leidet. Ein Empfindlichkeitsfaktor, der um eine Million höher ist, könnte uns vielleicht weiterhelfen."
Zurzeit, das wusste Julian Tifflor, verfügte man auf Terra nicht über die technischen Mittel, eine solche Erhöhung zu bewerkstelligen. „Ich habe alle
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