2234 - Expedition ins Ungewisse
meine Überlegungen und errechneten Werte in eine Dokumentation gefasst und sie vor Sonnenaufgang an den Rechnerverbund der RICHARD BURTON geschickt."
Myles hatte folglich die ganze Nacht durchgearbeitet. „Dann solltest du jetzt zu deinem Bungalow fliegen und dich bis zum Abend schlafen legen", meinte Tiff. „Ja", antwortete Kantor matt. Es klang nicht besonders überzeugt.
Tiff wandte sich an Homer. „Bre Tsinga darf unter keinen Umständen der Prozess gemacht werden, solange wir keine Beweise für oder gegen ihre Schuld haben. Bitte sorge auch dafür, dass sie weder befreit wird noch aus eigenem Geschick entkommen kann."
Er wollte nicht ruhen, bis er den Beweis für Bres Unschuld erbracht hatte.
Und wenn er dafür bis nach Magellan fliegen musste. Er wusste, dass die anderen es ganz ähnlich sahen. Gon-Orbhon musste aufgehalten werden, wenn er sogar imstande war, aus Bre Tsinga eine Saboteurin und Mörderin zu machen.
Tiff nickte den beiden Freunden zu. Alles Wichtige war gesagt. Die drei Männer reichten sich die Hände und wünschten sich alles Gute.
Myles Kantors Augen weiteten sich plötzlich. Er schlug sich an die Stirn. „Beinahe hätte ich es vergessen, Tiff. Schöne Grüße von Daellian. Er hat die Konstruktions- und Betriebsdaten seines Meilers aktualisiert und ebenfalls ins Schiff geschickt."
COMMAND, die erhöhte Sektion für Kommando und Steuerung, war voll besetzt. Über der Plattform erhob sich das Podest mit dem Sitz des Kommandanten. Tiff sah nur den Kopf des Obersten mit dem traditionellen indischen Turban. Ranjif Pragesh gab mit heller Stimme Anweisungen. Als er Tiff entdeckte, sprang er auf. „Willkommen an Bord. Alle Systeme sind getestet und arbeiten einwandfrei. Wir können dann."
Tifflor schenkte ihm einen überraschten Blick, umrundete das Podest und ging hinter dem Sessel der Emotionautin vorbei. Lei Kun-Schmitt studierte Logdateien und schien seine Ankunft nicht wahrzunehmen.
Seltsamerweise war es in der Hauptleitzentrale und überhaupt im ganzen Schiff ruhiger als in der Solaren Residenz.
Nein, eigentlich ist das gar nicht seltsam, erkannte Tiff. Alle Besatzungsmitglieder befanden sich auf ihren Plätzen. Der Countdown hatte die Schwelle zur kritischen Phase überschritten, die letzten zehn Minuten liefen. Tief im Rumpf der RICHARD BURTON erwachten gewaltige Maschinen zum Leben. Sie taten es synchron über den gesamten Kugelleib verteilt. Der Boden zitterte leicht.
Das waren die Gravotron-Feldtriebwerke. Sie brauchten fünf Minuten, bis sie Betriebstemperatur erreichten.
Tiff ließ sich in den Sessel rechts neben Lei fallen. Der Bildschirm seiner Konsole aktivierte sich selbsttätig. „Der Erste Terraner möchte dich sprechen", informierte ihn die Positronik. „Ist gut."
Auf dem Schirm zeichnete sich der Kopf von Maurenzi Curtiz ab. „Tut mir Leid, Tiff. Ich hätte dich gern persönlich verabschiedet. Aber der Aufenthalt bei den Schohaaken hat etwas länger gedauert als geplant."
„Ist etwas vorgefallen?"
„Nein, leider - oder zum Glück nicht. Die Schohaaken können sich noch immer an nichts erinnern. Aber wir bleiben am Ball."
Maurenzi wandte kurz den Kopf zur Seite. „Ich wünsche dir und der Besatzung Hals- und Beinbruch.
Habt Erfolg und kehrt gesund zurück!"
„Worauf du dich verlassen kannst, Maurenzi."
Der Bildschirm der Konsole wurde dunkel. Tiff hob den Kopf. Mit seinem Blick durchmaß er den Raum mit seinen Dutzenden von Aggregatanlagen und dem Halbrund der Konsolen drunten am Boden. Hoch über ihnen zeigten Dutzende von Bildschirmen die Umgebung des Schiffes und des Mondes. Auf dem zentralen Bildhologramm in zehn Metern Abstand von COMMAND prangte der blaue Ball Terras als kleiner Abschiedsgruß. „Alle Besatzungsmitglieder sind an Bord und befinden sich auf ihren Plätzen", verkündete der Positronikverbund. „Bereitmachen zum Start. Vorsicht bitte, ich schalte die Andruckabsorber ein."
Auf der Bildschirmgalerie hatte sich die 50-Kilometer-Kugel um den ENTDECKER geöffnet. Innerhalb kurzer Zeit entstand ein Hohlraum von hundert Kilometern Durchmesser. Das war wenig, aber für einen Start in den freien Raum reichte es aus.
Drei Minuten bis zum Start! Die Kontrollleuchten der Triebwerke schalteten übergangslos von Rot auf Grün. Kurz darauf wechselten Dutzende von optischen Anzeigen in Orange und Gelb auf Grün oder Blau.
Tiff musterte unauffällig die Crewmitglieder in der Hauptleitzentrale. Er fragte sich, was in ihren Köpfen vorgehen
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