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2235 - Todesspiele

Titel: 2235 - Todesspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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versengt.
    Offenbar hatte es eine Schießerei gegeben. Eine von vielen in der letzten Zeit.
    Sgardes Blick wanderte weiter und verharrte einen Moment bei einem Mann, der als einziger Gast am Holoroulettetisch saß und mit demonstrativer Langeweile eine Narco-Zigarette rauchte, als ginge ihn das Geschehen im Casino nichts an, als gäbe es keine Toten, keine Schocktruppen, keine Gewalt, als hätten nicht alle an Bord der Station den sicheren Tod vor Augen.
    Der Mann war hoch gewachsen und schlank, hatte pechschwarze, kurz geschnittene Haare und ein markantes, kantiges Gesicht mit einer hellen Narbe, die sich vom linken Auge bis zum Kinn zog. Er trug einen arkonidischen Seidenanzug, war aber offenbar Terraner oder Bewohner einer der ehemaligen terranischen Kolonien. Sgarde hatte ihn noch nie zuvor gesehen. Er bemerkte ihren Blick und zog fragend eine Braue hoch, gefolgt von einem angedeuteten, fast spöttischen Lächeln, das verriet, dass er es gewohnt war, die Aufmerksamkeit von Frauen auf sich zu ziehen.
    Sein Lächeln irritierte Sgarde. Gegen ihren Willen errötete sie. Sie wandte hastig den Blick ab und sah zu Traminer hinüber.
    Der Syndikatsboss saß wie immer an seinem Stammplatz in der linken Ecke des Casinos, auf dem Podium neben den Würfel- und Kartentischen, ein riesenhafter, breitschultriger Ertruser mit einem rohen, brutal wirkenden Gesicht und täuschend freundlichen Augen. Er schien vom Aufmarsch der Schocktruppen der Stationspolizei nicht im Geringsten beeindruckt zu sein und hob einen gläsernen Krug mit ferronischem Starkbier zu seinem Mund.
    Die beiden epsalischen Leibwächter an seinen Seiten, Rork und Cataver, gedrungene Gestalten mit säulenartigen Beinen und Armen, dick wie die Oberschenkel eines Durchschnittsterraners, hatten die Hände an den Holstern ihrer Waffengurte liegen, bereit, jede Sekunde die Thermostrahler zu ziehen und auf Traminers Befehl hin das Feuer auf die Cops zu eröffnen, selbst wenn dies ihren eigenen Tod bedeutete.
    Aber wenn sie sich opferten, dann nicht aus Loyalität, sondern weil sie dazu gezwungen wurden.
    Traminer hatte sie mit Hypnokristallen gefügig gemacht, so, wie er Sgarde mit der siganesischen Nanobombe kontrollierte.
    Er ging kein Risiko ein.
    Niemals.
    Vertrauen ist etwas für Schwächlinge, pflegte er zu sagen. Kontrolle ist das Geheimnis des Erfolgs.
    Während der Syndikatsboss trank, fixierte er mit kaltem Blick den Kommandanten der Raumstation und den Chef der CC, die sich vor ihm aufgebaut hatten.
    Sgarde war überrascht, dass Kellborn persönlich in das Weiße Casino gekommen war und nicht nur seinen Sicherheitschef geschickt hatte. Der Kommandant musste dem Zwischenfall große Bedeutung beimessen. Oder er hatte sich endlich entschlossen, Traminers selbstherrlichem Regime auf dem Boulevarddeck ein Ende zu machen.
    Das flaue Gefühl in ihrem Magen nahm zu.
    Eine Konfrontation zwischen dem Syndikat und den CC würde zu einem schrecklichen Blutbad führen.
    Traminer stellte den Krug auf den Tisch, wischte sich schmatzend den Mund mit dem Handrücken ab und schenkte Kellborn und Tyn ein Lächeln, das so falsch wie die Freundlichkeit in seinen Augen war. „Du enttäuschst mich, Kellborn", sagte er mit dröhnender Stimme. „Statt mir zu drohen, solltest du mir dankbar sein. Hätte ich nicht sofort eingegriffen, als dieser Zaliter durchdrehte und wahllos um sich schoss, hätte es noch mehr Tote gegeben. Ich habe nur für Ordnung gesorgt, das ist alles." Kellborn, ein grauhaariger, hagerer alter Mann in einer blauen Fantasieuniform und mit künstlichen Gliedern, machte eine abfällige Geste. „Deine Ordnung, Traminer", erwiderte der Cyborg kühl, „ist für meinen Geschmack zu sehr auf Leichen gebaut. Schließlich waren es nicht die ersten Todesfälle in diesem Casino."
    Traminer hob gleichgültig die Schultern. „Es ist nicht meine Schuld, dass die Station voller Gesindel ist, das sich nicht an die Regeln hält."
    „Gesindel", wiederholte Kellborn gedehnt. „Ein merkwürdiger Begriff aus deinem Mund."
    „Ich nenne nur die Dinge beim Namen", sagte der Syndikatsboss. „Dieser Zaliter war ein berüchtigter Falschspieler. Er wurde erwischt, als er am Kartentisch betrog, und zog seine Waffe, als meine beiden Männer ihn aus dem Casino werfen wollten. Ich musste ihn erschießen."
    Er wies zu den Gästen und Syndikatsleuten in der Ecke hinüber, die von den schwer bewaffneten Schocktruppen in Schach gehalten wurden.
    „Du kannst jeden fragen, Kellborn",

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