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2235 - Todesspiele

Titel: 2235 - Todesspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ihm ab, und als er um die Ecke bog, blieb er wie angewurzelt stehen.
    Am Zugangsschott zum Hangar Drei standen ein halbes Dutzend Männer, desperate, ungepflegte Gestalten in abgewetzten Kunstlederkombinationen oder verschwitzten Monturen, alle bewaffnet. Syndikatsleute. Zu ihnen gehörte ein hünenhafter Ertruser mit rohem Gesicht, der von zwei Epsalern flankiert wurde, die im Vergleich zu ihm vierschrötige Zwerge waren.
    Rogolov Traminer und seine beiden Leibwächter.
    Kellborn fluchte lautlos.
    Die Nachrichtensperre hatte nichts genützt. Er hatte den Syndikatsboss unterschätzt. Traminer wusste über das Springerboot Bescheid. Offenbar waren seine Verbindungen zur Zentrale besser, als er vermutet hatte.
    Er drehte den Kopf und zischte Tyn zu: „Alarmiere die Schocktruppen. Sie sollen sofort zu Hangar Drei kommen."
    Der Sicherheitschef gehorchte und sprach mit gedämpfter Zwitscherstimme in seinen Interkom.
    Kellborn straffte sich und ging weiter, dicht gefolgt von Tyn und den beiden Casino-Cops. Traminer hatte ihn bereits entdeckt. Er grinste täuschend freundlich, als der Kommandant und seine Männer näher kamen, und breitete die Arme aus.
    „Kommandant", sagte er, „ich bin froh, dich zu sehen."
    Kellborn ignorierte den Sarkasmus. Er verharrte und musterte die finsteren, abgerissenen Gestalten in Traminers Begleitung. Ihre Gesichter drückten Hass und bösen Triumph aus. „Dies ist ein Crew-Bereich", schnarrte er, an Traminer gewandt. „Ihr habt hier nichts zu suchen."
    „Unter normalen Umständen gewiss." Der Riese nickte bedächtig. „Doch die Umstände sind alles andere als normal. Ich dachte, dass du bei deinen Verhandlungen mit den Springern Hilfe brauchen könntest. Außerdem soll unter den Gästen des CASINO UNIVERSO auf keinen Fall der Eindruck entstehen, dass sich die Crew von der Station absetzen will, während alle anderen zurückbleiben müssen, nicht wahr? Es könnte sonst zu einer tragischen Entwicklung kommen."
    Kellborn nahm die kaum verhüllte Drohung ausdruckslos hin. Er musste unbedingt eine Eskalation vermeiden. Er und seine Begleiter waren Traminers Leuten hoffnungslos unterlegen. Es würde einige Zeit dauern, bis die Schocktruppen das Hangardeck der Kommandospindel erreichten. Und der Syndikatsboss hatte natürlich Recht.
    Wenn die Bewohner der Raumstation glaubten, dass die Crew plante, sich in Sicherheit zu bringen und alle anderen dem unausweichlichen Tod auszuliefern, würde sofort ein Aufstand ausbrechen.
    Sinnloses Blutvergießen. Eine derartige Eskalation durfte er nicht riskieren. „Niemand setzt sich ab", erklärte er barsch. „Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um jeden an Bord zu retten. Du hast mein Wort darauf."
    „Na ja, sosehr ich deinem Wort auch vertraue ..." Traminer schnalzte mit der Zunge. „Als Vertreter der CASINO-Gäste bestehe ich darauf, dich an Bord des Springerschiffs zu begleiten."
    „Natürlich", sagte Kellborn sofort, die Flucht nach vorn antretend, und registrierte befriedigt das verblüffte Aufblitzen in Traminers Augen. „Ich habe nichts zu verbergen. Du kannst mitkommen."
    „Rork und Cataver werden mich begleiten", entgegnete Traminer mit einer Kopfbewegung zu den beiden Epsalern, die reglos dastanden, mit steinernen Mienen und kalten Augen, die Hände an den Holstern ihrer Waffengurte. Als er den unwilligen Ausdruck auf Kellborns Gesicht sah, fügte er hinzu: „Aus Sicherheitsgründen. Springern ist nicht zu trauen."
    Kellborn hob resigniert die Schultern.
    „In Ordnung. Aber die Verhandlungen führe ich, verstanden?"
    „Du bist der Kommandant", sagte Traminer ruhig.
    Kellborn trat an die Kontrolltafel des Schleusenschotts und tippte eine Kodesequenz ein. Das Schott glitt zischend zur Seite und gab den Weg in den Großhangar frei, in dem das Beiboot der Springer wie ein Spielzeug wirkte.
    Als sich der Kommandant der TEN-KIM-III-C näherte, sank sein Herz noch mehr.
    Das Boot war alt und ramponiert, von Mikrometeoriten zernarbt und an einem Dutzend Stellen notdürftig mit Terkonitplatten geflickt. Es sah aus, als hätte es seine besten Tage schon vor Jahrzehnten hinter sich gelassen, als gehörte es auf einen Raumschiffsfriedhof und nicht ins Weltall. Aber das war nicht alles.
    Außer dem wenig Vertrauen erweckenden Flickwerk der Hülle wies es noch andere Besonderheiten auf. Die charakteristischen Aufbauten der Hypertropzapfer fehlten. Ebenso die Feldprojektoren des Metagrav-Antriebs und die Emitterkuppeln des Gravojets.

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