2235 - Todesspiele
hat es geplant, durchfuhr es ihn. Er hat von Anfang an geplant, die Springer zu ermorden und das Boot in seine Gewalt zu bringen. Er wird es kapern und die Station verlassen und alle anderen dem sicheren Tod ausliefern ...
Kellborn kam aus seinem Sitz hoch und machte einen Schritt auf Traminer zu. Er griff nach seinem Thermostrahler, doch ehe er ihn aus dem Holster ziehen konnte, traf ihn die mächtige Faust des Ertrusers am Kinn und schleuderte ihn gegen die Kontrollen.
Benommen blieb er liegen und rutschte langsam zu Boden.
In seinen Ohren rauschte es. Rote Flecken tanzten vor seinen Augen.
„Erledigt die anderen Springer", hörte er Traminer sagen. „Tötet sie alle."
Aus den Augenwinkeln nahm er verschwommen wahr, wie die epsalischen Leibwächter des Syndikatsbosses stumm nickten und aus der Zentrale stürmten.
Traminer aktivierte seinen Armbandkommunikator.
„Bordok!", sagte er. „Schaltet die Cops aus!"
Kellborn drehte stöhnend den Kopf. Auf einem der Monitoren an der Wand über den Kontrollpulten waren Tyn, die beiden Cops und Traminers Leute zu sehen. Kaum hatte Traminer den Befehl gegeben, fielen seine Leute über die überraschten Casino-Cops her und schickten sie mit brutalen Faustschlägen zu Boden. Dann stürmten sie in das Springerboot.
Die Schocktruppen, dachte Kellborn benommen. Sie werden in ein paar Minuten hier sein ...
Aber dann war es zu spät. Sobald Traminer das Boot in seine Gewalt gebracht hatte und die Bordgeschütze kontrollierte, würden ihn nicht einmal mehr die Schocktruppen aufhalten können.
Aus der Tiefe des Beibootes hörte er gedämpfte Schreie. Todesschreie. Die überraschten Springer hatten gegen die Syndikatsleute keine Chance.
Mühsam versuchte er sich aufzurappeln, doch kaum hatte er sich halb erhoben, fuhr Traminer herum und versetzte ihm einen wuchtigen Fußtritt in die Rippen. Er wurde gegen ein Kontrollpult geschmettert, und Schmerz zuckte durch seine Brust.
Nur mit äußerster Willenskraft konnte er verhindern, dass er das Bewusstsein verlor. Er rührte sich nicht und atmete keuchend.
Polternde Schritte näherten sich, gefolgt vom Zischen des Zentraleschotts. Ein Terraner kam herein, einer von Traminers Syndikatsleuten, ein magerer Mann mit eingefallenem Gesicht und großen, eulenhaften Augen.
„Überprüf die Kontrollen, Bordok", befahl Traminer, „und mach das Boot startklar! Ich will so schnell wie möglich von hier verschwinden."
Während sich der magere Mann über die Kontrollpulte beugte und Befehle in den Bordcomputer eingab, drehte sich Traminer um und warf Kellborn einen prüfenden Blick zu. Der Kommandant hielt die Augen geschlossen und bewegte keinen Muskel, und mit einem befriedigten Grunzen wandte sich der Syndikatsboss wieder ab.
Bordok fluchte. „Es gibt Probleme, Boss", sagte er finster. „Die Konfigurationen der Bordpositronik sind ungewöhnlich. Schwer zu durchschauen. Die Triebwerkskontrollen befinden sich offenbar im Maschinenraum und werden separat bedient. Und die Licht- und Überlichttriebwerke arbeiten auf Impulsund Linearbasis. Ich bin Gravojet- und Metagrav-Spezialist. Mit diesen veralteten Aggregaten kenne ich mich nicht aus."
„Verdammt, dann stell die Steuerung auf Autopilot!", grollte Traminer. „Hauptsache, wir kommen von hier weg, bevor wir in die Sonne stürzen."
„Tut mir Leid, Boss, aber dieses Boot hat keinen Autopiloten." Bordok duckte sich, als erwartete er, dass Traminer ihn schlagen würde. „Die Springer haben improvisiert. Herumexperimentiert. Ich fürchte, wir brauchen die Crew, um das Boot zu fliegen."
Traminers Armbandkommunikator summte. Er ging auf Empfang. „Was gibt's?", fragte er barsch. „Das Schiff wurde gesäubert", meldete Cataver, einer von Traminers Leibwächtern. „Der Feind ist tot."
Der Syndikatsboss stieß eine Verwünschung aus. „Verfluchter Schwachkopf!" Er starrte Bordok an. „Du hast es gehört. Es gibt keine Springer mehr. Und was jetzt?"
Der magere Terraner zuckte die Schultern. „Ich schätze, dann brauchen wir die Hilfe der Stationscrew. Techniker, Rechnerspezialisten, Navigatoren, Astrogatoren ... Sechs bis acht Leute. Ohne sie ist das Boot manövrierunfähig."
Die Schmerzen in Kellborns Kopf und Brust waren inzwischen abgeflaut. Er konnte wieder tief durchatmen. Und er spürte, wie neue Kräfte ihn durchströmten. Aber er hielt die Augen weiter geschlossen und tat so, als wäre er bewusstlos.
Der Boden erzitterte, als Traminer mit schweren Schritten auf ihn
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