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2235 - Todesspiele

Titel: 2235 - Todesspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Stattdessen klafften am Heck die Abstrahldüsen eines seit Jahrhunderten veralteten Impulstriebwerks, nachträglich eingebaut und nur notdürftig mit dem Rumpf verflanscht.
    Kein Wunder, dass das Boot zwei Stunden für das Bremsmanöver gebraucht hatte. Schon bei der geringsten Überlastung konnte das altertümliche Triebwerk aus den Verankerungen brechen. Hinter sich hörte Kellborn enttäuschtes Gemurmel.
    Offenbar hatten Traminers Leute mit einem größeren Schiff gerechnet. Er hoffte nur, dass sie ihre Enttäuschung im Zaum hielten. Zweifellos wurden sie von den Springern beobachtet. Wenn sie das Gefühl bekamen, dass ihr Boot in Gefahr war...
    Erleichtert stieß er die Luft aus, als sich die Einstiegsluke der TENKIM-III-C knarrend und quietschend öffnete und die Rampe rasselnd ausgefahren wurde.
    Er warf Tyn einen Seitenblick zu, und der Blue wackelte bestätigend mit dem Tellerkopf. Er würde mit seinen beiden Cops draußen bleiben und Traminers Leute im Auge behalten, bis die Verstärkung eintraf.
    „Folge mir", sagte Kellborn knapp zu Traminer.
    Er steuerte die Einstiegsluke an. Am Ende der Rampe, im Oval der Lukenöffnung, stand ein dicker, bärtiger Springer in einem schmutzigen Technikeroverall. Er nickte Kellborn, Traminer und den beiden Epsalern freundlich zu, ohne der größeren Gruppe, die vor dem Boot verharrte, mehr als einen flüchtigen Blick zu gönnen.
    Aber Kellborn sah, dass eine der seitlichen Desintegratorkanonen feuerbereit und auf die Männer gerichtet war.
    Offenbar waren die Springer nicht so vertrauensselig, wie sie taten.
    „Willkommen an Bord der TENKIM-III-C", sagte der Bärtige. „Patriarch Tenkim erwartet euch in der Zentrale."
    Er wandte sich ab, trat aus der kleinen Schleusenkammer und marschierte mit federnden Schritten durch einen schmalen Gang, der zusätzlich mit kleineren Maschinenblöcken und technischen Geräten zugestellt war. Kellborn folgte ihm und hatte Mühe, sich an den Maschinenteilen vorbeizuzwängen. Er hörte Traminer fluchen und lächelte boshaft; der Riese drohte in dem engen Korridor stecken zu bleiben.
    Auf dem Weg zur Zentrale verstärkte sich Kellborns Eindruck noch, dass das Beiboot der Springer nicht nur alt, sondern auch umfassend modifiziert worden war. Ein Drittel der mittschiffs gelegenen Kabinen fehlte; ihren Platz nahmen jetzt klobige Energiespeicherbänke ein, wie sie vor Jahrhunderten modern gewesen waren.
    Er hatte das Gefühl, durch das Ausstellungsstück eines Raumfahrtmuseums zu spazieren.
    Natürlich, dachte Kellborn. Der Hyperimpedanz-Schock hat die Gravitrafspeicher lahm gelegt. Wie die Syntroniken, den Metagrav, wie alle hoch entwickelten Aggregate auf Hyperbasis. Nur die veraltete Technologie funktioniert noch. Impulstriebwerke, Linearantriebe, Fusionskraftwerke, Positroniken ... Die TENKIM-III-C war ein Museumsschiff.
    Das Zentraleschott öffnete sich zischend, und Kellborn trat hinter dem bärtigen Springer ein.
    Patriarch Tenkim saß an den Kontrollen, die so veraltet und notdürftig installiert wirkten wie alles andere an Bord, und drehte sich um, als seine Gäste hereinkamen. Er war ein gedrungener, breitschultriger Mann mit feuerroten, wallenden Haupthaaren und einem ebenfalls roten, von grauen Strähnen durchwirkten Bart, der ihm bis zur Brust reichte. Er trug einen schmucklosen Overall und einen rissigen, abgewetzten Waffengurt, der so alt wie das Schiff zu sein schien. „Willkommen", sagte er mit tiefer, volltönender Stimme. Sein Blick wanderte von Traminer und den beiden Epsalern zu Kellborn in seiner hellblauen, prächtigen Uniform. „Du musst Kommandant Kellborn sein. Ich freue mich, dich kennen zu lernen."
    „Die Freude ist ganz auf meiner Seite", murmelte Kellborn steif.
    Die Luft an Bord des Beiboots war nach der drückenden Hitze in der Station kühl und erfrischend wie eine Meeresbrise an einem schwülen Sommertag. Er spürte, wie seine Lebensgeister erwachten. „Setzt euch", forderte der Springer leutselig die Männer auf und wies auf die Kontursessel an den Kontrollen.
    Die Männer nahmen Platz, während das Crew-Mitglied am Schott stehen blieb. Tenkim ließ sich wieder in seinen Sitz sinken und lächelte breit, mit blitzenden weißen Zähnen, doch die Freundlichkeit erreichte die Augen nicht.
    Sein Blick war kalt und berechnend.
    „Ich würde euch gern Erfrischungen anbieten", fuhr er fort, „aber die TENKIM-III-C ist auf Gäste nicht vorbereitet. Sie ist ein Experimentalschiff. Und wir können von Glück

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