2238 - Die Friedensfahrer
schillernde Gestalt, die alle beeindruckt hatte, sogar meinen Vater.
Ich musste mich fast gewaltsam zwingen, mich wieder mit der Gegenwart zu beschäftigen, bevor meine Gedanken zu noch dunkleren Episoden der Vergangenheit glitten.
Hartnäckige Verbissenheit ... Wenn ich eine Fährte aufgenommen hatte, ließ ich so schnell nicht mehr locker. Das sagte man mir zumindest nach.
Ich ließ den Blick durch die Zentrale gleiten, bis er schließlich an Oberst Abertin hängen blieb. Dem zwei Meter großen Carmoner merkte ich. den Schlafmangel noch nicht an.
Er war ein erfahrener Kommandant, hatte 1267 bis 1272 NGZ ein Studium in Kosmonautik, Hyperphysik und Mineralogie an der Universität Terrania und bis 1275 ein kaufmännisches Praktikum in der Abertin-Handelsvertretung auf Olymp absolviert.
Dort hatte er erstmals Kontakte zu Camelot, Homer G. Adams' Organisation Taxit und der arkonidischen Geheimorganisation IPRASA geknüpft. Die praktische Raumfahrer-Erfahrung hatte er in den Jahren bis 1286 NGZ an Bord eines Abertin-Schiffes gesammelt, dann war er untergetaucht und nach Camelot umgesiedelt. Hier war er vor allem in der wissenschaftlichen Forschung der Triebwerksund Schutzschirmentwicklung tätig gewesen. Nach der Auflösung Camelots Anfang 1292 NGZ war er umgehend in die USO eingetreten.
Abertin war sehr schnell zu einem der führenden QuinTechs im Rang eines Oberstleutnants aufgestiegen und später mit der Umrüstung und dem Ausbau der TRAJAN beauftragt worden. Seit dem Jahr 1300 NGZ hatte er praktisch ohne Unterlass in der TRA-JAN gelebt. Fünf Jahre später war er zum bislang einzigen Oberst der USO befördert worden und hatte gleichzeitig den Kommandantenstatus für die TRAJAN erhalten.
Ich kannte Tom Abertin bestens. Er war ein ausgesprochen jovialer, freundlicher Typ, stets auf menschlichen Ausgleich bedacht. Unpopuläre Anordnungen wurden von ihm allerdings mit Bedauern, doch ohne jeglichen Kompromiss umgesetzt. Im Einsatz verwandelte er sich geradezu in einen Eisblock.
Und nun war ein Stellvertreter des Oberbefehlshaber der USO an Bord seines Schiffes gekommen.
Der Kommandant hatte zwar weiterhin das Sagen, was die routinemäßigen Abläufe an Bord betraf, doch die eigentliche Befehlsgewalt hatte ich. Ich war der „Expeditionsleiter", obwohl Tom im Rang über mir stand.
Eine schwierige Situation für den Kommandanten? Wohl kaum. Ich ging davon aus, dass er mich aufgrund der Erfahrung akzeptierte, die ich in Hunderten von Einsätzen in rund zweitausend Lebensjahren gewonnen hatte.
Die Überlichtetappe war beendet. „Wir haben die Emissionen! Das unbekannte Raumschiff nimmt Kurs auf Devolter Zwei!", meldete Major Argula. „Sollen wir ihm folgen?"
Abertin wartete ab, ganz wie es dem Protokoll entsprach. Solche Situationen hatte ich schon oft genug erlebt. Natürlich überließ der Oberst dem Expeditionsleiter die Entscheidung und damit auch die Verantwortung: „Nein. Wir müssen damit rechnen, dass die Arkoniden auftauchen. So leicht wollen wir es ihnen nicht machen. Ortung, volle Aufmerksamkeit! Suchen Sie nach GWALON-Kelchen!"
Ich versuchte, in Abertins Gesicht eine Reaktion zu erkennen, doch der Kommandant hatte sich in der Gewalt. Nicht die geringste Regung verriet, was er von meiner Entscheidung hielt. Major Argula schüttelte den Kopf. „Nichts. Vielleicht haben sie wegen des Hypersturms die Spur verloren ..."
Die falsche Antwort. Ich würde mich nicht mit einem Vielleicht zufrieden geben, sah die Ortungschefin schweigend an. „Keine Erkenntnisse über den Planeten selbst. Augenblick ... Das unbekannte Schiff landet soeben auf Devolter Zwei!"
„Details?"
Dalia schüttelte den Kopf. „Nicht aus dieser Entfernung. Wir können nur die energetische Emission anmessen. Da sie sich nicht verändert hat, gehe ich davon aus, dass es sich um eine kontrollierte Landung und nicht etwa um einen Absturz handelt." Sie blickte auf ein Holo. „Die Emission wird nicht mehr abgesondert. Ich gehe davon aus, dass die Landung abgeschlossen ist. Ortungstechnisch herrscht auf dem Planeten nun völlige Stille." Erwartungsvoll sah sie zu mir auf.
Ich zögerte. War es angemessen, sich mit Oberst Abertin zu beraten, wenngleich nur, um ihm das Gefühl zu geben, dass ich ihn zu Rate ziehen wollte? Andererseits hatte ich mich geradezu danach gedrängt, statt Monkey diesen Testflug als Verantwortlicher zu begleiten.
Nein, es wäre unfair gewesen, Oberst Abertin um seine Meinung zu bitten, nachdem meine Entscheidung
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