2238 - Die Friedensfahrer
oder den Ortungsschutz, während die DIANA-Klasse sich mehr in Richtung der CERES-Vorläufer orientierte.
Hinsichtlich der Energieversorgung waren die MERKUR-Kreuzer ebenfalls von vornherein besser ausgestattet. Die Schutzschirme waren bei Bedarf belastungsfähiger, bei der Beschleunigung und Geschwindigkeit ließen sich im Vergleich zu den DIANA-Raumern bessere Werte in der Umsetzung erzielen, auch wenn noch längst nicht bekannt war, wo die Obergrenzen lagen, an die die Kreuzer aufgrund der erhöhten Hyperimpedanz früher oder später stoßen würden. Auf den ersten Blick schienen sich die Beschleunigungs- und Überlicht-Werte zwar nicht zu unterscheiden - doch wenn einem mehr Energie bei der Standardgesamtleistung zur Verfügung stand, erreichte man schneller die derzeitigen Maximalwerte.
Bei den Aufklärern hatte man zwangsläufig mehr Wert auf den Schutz und die umsetzbare Geschwindigkeit gelegt. Deshalb konnten sie sich einer höheren Standardgesamtleistung rühmen, während es beim kurzfristigen Spitzenverbrauch keinen Unterschied gab.
Bei der Standardbewaffnung unterschieden sich die beiden Kreuzerklassen zwar auf den ersten Blick ebenfalls nicht. Da die DIANA-Klasse als Jagdkreuzer ausgelegt war, führte sie zum Beispiel zwangsläufig mehr Transform-Munition in größerer Variationsbreite der unterschiedlichen Kaliber und Typen mit als die MERKUR-Kreuzer.
Maximalkaliber bezeichnete, wie der Name schon sagte, nur das maximal Mögliche. Unterhalb dieses Maximums kam es dann auf die vorliegende Variationsbreite an. „Dient der Flug der Jagd oder Aufklärung?", fragte ich eher rhetorisch. „Beides." Abertin zögerte. „Aber in erster Linie wohl der Aufklärung."
„Dann werde ich einen MERKUR-Kreuzer nehmen."
Die Spannung in der Zentrale der KASOM war fast greifbar zu spüren. Endlich hatte das Warten ein Ende, endlich geschah etwas, endlich hatten wir die Möglichkeit, Antworten auf die drängenden Fragen zu bekommen: Hatten die Arkoniden die Spur wirklich verloren, und was hatte es mit dem unbekannten Raumschiff auf sich?
Ich ließ den Blick durch die kleine Runde schweifen. Die aus insgesamt 70 Personen bestehende, sowieso schon hochkarätige Besatzung hatte ich mit einigen Spezialisten der TRAJAN aufgestockt.
Die Wahl des Kreuzers war mir nicht schwer gefallen. Ich hatte mich für die T-ME-01 mit dem Eigennamen KASOM entschieden. Kommandantin des Kreuzers war Major Arina Enquist, gleichzeitig Chefin der MERKUR-Beibootflottille. Sie war wohl die erfahrenste Beiboot-Kommandantin der TRAJAN, vielleicht einmal abgesehen von Major Gerine, der Chefin der DIANA-Beibootflottille und zugleich Kommandantin der T-DI-01 mit dem Eigennamen KENNON. Aber da ich mich für einen Aufklärer entschieden hatte, war Major Enquist die logische Wahl.
Allerdings fühlte ich mich in der Gegenwart der MERKUR-Flottillenchefin immer etwas unbehaglich.
Das lag nicht an ihren fachlichen Qualifikationen. Die hundertjährige Terranerin war 1265 NGZ im Camelot-Büro von Terrania angeworben worden. Sie hatte für die USO stets die CERES-Einheiten befehligt und war mit dem Wechsel zur TRAJAN zur Chefin der 25 CERES-Kreuzer ernannt worden, die nun gegen die neuen 30 Kreuzer vom Typ MERKUR ausgetauscht worden waren. Erfahrung hatte die redegewandte, studierte Historikerin mit dem Spezialgebiet Kosmische Meilensteine also genug aufzuweisen.
Nein, ich hatte den Eindruck, dass sie mir gegenüber etwas befangen war. Immer wieder kamen mir winzige Dinge merkwürdig vor. Wenn ich sie ansah, wandte sie den Kopf schnell ab; andererseits hatte ich das Gefühl, von ihr verstohlen beobachtet zu werden. Im Gegensatz zu ihrem sonstigen Naturell war sie zu mir schweigsam, beschränkte sich auf rein dienstliche Äußerungen, als befürchtete sie, zu viel sagen oder sich irgendwie verraten zu können.
Na klar, dachte ich. Sie schwärtnt heimlich für dich, wagt es aber nicht, dich diesbezüglich anzusprechen.
Ich lächelte schwach und ließ den Blick zu dem Hyperphysiker Boran Skarros gleiten, dem derzeitigen Chefwissenschaftler der TRAJAN. Attaca Meganon, der diese Position normalerweise innehatte, hielt sich derzeit im Solsystem auf dem Merkur auf. Mit 150 Jahren war der Plophoser nicht mehr der Jüngste, wie ich sowieso den Eindruck hatte, dass die Führungsspitze der TRAJAN ein wenig überaltert war. Aber wen wunderte das, da sie sich zu einem großen Teil aus ehemaligen Camelot-Angehörigen und Besatzungsmitgliedern der GILGAMESCH
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