2239 - Verrat auf der Kristallwelt
die demütigende, jahrzehntelange Fremdbestimmung vor allem durch Khasurnmeisterin Dimeria Ta-Senkara abzuwerfen, das Erscheinen des Philosophen Dreur im Jahr 128h NGZ gewesen.
Als Hand hatte er selbstverständlich ganz anders empfunden. Scham, Ekel und Wut waren erst nach seiner Befreiung durch die Terraner mit ungestümer Wucht hervorgebrochen.
Ausgerechnet die Terraner, durchfuhr es ihn zum ungezählten Mal. Ausgerechnet Rhodan...
Narr!, schnarrte der Extrasinn in seinem Kopf. In deiner starren Fixierung auf den Terraner machst du Fehler! Zu lange hast du geglaubt, mit jeder Veränderung aus dem Stand fertig werden zu können. Trotz Rhodans eindringlicher Warnungen meintest du, mehr Zeit zu haben.
In der Tat, das ist ein fast unverzeihlicher Fehler gewesen, gestand sich Bostich selbstkritisch ein, ebenfalls nicht zum ersten Mal. Ich hatte eben erst begonnen, als Zellaktivatorträger wirklich langfristig zu denken und entsprechende Strategien zu entwerfen.
Das fotografische Gedächtnis reproduzierte zum heftiger pochenden Zellaktivator die Bilder des entscheidenden Augenblicks: Eingehüllt in ein goldenes Leuchten, schwebte der Chip von Lotho Keraetes ausgestreckter Hand langsam herüber und näherte sich seiner linken Schulter. Weder die Kleidung noch die Haut stellten einen Widerstand dar: Bostich hatte unvermittelt gefühlt, dass der Zellaktivator schmerzfrei in seinen Körper eindrang.
Mit einem überaus kraftvollen Pulsieren erfasste ihn erstmals der belebende Strom. Durch seine Adern pumpte das unvergleichliche, göttliche Gefühl von purer Vitalenergie, und er glaubte plötzlich ermessen zu können, was es bedeutete, ewig zu leben: Die Energie lud ihn auf, die Kraft des Lebendigen griff nach jeder einzelnen Faser, verschmolz mit Bostich und wurde zu einem Teil von ihm.
Später hatte er sich wie damals als fast Sechsjähriger gefühlt, als er beim Besuch der Hallen der Geschichte die Galerie der Imperatoren sah, die sich in der Ferne verlierende Reihe der Büsten. Er hatte zu laufen begonnen und versucht, sich auf diese Weise Schritt für Schritt einen Eindruck der Größe zu verschaffen, ein Gefühl für die Jahrhunderte und Jahrtausende der ruhmreichen Vergangenheit. Wie damals als Kind glaubte sich Bostich entflammt. Wie damals glühten sein Gesicht und seine Ohren, und seine Augen tränten in einem fort.
Gleichzeitig sah er sich selbst als Kind: keuchend stehen bleibend, noch bevor das Ende der Galerie der Imperatoren erreicht war, die Hände auf die Schenkel gestemmt, einen Blick zurückwerfend, dann einen nach vorn und nochmals zurück. Und wie damals erfasste ihn Eiseskälte, schien sein Körper zu einem unbeweglichen Block zu erstarren, der sich nur mühsam, von gewaltigen Gewichten belastet, aufrichten ließ.
Damals hatte er sich geschworen, alles über diese Männer zu erfahren. Nur dann, dessen war er sich sicher gewesen, würde er wirklich begreifen, was es hieß, ein Arkonide zu sein, ein Nachkomme jener, die das Tai Ark'Tussan aufgebaut, ausgedehnt und regiert hatten.
Inzwischen war er selbst Teil der Galerie geworden. Er hatte das Huhany'Tussan geschaffen und das unvergleichliche Tiga Ranton wiederhergestellt, war zum Unsterblichen geworden.
Der uralte Traum aller Arkoniden, den schon Crest und Thora bei der Suche nach der Welt des Ewigen Lebens verfolgten, war für ihn wahr geworden. Alles, wonach arkonidische Imperatoren jemals gestrebt hatten, wurde für ihn Wirklichkeit.
Er stand an der Spitze und überblickte die Geschichte seit ihren Anfängen. Er war der Letzte in der langen Reihe der Höchstedlen. Er, Gaumarol Bostich I. da Arkon, Begründer des Huhany'Tussan. Er, der Zellaktivatorträger! Er hatte Zeit. Unendlich viel Zeit...
Ein fataler Irrtum!
Aktakul hatte ihn gewarnt. Ebenso ein- wie aufdringlich, in einer nicht nachlassenden, zutiefst nervenden Art und Weise, wie es sich nur ein echter Freund erlauben konnte. Der Ka'Marentis des Kristallimperiums war sein Freund seit der gemeinsamen Jugendzeit. Vielleicht sogar sein einziger.
Jeden anderen hätte Imperator Bostich I. bis ans Ende des Universums gejagt oder eigenhändig in der Luft zerrissen. Nicht so Aktakul. Dieser konnte seine Warnungen wissenschaftlich belegen, argumentierte nicht im luftleeren Raum. Vor allen Dingen scherte sich seine sachliche Betrachtungsweise, die auf das Bevorstehende vorbereiten wollte, in keiner Weise um machtpolitische Erwägungen oder um langfristig konzipierte Herrschaftsträume eines
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