2242 - Letoxx der FÀlscher
tatsächlich Gerreth, etwas älter geworden, aber noch dasselbe abstoßende Rostgesicht wie damals. Didan Gerreth, dem er Futhorn zu verdanken hatte. „Ich grüße dich, Herr", quetschte Gerreth hervor. Letoxx konnte hören, wie schwer das Wort „Herr" ihm über die Lippen ging. „Du hast eine erstaunliche Karriere gemacht, wie ich informiert wurde."
„Und du hast keine gemacht. Wie von mir erwartet."
Der stachelige Schädel des Eins-Plans schwoll vor Wut. Sie starrten einander an wie die Todfeinde, die sie noch immer waren und immer bleiben würden. Egal wie lange die Trak-Akademie hinter ihnen lag. „Also gehen wir", sagte Letoxx schließlich. „Du hast die Reise vorbereitet?"
„Jawohl."
Hinter Gerreth stand ein Personengleiter.
In seinen Augen funkelte etwas, der Einser wandte schnell sein Gesicht ab und ging vor. Letoxx hatte das Gefühl, dass Gerreth einen Trumpf zurückhielt. Dass er irgendetwas wusste.
Das Zielgebiet lag tausend Kilometer nördlich des Landefeldes, mit dem Gleiter ein Flug von einer halben Stunde.
Unter ihnen zog die endlose Megalopolis vorbei, die Wirtschaftsmacht der Traken, manifestiert in hoch organisierten Fabrik-Landschaften. Einzelne Stätten reichten bis zwei Kilometer tief.
Was für ein Planet!
In Trakensicht ein Brett aus gigantischen Designerchips, dessen Ränder unter einem Horizont versanken. Eingebettet in das Eis, das an dieser Stelle ewig war.
Je näher dem Ziel, desto mehr dominierte das Eis. Bis kaum mehr Bauten in der Landschaft standen – und aus unberührter Natur mit einem Mal die Stadt auftauchte.
Letoxx blickte tief bestürzt über schimmernde Dächer. Über Fabriken, die wirkten wie geputzt; über trakenleere Straßen. Auf dem höchsten Gebäude, dem Stadthaus, schwebte eine riesige Holo-Glyphe in Trakenkode: Erbe/historisch.
Letoxx fühlte sich, als werde ihm der Boden weggezogen. Taukirk war ... eine Museumsstadt!
Es gab nichts, was in der Stadt produziert wurde, es gab keine Traken außer dem Wachpersonal, die in ihren Grenzen lebten. Das war es also, was Gerreth gewusst hatte. Für einen Eins-Katalog bedeutete Taukirk das Ende der Welt. So wie Futhorn vorher in gewisser Weise.
„Gibt es unterirdische Bereiche?", fragte er gepresst. „Oder ist das wirklich alles?"
„Es gibt noch die Tiefenstadt, Herr", sprach Gerreth.
„Was befindet sich da drin?"
„Ach ... unzählige Exponate, die keiner je sehen will. Archaische Kraftwerke, Positronik-Müll. Du wirst dich kaum dafür interessieren"
„Abwarten" Die Belegschaft kam zu seinem Empfang auf das Landefeld. Letoxx blickte finster auf die Techniker und Wissenschaftler von Taukirk. Alles nur Verlierer. Abgeschoben in den hintersten Winkel von Tan-Eis. In Gerreths Augen stand offener Triumph.
8.
Memo: Es war die Zeit, in der alles zusammenbrach, was im Reich der Traken wichtig war. Ich erinnere mich gut daran.
Von einem Tag zum anderen stellten die Syntroniken ihre Arbeit ein. Nicht für Minuten, so wie vorher, sondern komplett. Der Hyperimpedanz-Schock – eine von Gon/O geschickte Maschinenkrankheit. Die Krankheit markierte das Ende für Hyperzapfung und konventionelle Raumfahrt. Die Fabriken von Tan-Eis lagen binnen Stunden still. Ohne Energie, ohne Steuerung.
Ich vergesse nie den Augenblick.
Ich selbst, auf einem Hügel am Rand der Stadt, starre auf Taukirk hinab, und ich verfolge in Trakensicht, wie das energetische Muster der Stadt in wenige dürftige Linien zerfällt.
9.
Die Krankheit der Maschinen
Taukirk war für Tage isoliert. Kein Kontakt zur nächsten Metro-Stadt, nicht zu den Raumhäfen, nicht zu den SPURHÖFEN an der Sonne.
Jedes dritte Paar Prothesen hörte zu funktionieren auf – glücklicherweise nicht seine eigenen! –, Sonderfunktionen lagen brach, Probleme mit der Energie und mit verbauten Syntron-Chips.
Im Stadthaus rief Letoxx die Techniker zusammen, die ihre Sinne schon wieder beisammenhatten und bereit waren, sich der veränderten Situation zu stellen. Es war eisig kalt. Sie hatten sämtliche Schotten zu, weil es keine Heizung gab. Letoxx' Stachelkleid lag so dicht am Körper, dass nicht einmal Schweiß entwich.
„Also gut", rief er, „unterbreitet mir eure Pläne!"
Er bestimmte die Reihenfolge der Redner. Neustarts für die Hyperzapfer, hieß es gleich zu Anfang – ungeachtet des Umstands, dass kein Anlaufstrom vorhanden war. Danach forderte jemand den Neubau eines Stadtsyntrons – obwohl der alte keine Schäden aufwies. Und so
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