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2242 - Letoxx der FÀlscher

Titel: 2242 - Letoxx der FÀlscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ging es weiter. Über Stunden hörte er dem Gerede zu. Überall der gleiche Unverstand, das Festhalten an einer Wirklichkeit, die nicht mehr existierte.
    In der Menge fiel Letoxx eine Frau auf, die nicht sprach, deren Blick jedoch mit unangenehmer Intensität an ihm klebte. Sie war eine klotzig wirkende Trakin mit einem düsterrot gefärbten Augenband. „Wer bist du?", fragte er sie schließlich.
    „Ich bin Kil Dinike. Du solltest meinen Namen eigentlich schon kennen. Ich habe diese Stadt verwaltet, bevor du kamst, Herr."
    Er versuchte, sich an sie zu erinnern, doch die Gesichter waren zu viele. Dinike stand im Rang einer Eins-Plan Erster Klasse. Letoxx sah in ihren Augen mühsam unterdrückten Zorn, als sie sprach; er wusste vom ersten Ton an, dass sie seine Feindin war. Aber das war nicht zu ändern.
    Sein Blick wanderte lange über die Techniker und Wissenschaftler.
    „Ich kritisiere an euch allen", sprach er streng, „dass ihr euch nicht der Wahrheit stellt. Was wir >Maschinenkrankheit< nennen, ist eine umfassende physikalische Veränderung. Leugnet es, solange ihr wollt, das tun andere auch. Aber damit kommt ihr nicht weiter. – Vergesst die Syntrons! Vergesst die Hyperzapfer! Wir sehen es an den Armen: Einfache Technik funktioniert, komplexe Technik funktioniert nicht. Was ist daran so schwer zu begreifen?"
    Die geneigten Häupter zuckten in Protest nach oben. Er hatte sie wütend gemacht.
    Letoxx machte sich klar, dass er die Hilfe der Leute nötig hatte. Wut allein reichte ihm nicht; was er brauchte, war eine Trotzreaktion.
    „Wir haben eben eine Reihe Vorschläge angehört. Ich lehne alle diese Ideen kraft meines Ranges ab."
    Getuschel, klirrende Prothesen. Letoxx starrte sie an, bis Ruhe war. „Experimente bleiben den Vier- und Fünf-Katalogen in den SPURHÖFEN überlassen; soweit da oben noch Leben möglich ist. – Ihr fragt euch jetzt, was tun wir sonst? Denkt simpel! In Taukirk besitzen wir eine ganz spezielle Kompetenz. In der Tiefenstadt lagert Archaische Technik. Und ihr seid die Spezialisten, die sich damit auskennen. Mit den simpelsten Apparaten der Vergangenheit."
    Einige Traken zischten überrascht.
    „Je primitiver die Technik, desto größer die Chance, dass sie funktioniert. Was ist mit Fusionskraftwerken? Arbeiten sie? Was mit Positroniken? Kann man damit rechnen? Haben wir Primitiv-Batterien in unserem Museum? Halten sie die Energie? – Das sind die Fragen, auf die ich Antwort will. Den Sternenozean sollen andere retten."
    Letoxx blickte auf Skepsis und Widerwillen. Und auf zwei Augenpaare, die stachen wie Gift: Didan Gerreth und Kil Dinike.
    Mit Lampen und primitiven, von Batterien betriebenen Antigravs fielen sie in die Tiefenstadt ein. Die Schächte waren ausgefallen, das Licht, die Förderbänder. Alte Vierer, die sich in der Tiefenstadt auskannten, setzten sich an die Spitze.
    Das erste Fusionskraftwerk stand nahe den Schächten zur Oberfläche. Ein Dutzend Traken, deren Module funktionierten – darunter Letoxx selbst –, nahmen den Meiler in Betrieb. Die erzeugte Energie floss ins Leitungsnetz.
    Letoxx ließ das Stadthaus und die Experimentierstuben am Stadtrand heizen, das stand ganz oben auf seiner Prioritätenliste. Der Rest diente zur Befüllung entleerter Kraftzellen; darunter solchen, die in wertvollen Armprothesen steckten. An Stelle zwei setzte er die Gleiter. Mobilität gehörte zu den Säulen, ohne die eine technische Gesellschaft nicht existieren konnte. Gleiter wurden umgerüstet, Energiezellen statt Speicherbänken, und sie stellten über Nacht einen Pendelverkehr auf die Beine, der die Bezirke der Stadt Taukirk verband. Ein weiterer Fusionsreaktor, aus Altbeständen im Untergrund, wurde demontiert, oben zusammengesetzt – und auf Letoxx' Geheiß per Gleiter zur nächsten Metro-Stadt verschickt.
    Letoxx setzte eine Inventur sämtlicher Ressourcen, die in der Tiefenstadt lagerten, an die dritte Stelle seiner Liste. Er fing langsam zu begreifen an, auf welchem Schatz er mit Taukirk saß.
    Tage vergingen, bis das geflügelte Wort von der „Strafstation" nicht mehr zu hören war: Was unter der Oberfläche lagerte, bis zu einem Kilometer tief, war keineswegs der Schrott der Geschichte, sondern es war Reichtum pur. Archaische Technik, ohne Syntrons, ohne Hyperzapfer. Stattdessen Positronikblöcke und Fusionsmeiler.
    „Du solltest wissen", sagte er zu Kil Dinike, „dass hier in Taukirk eine Menge in Bewegung geraten kann. Versuch mir zu helfen, so gut du kannst.

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