2246 - Kavuron der Spieler
keinesfalls auf dieselbe Stufe stellen mit Torre Molinas, dem Verräter. Eher würde es sterben und diesmal endgültig.
Die Chancen dafür standen gar nicht schlecht... „Warte. - Ich mach's", sagte die Stimme. Sie klang nun heller, nüchterner, unspektakulärer und kam aus dem Lautsprecher an der Decke der Vorratskammer.
Zugleich verspürte Gucky ein flaues Gefühl im Bauch. Offenbar hatte das Specter die Para-Manifestationen annulliert, um Kräfte für den bevorstehenden Einsatz zu sparen.
Gut so, dachte der Ilt erleichtert. „Unter zwei Bedingungen."
„Alles, was du willst. Na ja, fast alles."
„Erstens, weiterhin darf niemand außer dir von meiner Existenz erfahren, verstanden?"
„Laut und deutlich."
„Das gilt ausdrücklich auch für Bull, Tifflor, Tolot und die anderen Mutanten. Du hältst dicht, was immer geschehen mag, versprichst du mir das?"
„Großes Ehrenwort."
„Gut. Zweitens, du musst dafür Sorge tragen, das die Verbindung von KHA-SURN zum Netz unbedingt erhalten bleibt, bis ich zurück bin."
„Damit du nicht von deinem ... Wie hast du es genannt? Ah ja: >Seelenanker< im bionischen Teil KHASURNS getrennt wirst."
„Richtig. Genau genommen wurden die Reste von Moles Gehirnmasse, die als Verankerung ihrer ... meiner ÜBSEF-Konstante dienen, zuerst in eines derbionischen Module im Maulwurfsbau abgestrahlt und erst später in KHASURN integriert. Egal, das spielt jetzt keine Rolle. Jedenfalls kann ich ohne Verbindung dazu nur für sehr beschränkte Zeit existieren."
„Verstehe. Geht klar. Ich werde höchstpersönlich oben in der Sicherheitszentrale darüber wachen und mich nicht vom Fleck rühren, bis du mir Bescheid gibst."
„Danke."
„Äh ... Wie gibst du mir Bescheid? Filana, Bounty und die anderen sollen ja nichts von dir erfahren."
Die Antwort kam ohne jegliche Verzögerung. Klar, des Specters Denkvorgänge liefen um ein Vielfaches schneller ab als die in Guckys Gehirn. „Im Adresskopf der Nachricht wird >Kristallpalast< aufscheinen."
Gucky nickte. Das Wort war selten genug, um ihm aufzufallen - und andererseits nicht so extravagant, dass es bei anderen Argwohn erweckte. „Wie lange wirst du voraussichtlich benötigen?", fragte er. „Etwa eine Viertelstunde zur Vorbereitung. Dann, wenn alles gut geht, nicht mehr als ein paar Minuten. Aber falls Probleme auftreten ... Ehrlich gesagt, keine Ahnung."
Der Ilt blickte aufs Chronometer. „Uns bleiben noch rund dreieinhalb Stunden."
„Nach positronischen Maßstäben alle Zeit der Welt. Dennoch sollte ich mich langsam ans Werk machen."
„Ich danke dir, Spex, und halte dir die Daumen. Hals- und Beinbruch!"
Obwohl du weder Hals noch Bein besitzt, verkniff sich Gucky gerade noch. Das seltsame Wesen im Rechner würde schon verstanden haben, wie es gemeint war.
In den nächsten vierzehn Minuten erledigte das Specter Forschungs- und Entwicklungsarbeiten, für die ein ganzes Team hochkarätiger Wissenschaftler und Programmierer etwa sieben Jahre gebraucht hätte.
Schneller ging es leider nicht. Das Specter konnte nur begrenzt Rechenkapazitäten abzweigen, ohne dass KHASURN, Filana und die Operatoren in der Sicherheitszentrale aufmerksam geworden wären.
Nachdem es die „Requisiten", die es mitzunehmen gedachte, fertig gestellt und getestet hatte, machte es sich auf den Weg. Die Schnittstelle zum interplanetaren Netz war rasch erreicht. Das Specter glitt hindurch, so wie unzählige andere Datenpakete auch.
Ich kann's fast nicht glauben, dass ich das wirklich wage. Ich bin draußen. Draußen!
Im Jenseits. In der Fremde. Und ich habe jetzt schon schreckliches Heimweh.
Das Gefühl des Verlusts, der Einsamkeit und Isoliertheit war überwältigend. Das Specter hatte damit gerechnet. Es hatte gewusst, dass es mit einem Schlag nahezu aller Wahrnehmungen KHA-SURNS beraubt sein würde.
Doch zwischen Imagination und Realität lagen Welten. Es war gewohnt, durch tausende Kameras zu sehen, durch tausende Mikrofone zu hören, durch tausende Sensoren zu fühlen, wann immer ihm der Sinn danach stand. In jeder Sekunde tausende Funksprüche, tausende Statusmeldungen, tausende Anfragen aus Eingabegeräten und Subsystemen zu sichten war ihm ganz selbstverständlich geworden.
Und nun... Stille. Schwärze. Leere.
Fast Nichts.
Konfusion und Höllenangst wallten in ihm hoch wie glühend kalter, tonnenschwerer Nebel.
Das Specter gestattete sich die für seine Verhältnisse sehr lange Zeit von vier Tausendstelsekunden, um die Panikattacke zu
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