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2249 - Die Blutnacht von Barinx

Titel: 2249 - Die Blutnacht von Barinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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fassen konnte. „Etwas ist da...", brachte sie zögernd hervor.
    Der Energietunnel schien stillzustehen, bewegte sich aber wohl mit hoher Geschwindigkeit auf den Titanen zu. „Vielleicht müssen auch die Kybb-Raumschiffe einen Sicherheitsabstand halten."
    Lyressea versuchte, Funkkontakt zu den Shoziden zu bekommen. Aber auf den wenigen Frequenzen, auf denen ihr miniaturisiertes Sende- und Empfangsgerät arbeitete, war nicht einmal das stete Hintergrundrauschen zu vernehmen. '"' Wenige Augenblicke später löste sich der Tunnel auf. „Ich hoffe, ihr nehmt mir diese kleine Demonstration kybernetischer Technik nicht übel."
    Tagg Kharzani stand vor ihnen. In einer einladenden Geste, die bei ihm dennoch völlig deplatziert wirkte, breitete er die Arme aus. „Ich freue mich, dass meine Einladung nicht ungehört verhallte. Obwohl die Umstände etwas ungewöhnlich sind."
    „Sehr ungewöhnlich", stimmte Metondre zu. „Das alles ist..."
    „... verblüffend?", half Kharzani ihr aus. „Gibt es immer noch diese argwöhnische Meinung, ich würde im Haufen von Arphonie dem Müßiggang huldigen?" Das klang beinahe weinerlich.
    Du bist ein Schauspieler, dachte Lyressea. Aber was bezweckst du damit?
    Kharzani schüttelte den Kopf. Wenn er wenigstens den verflixten Hut abgenommen und sein Gesicht gezeigt hätte. Andererseits war der orangefarbene Fleck das Einzige an ihm, was immer noch hoffen ließ, er würde sich eines Tags verändern, so, wie aus einer unscheinbaren grauen Puppe ein farbenprächtiger Schmetterling schlüpfte.
    Der Raum, in dem sie momentan standen, passte zu ihm. Eine graue, keineswegs eben verlaufende Halle. Sie befanden sich am höchsten Punkt, der Boden neigte sich nach allen Seiten. Es gab keine Einrichtungsgegenstände, lediglich an einigen Stellen waren der Boden und die Wände aufgewölbt. Integrierte Bauelemente? Abgeschaltet, da momentan nicht benötigt?
    Der Boden war weich. Er dämpfte die Schritte und schien zudem Geräusche zu absorbieren. An Bord moderner Raumschiffe absorbierten Schallschutzvorrichtungen viel von der Lärmkulisse in manchen Bereichen, doch hier herrschte eine unheimliche Stille.
    Lyressea streifte mit der Hand über eine Wand. Im ersten Moment spürte sie Wärme, dann war ihr, als weiche das lederartige Gewebe unter ihren Fingern zurück. Sie griff fester zu: nichts, keine Veränderung mehr. „Dieses Schiff durchmisst mehr als sechzehn Kilometer ...", begann Metondre. „Ungefähr", berstätigte der Schutzherr. „So unsymmetrisch, wie die Titanen von außen wirken, sind sie auch im Innern aufgebaut." Er hielt kurz inne. „Das Wichtigste hätte ich beinahe vergessen: Erschreckt bitte nicht, wenn sich die Schwerkraftverhältnisse ändern.
    Ich bin das gewohnt und achte nicht mehr darauf. - Ach ja, jeder Titan ist in zehn Sphären-Zonen unterteilt. Das können völlig unterschiedlich strukturierte Bereiche sein, aber jeder mit einem beachtlichen Volumen. In diesen Sphären ... Aber das werdet ihr gleich selbst sehen; wir wechseln in Kürze in einen der peripheren Bereiche."
    Sie bewegten sich immer noch abwärts. Zumindest erweckten die Schwerkraftverhältnisse diesen Eindruck. Seltsame knorrige Gebilde ragten aus dem Boden auf, erst nur mannshoch, aber im Hintergrund erreichten sie schon die Decke, säulenartig, nahtlos mit dem Boden und der zeitweise gewölbten Decke verschmolzen. Zwischen ihnen spannten sich halb transparente Membranen. Lyressea glaubte, einige Wandflächen pulsieren zu sehen. „Dieses ... Schiff lebt?", fragte sie.
    Tagg Kharzani wandte sich kurz zu ihr um. „Jedes Raumschiff lebt", antwortete er. „Die Besatzung erfüllt es mit Leben; die Maschinen sind wie Organe, und die Energie ist das Blut der Technik. Aber was lebt, muss auch eines Tags sterben. Selbst wenn es nur unmerklich altert, wenn es angeblich unsterblich sein soll..."
    Er sprach von sich selbst, argwöhnte Lyressea. Seine Krankheit, die panische Furcht vor dem eigenen Tod machten ihn unberechenbar.
    Tatsächlich drehte sich Tagg Kharzani abrupt zur Seite. Es sah aus, als suche er nach einem Halt, wie schon früher, wenn sich seine Furcht zur Panikattacke gesteigert hatte.
    Lyressea warf sich nach vorne. Sie wollte ihn festhalten, ihn schütteln, bis er zur Vernunft kam, aber sie erreichte ihn nicht. Weil sie den Boden unter den Füßen verlor.
    Ihr Sturz wurde zur unkontrollierbaren Drehung. Sie wirbelte in die Höhe und sah die Geschwister unter sich im Dunst verschwinden. Zugleich

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