2249 - Die Blutnacht von Barinx
erreicht."
„Eines Tages?" Gimgon lachte heiser. „Weißt du, von wie vielen Jahrmillionen du sprichst, Lyressea? Die Flotte der Shoziden nimmt bereits Messungen vor. Wenn es möglich ist, werden die Schiffe den Jetstrahl unterbrechen. Tagg Kharzani und die Kybb stellen ähnliche Untersuchungen an. - Der Krieg kommt noch früh genug."
„Gimgon hat Recht", sagte die Liebende Schildwache, Metondre. „Wir dürfen nichts unversucht lassen."
Drei Wochen vergingen.
Weitere Versuche der Wesenheit Gon-Orbhon, mit gezielten Nadelstichen die Position der Schutzherren zu schwächen, waren glimpflich verlaufen. Lediglich auf dem Planeten Shoz lag seitdem eine wichtige Raumschiffswerft brach. Manipulierte Überlichttriebwerke hatten während einer Testphase die wichtigste Produktionsstrecke der Shoziden zum Erliegen gebracht. Der Materialschaden war enorm, noch schlimmer der Produktionsausfall, der selbst bei vorsichtiger Schätzung mehrere Jahre umfassen würde.
Zweihundert Tote und Verletzte waren eine vergleichsweise geringe Zahl verglichen mit dem, was hätte geschehen können.
In allen mit dem Orden verbundenen Sternhaufen sammelten sich mehr oder weniger große Flotten. Der Aufmarsch im Haufen von Arphonie war nur der Anfang gewesen, die Initialzündung.
Schwere Trägerdisken der Houwen erschienen sogar im Tan-Jamondi-System.
Zwei Kontingente schlagkräftiger Spindelraumer der El'wen sammelten sich im Ainaghoth-Sektor.
Das Volk der Wasserstoff atmenden Maltruum, bislang nur in diplomatischem Kontakt zum Orden stehend, entsandte vierhundert Drei-Röhren-Raumer. Drei jeweils hundertelf Meter durchmessende Walzen waren um einen gemeinsamen Mittelpunkt gruppiert. Der Leerraum zwischen diesen Rümpfen diente dem Transport sperriger Frachten. Inzwischen waren darin große Geschwader schneller und wendiger Ein-Mann-Jäger untergebracht.
Die ehedem friedlichen Forschungszwecken dienenden Schiffe waren zu waffenstarrenden Festungen geworden.
Andererseits gab es Systeme, die sich abkapselten, die plötzlich jegliche Gesprächsbereitschaft vermissen ließen und sogar offen erklärten, dass sie in ihrem Hoheitsgebiet Aktivitäten des Ordens nicht mehr duldeten. Dem verheerenden Krieg, dessen Ende gerade erst eine oder zwei Generationen zurücklag, sollte kein zweiter folgen.
Ob Gon-Orbhon an solchen Ablehnungen beteiligt war? Lyressea wusste es nicht. Zeit für diplomatische Missionen, die manche Entscheidung noch hätten beeinflussen können, gab es kaum.
Aus Amringhar trafen wenig erfreuliche Meldungen ein. Das Imperium Orbhon rüstete in erschreckendem Ausmaß hoch. Längstens innerhalb Jahresfrist würden die Invasionstruppen in die Milchstraße einfallen. Gon-Orbhon versuchte gar nicht erst, diese Vorgänge zu verschleiern.
Lyressea schlief schlecht. Ihren Geschwistern erging es keineswegs besser. Sie konnten sich der Entwicklung nicht entziehen, die keiner von ihnen wollte und die dennoch unaufhaltsam dem Höhepunkt zustrebte.
Es war mitten in der Nacht, als die Automatik einen eintreffenden Hyperfunkspruch meldete. „Die Kennung hat höchste Priorität, Lyressea! Das Signum eines Schutzherrn!"
Gimgon war im Sternenozean unterwegs, mit Jopahaim hatte sie erst vor wenigen Stunden gesprochen... „Durchstellen!"
Als das Hologramm vier Schritte von ihrer Antigravliege entfernt entstand, war Lyressea nicht im Mindesten überrascht. Nur er hatte es sein können. „Tagg Kharzani. Was verschafft mir die Ehre?"
„Ich sehe, dass ich deinen Schlaf gestört habe", flüsterte der Unheimliche. „Das tut mir Leid, Lyressea. Aber der Krieg gegen das Imperium Orbhon lässt sich nicht mehr aufhalten."
Warum sagte er ihr das? Wollte er von ihr eine Stellungnahme hören? Aber Tagg Kharzani fuhr, ohne zu zögern, fort: „Schon vor langer Zeit habe ich Gimgon und Jopahaim geraten, Gon-Orbhons Macht mit eigener vielfältiger Stärke zu begegnen. Die Bionischen Kreuzer haben ihre Schlagkraft bewiesen, aber sie allein werden Gon-Orbhon nicht besiegen können. Auch nicht die stolze Flotte der Ringschiffe. Ich weiß, dass die Shoziden ihr Leben für uns geben werden. Und ich biete mit den kybernetischen Waffensystemen und Völkern mit kybernetischem Hintergrund eine weitere wichtige Säule. Die mächtigste, wie ich annehme. Schließlich kamen die Kybb einst aus Kyranghar, und Gon-Orbhon bedroht massiv ihre Heimat."
Ausgerechnet die Kybb, die Lyressea immer mit Missbehagen gesehen hatte. Ihre Geschwister dachten ebenso. Was
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