225 - Kalis Kinder
endgültig zurückkehrte. Sie dachte an all die Male, die sie sich in Euree geliebt hatten. Es ist an der Zeit, endlich dort weiterzumachen, wo wir einst aufzuhören gezwungen waren.
Maddrax kämpfte sich über sie und zeigte ihr, dass er nichts von seinen Liebeskünsten verlernt hatte. Eine gute halbe Stunde später lag Aruula zufrieden in seinem Arm und ließ sich von ihm die langen schwarzen Haare streicheln.
»Früher warst du stürmischer«, meinte sie, um ihn zu ärgern.
Er zwickte in ihre Seite. »Dafür, dass ich angeblich so schlecht war, siehst du ziemlich glücklich aus. Fehlt nur noch, dass du schnurrst.«
»Später vielleicht. Wir haben ja noch die ganze Nacht vor uns.«
»Nicht ganz, du Wildkatze.« Maddrax versuchte sich aufzusetzen, doch Aruula zog ihn auf den dicken Teppich zurück. »Ich möchte mir Swamuis Gemächer einmal näher ansehen. Offen gestanden traue ich ihm nicht über den Weg.«
»Du bist also neuerdings lieber mit dicken Männern als mit hübschen Frauen zusammen?« Aruula seufzte. »Und wenn du dabei erwischt wirst?«
»Dann sage ich, dass ich auf der Suche nach dem hiesigen Donnerbalken war«, scherzte er leichthin, »Und das soll er dir glauben?«
Maddrax lachte. »Komm doch einfach mit, dann kannst du mich beschützen, falls ich wieder Unsinn anstelle. Ein paar verletzte Wächter sind sicher glaubwürdiger als…«
In diesem Moment öffnete sich die Tür und Atta trat im Gefolge ihrer Frauen ein. Sie blieben kichernd und schnatternd stehen, als sie die beiden nackten Menschen auf dem Boden gewahrten.
Maddrax sprang auf und griff nach seiner Hose, damit die Damen nicht allzu viel zu sehen bekamen. Auch die Barbarin erhob sich, machte aber keine Anstalten, ihren Ledertanga anzulegen.
Atta hielt ein goldgelbes Gewand in den Händen, das seiden schimmerte. Sie reichte es Aruula, die aus den Gesten und flüchtigen Gedankenbildern Attas halbwegs erfasste, was diese sagte: »Komm mit, wenn du magst. Swamui lädt dich zu den Annehmlichkeiten der Buutyfaam und ein besonderes Abendessen ein.«
Misstrauisch nahm sie das edle Gewand entgegen. »Will er sich damit meine Gunst erkaufen? Ich bin nicht zu haben!« Sie wies auf Maddrax, dann auf sich selbst.
Atta schien ihr Misstrauen zu begreifen. »Swamui will nichts von dir«, gestikulierte sie. »Du wirst die ganze Zeit mit mir zusammen sein.«
Aruula sah fragend zu Maddrax. »Was denkst du? Soll ich mitgehen?«
Maddrax gab ihr einen Kuss auf die Stirn, was die jungen Induu-Frauen erneut zum Erröten und Kichern brachte. »Geh ruhig. Vielleicht kannst du ja herausfinden, was hier gespielt wird. Ich hau mich in der Zwischenzeit etwas aufs Ohr. Viel Spaß.«
Aruula schmiegte sich an ihn. »Ich mag diese Weiber nicht. Sie kichern und plappern nur.«
»In meiner Zeit galt Lachen als gesund.«
»Ich fange an, deine Zeit zu hassen.«
Maddrax zog sie noch enger an sich und gab ihr einen Kuss auf den Mund, der die kichernden Mädchen verstummen ließ.
»Lügnerin.«
Aruula wandte sich zufrieden um und zog das goldgelbe Gewand über, während sie zur Tür ging, an der Atta wartete.
Die hakte sich vertraulich bei ihr ein. Ein wenig unbehaglich sah Aruula in die makellosen Gesichter der sie umgebenden Frauen.
Was soll’s, bei Wudan, dachte sie. Ein bisschen Schönheitspflege wird mich schon nicht umbringen…
***
Dschungel bei Kovlam
Bereits seit vier Stunden lauerten Kuduvasi und sein Stellvertreter Sadista an der Großen Karawanenstraße, die über Karntaak bis nach Nord-Induu führte und von dort, durch Wälder, Wüsten und über steile Gebirge hinweg, weiter nach Pakstaan. Kuduvasi wusste das von einem reichen Induu aus dem Norden, den er in Kovlam getroffen hatte. Die meisten Patienten der Buutyfaam – Kuduvasi nannte sie Verdammte –
kamen mit dem Schiff, doch es gab genug, die den Landweg wählten.
Die beiden Kali-Jünger hielten sich im Gebüsch verborgen.
Neben Kuduvasi lag Poona, sein Tyger. Zufrieden schleckte er sich das Maul. Das Stück Vierhornantilopenfleisch, das ihm der Oberkalii gefüttert hatte, war für Poona das Signal, dass es auf die Jagd ging.
Die Kinder Kalis hatten sich eine Stelle ausgesucht, an der der Dschungel in eine hügelige Grasebene überging. So sahen sie schon von weitem, wer sich näherte. Bisher war es ruhig gewesen. Drei kleine Wakuda-Züge waren vorbei gekommen, lokale Händler, die ihre Geschäfte in den kleinen Siedlungen der Gegend machten. Nun aber näherte sich von Norden ein
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