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225 - Kalis Kinder

225 - Kalis Kinder

Titel: 225 - Kalis Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern und Christian Schwarz
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Efrant. Sadista konnte mit bloßem Auge zwei Mahuuts (indische Efrantenführer) ausmachen und einen Mann, der auf dem Rücken des mächtigen Tieres saß. Nach etwa einer halben Stunde war der kleine Tross beinahe heran.
    Die Mahuuts, deren wettergegerbte, kantigen Gesichter und geschmeidigen Bewegungen sie als gefährliche Kämpfer auswiesen, trugen schwere Waffen an ihren Gürteln. Kuduvasi sah sogar Pistools und erschrak. Er kannte diese gefährlichen Waffen. Die Fremden aus dem Fluggerät hatten sie gegen das Tygerrudel eingesetzt.
    Der Mann auf dem Efrantenrücken hingegen war um die Fünfzig, fett, mit schlaffer, hängender Haut. Obwohl er unter einem Baldachin aus orangefarbenem Tuch saß, der einen guten Schutz gegen die Sonne bot, schwitzte er wie ein Piig. Er jammerte in einem fort, sodass Sadista geringschätzig das Gesicht verzog.
    Kuduvasi nickte. »Die holen wir uns.« Er machte einen Schritt nach vorne. Sofort erhob sich Poona und knurrte leise.
    Der Efrant schien die Witterung des Tygers aufgenommen zu haben. Er wurde unruhig, hob den Rüssel und trompetete laut.
    Sofort griffen die Mahuuts zu ihren Waffen.
    Alles ging blitzschnell. Poona brach aus dem Gebüsch hervor und machte sich flach. Der Bauch des Tygers berührte fast den Boden, als er sprang. Der vordere Mahuut sah ein gelbschwarzes Schemen auf sich zu fliegen. Er schrie, versuchte die Pistool hochzureißen, hatte aber keine Chance.
    Dreihundert Kilo Muskeln und Sehnen prallten gegen ihn und rissen ihn um. Poona brüllte und riss den Rachen auf.
    Auch der zweite Mahuut schrie, während sich der Efrant mit den Vorderbeinen aufbäumte. Dabei streifte sein Rüssel den Mahuut am Rücken und stieß ihn nach vorn. Er taumelte. Die kleine Chance, die er gehabt hatte, auf den Tyger zu schießen, war damit vorbei. Sadista packte ihn von hinten, umklammerte ihn mit seinen mächtigen Armen und drückte ihn so lange an seinen Brustkorb, bis er erschlaffte.
    Kuduvasi kümmerte sich inzwischen um den Fetten. Durch das Aufbäumen des Efranten war er mitsamt seinem Baldachinsitz über dessen Rücken gerutscht und zu Boden gestürzt. Die Kissen, die er sich auf den Rücken gebunden hatte, hatten den Aufprall abgefedert. Dafür hatte ihn eine der Reisetaschen, die ebenfalls abgerutscht waren, an der Hüfte erwischt. Der Mann lag wie ein Käfer auf dem Rücken, versuchte hochzukommen und strampelte dabei mit Armen und Beinen, während der Efrant mit seltsamen, kurzen Galoppschritten das Weite suchte.
    Kuduvasi trat vor den Fetten und versuchte ihn hoch zu ziehen. In diesem Moment verdrehte der Mann die Augen, röchelte, fasste sich ans Herz und erschlaffte dann. Gebrochene Augen starrten gen Himmel. Die Aufregung war zu viel für ihn gewesen.
    »Jetzt stirbt der einfach«, sagte der Oberkalii und konnte seine Wut kaum verbergen. »So war das aber nicht gedacht. Poona, auf.«
    Der Tyger knurrte und fauchte Kuduvasi an, erhob sich aber dann von seinem Opfer. Er hatte es nur festgehalten und ihm kein Haar gekrümmt. Wäre Poona allerdings hungrig gewesen, hätte nichts den Mann retten können.
    »Los, hoch mit dir«, herrschte Kuduvasi ihn an.
    Der Mahuut setzte sich auf. Stehen konnte er nicht, denn er zitterte am ganzen Körper. Immer wieder schielte er auf den Tyger, der sich ein paar Meter neben ihm auf den Boden gelegt hatte. »Wer… wer seid ihr?«, flüsterte er. »Wir haben nichts außer dem, was in den Taschen ist. Nehmt es, aber haltet mir dieses fürchterliche Ungeheuer vom Leib!«
    Auch der zweite Mahuut kam langsam wieder zu sich.
    Sadista trieb ihn neben seinen Kameraden.
    »Habt ihr den Fetten gekannt?«, wollte Kuduvasi wissen.
    »War er euer Herr?«
    »Nein. Er hat uns nur angeheuert, um ihn sicher nach Kovlam zu bringen. Wir stammen aus Gujaa an der Grenze zu Pakstaan, wo Himachal durch das Kaufmannswesen zu Reichtum gekommen ist.«
    Der Oberkalii wollte noch mehr wissen. Etliche seiner Fragen konnten die Männer beantworten, denn auf der langen Reise war Himachal gesprächig gewesen. Kuduvasi war zufrieden. »Ich schenke euch euer Leben«, sagte er. »Geht nach Norden zurück und lasst euch nie wieder hier sehen, sonst hetze ich meinen Tyger auf euch! Und kein Wort zu niemandem, was hier passiert ist!«
    Die Mahuuts rannten den Weg zurück, den sie gekommen waren, als seien sämtliche Dämonen der Hölle hinter ihnen her.
    Bei dem Tempo würden sie vielleicht sogar den Efranten noch einholen.
    Kuduvasi und Sadista zogen Himachals Leiche ins

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