225 - Kalis Kinder
Gebüsch, nahmen die Beute an sich und verschwanden wieder im Dschungel.
***
Swamui dachte an die kommende Nacht, die er mit seiner Lieblingsfrau Atta verbringen würde.
Vielleicht nehme ich noch ein, zwei ihrer hübschen Schwestern dazu…,
dachte er genießerisch. Er machte sich auf in den prächtigen Empfangsraum, wo er jeden Tag zwischen der vierten und fünften Stunde die wohlhabenden Neuankömmlinge begrüßte und ihnen kleine Häppchen aus Seefisch und Carbukkfilet reichen ließ, manchmal auch Augenbälle in klarer Brühe.
Nachspülen durften sie dann wahlweise mit Biir oder erlesenen Fruchtsaftkreationen.
Der Guhru war es gewohnt, dass er mit Huldigungen empfangen wurde, was er auch in der tausendsten Auflage noch genoss, und auch heute war es nicht anders. Zwei Männer und vier Frauen erwarteten ihn und überschütteten ihn mit Lobpreisungen. »Wir haben schon so viel von dir gehört.« – »Deine Salbe soll zu ewiger Jugend verhelfen.« – »Die ganze Welt spricht von deiner Kunst.« Und so weiter und so fort…
Swamui nickte huldvoll lächelnd. »Danke, vielen Dank«, sagte er und betrachtete die Neuen heute etwas aufmerksamer als sonst. Vor allem der Mann, der sich als Himachal vorgestellt hatte, zog seine Blicke auf sich. Er trug edle Gewänder, aber ganz deutlich die eines dickeren Mannes. Und: Während Frauen aller Altersstufen und selbst mit bester Haut seine Buutyfaam besuchten, weil sie niemals mit sich zufrieden und im Reinen waren, sah das bei den Männern völlig anders aus. Wenn sie kamen, hatten sie entweder bereits schlaffe, verwelkte Haut oder irgendeine Schädigung. Himachal hingegen verfügte tatsächlich weder über das Eine noch das Andere.
»Du bist aus Nord-Induu, Himachal?«
»Ja, großer Guhru. Und ich hoffe, dass du mir helfen kannst. Nein, ich bin sicher, du kannst es. Dein Ruf überstrahlt die Sonne am Firmament.«
Swamui badete förmlich in der Lobpreisung. Er schob sich ein Häppchen in den Mund. »Aber mir scheint, dass du noch gar keine Behandlung nötig hast. Deine Haut ist straff und gesund.«
Himachal grinste. »Ja, großer Guhru, für dich vielleicht. Aber in meiner Heimat habe ich ein Mädchen kennen gelernt, nach dem ich verrückt bin. Sie ist aber so jung und ihre Haut so zart, dass sich die meine dagegen wie ein Reibeisen ausnimmt. Ihr zu Gefallen habe ich die weite Reise auf mich genommen – damit du auch meine Haut so makellos machst wie ihre. Auf die Kosten kommt es mir nicht an; eines meiner Schiffe wird demnächst am Strand von Kovlam anlegen. Mit den Reichtümern an Bord werde ich dich für deine Dienste wie ein Mahradschaa entlohnen.«
Swamui grinste geschmeichelt. »Deine Haut wird so weich und rein sein, als wärst du selbst noch ein Knabe. Das garantiere ich dir.«
Einerseits lockte ihn das Geld und Gold. Andererseits konnte er sich eines unguten Gefühls nicht erwehren.
Irgendwie klang Himachals Geschichte falsch in seinen Ohren.
Er würde ihn im Auge behalten…
***
13. September 2524
Buutyfaam, Dschungel bei Kovlam
Als Matt erwachte, stand der Mond hoch am Himmel und schien durch das Fenster. Warme feuchte Luft drang ins Zimmer. Es hatte wieder geregnet, doch die Regenfälle konnten nicht sonderlich stark gewesen sein.
Matt sah zu Aruula hinüber, die völlig erschöpft von dem Ausflug zurückgekehrt war. Anscheinend hatten die Frauen sie den letzten Nerv gekostet. Herausgefunden hatte sie nicht mehr, als dass alle hier glücklich und zufrieden waren und ihren Hilar vergötterten. Wären da nicht die Attacken der Tyger und die Übergriffe der Kinder Kalis, hätte es das Paradies sein können.
Trotzdem – wo allzu viel Perfektion in der Luft lag, war Matthew Drax ein misstrauischer Mann. Er musste der Sache auf den Grund gehen, bevor sie morgen weiter reisten.
Sein Blick lag zärtlich auf der glänzenden Haut seiner Geliebten. Sie hatte keine weitere Salbe angenommen und sich stattdessen mit einem warmen Öl einreiben lassen. Ihre Haare glänzten im Licht des Mondes, sie sahen so weich und seidig aus wie seit Wochen nicht mehr. Neben ihrem Bett lag griffbereit ihr Anderthalbhänder.
Matt musste grinsen, als er eine neue Kette mit winzigen, wie Perlmutt schimmernden Muscheln um Aruulas Hals entdeckte. Fashion victim. Manches änderte sich eben nie…
Der Amerikaner schwang sich aus dem Bett und suchte seine Sachen zusammen. Aruula schlief so friedlich, dass er nicht vorhatte, sie zu wecken. Die Ausrede vom Donnerbalken ist auch
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