225 - Kalis Kinder
auf beiden Seiten müssen wir beenden, meine Göttin! Ohne unsere Tyger sind wir nichts. Mit ihnen stirbt immer auch ein Teil von uns. Zudem schaffen wir es kaum noch, all die Verehrungswürdigen zu versorgen, die wir retten. Höre also, meine Göttin: Um unsere Kultstätte nicht zu gefährden, werde ich den Dämon von Kovlam, der sich Swamui nennt, ganz alleine besiegen. Habe ich dafür deinen Segen?«
»Ich könnte dich ohnehin nicht davon abhalten, Kuduvasi, stimmt’s?«
»Ich bin von dem, was ich tue, überzeugt. Es dient letztendlich deinem Wohl, meine Göttin.«
»Dann beende das Töten, auch wenn es den Tod des Dämons bedeutet.«
***
11. September 2524, Buutyfaam
Während Maddrax ihr von Yanns Vision erzählte, betrachtete Aruula fasziniert die vollkommen verblasste Narbe auf ihrer Haut. Tod und Verfall? Was hatten die beiden Hydritengeister da zu sehen geglaubt? Hier war doch alles licht und fröhlich, und diese Wundersalbe wirkte besser als alle Naturheilmittel, die Aruula je zusammengemischt hatte.
»Mich erinnert das alles irgendwie an Ethera«, sagte Maddrax schaudernd. »Du erinnerst dich an München? Dort war alles nur eine Halluzination, und am Ende hatten wir Glück, mit dem Leben davonzukommen.«
Aruula wies auf ihr Schwert. »Ich wäre heute auch fast gestorben. Daher weiß ich, dass ich nicht gegen Trugbilder gekämpft habe.«
Noch einmal sah sie die vier hungrigen Augen des Tygers dicht vor sich, glaubte den Odem der Bestie zu riechen. Es war zu knapp. Karadan hatte recht: Ich habe nicht gut gekämpft.
Maddrax trat dicht an sie heran und nahm sie in die Arme.
Auf dem dicken weichen Teppich machten seine Schritte kein Geräusch. »Hast du Schmerzen?«
»Nein«, entgegnete sie. »Die Salbe hat geholfen. Es ist unglaublich, in welch kurzer Zeit.«
Maddrax betrachtete stirnrunzelnd die verblassten Kratzer.
»Was die Hydriten gesehen haben, könnte auch mit der Salbe zusammenhängen«, sagte er. »Ich bin mir nicht sicher, ob es eine gute Idee ist, sie weiter zu benutzen.«
»Nur solange es nötig ist.« Aruula strich sich über den Arm.
Ihre Haut fühlte sich zart und beinahe wieder völlig eben an.
»Bis die Wunden endgültig verheilt sind. Das kann nicht mehr lange dauern.«
Aruula wandte sich von Maddrax’ skeptischem Gesicht ab und sah sich in der geräumigen Suite um, die mit erlesenen Holzmöbeln bestückt war. Sie hatte selten einen so schön eingerichteten Raum gesehen. Eigentlich der ideale Ort, um die Tatsache auszunutzen, endlich mit ihrem Geliebten allein zu sein. Sie schob Maddrax ein Stück von sich. »Ich kann dir beweisen, dass ich mich gut fühle«, gurrte sie.
Maddrax musste grinsen, während sie ihn in Richtung Bett schob. Ob er sich noch an das »erste Mal« erinnerte, damals, einige Tage nachdem sie ihn aus seinem metallenen Feuervogel gezogen und vor einem Taratzenrudel gerettet hatte? Kaum ein Wort von ihm habe ich damals verstanden, aber seinen Körper schon…
Sie fielen gemeinsam auf die weiche fellbedeckte Matratze.
Aruula berührte mit einer Hand die Holzverschnitzungen über ihren Köpfen. Sie stellten zahlreiche größere und kleinere Efranten dar.
»Atta meint, Efranten bringen Glück«, erklärte sie ihrem verdutzten Begleiter, ehe sie ihn mit wilden Küssen eindeckte.
Sie genoss es, wie sich Maddrax’ Lust regte. Wie er ihr entgegenkam und sich mit ihr über das Bett rollte, bis sie schließlich doch nackt auf den weichen Teppichen unter der buntbemalten Decke mit den zahlreichen Mantra-Mustern lagen. Maddrax fuhr die Linien der Ritualzeichnungen auf ihrem Bauch nach. Sie kniete über ihm und fühlte das Brennen der Kratzer an ihren Schenkeln kaum noch. Der Schmerz in ihrem Inneren war viel süßer. »Vergessen wir endlich alles, was zwischen uns stand.« Sie beugte sich zu seinem Mund herab. Ihre langen Haare fielen wie ein Vorhang um sein Gesicht.
Maddrax packte ihre Hüfte. »Ich war dir nie böse. Und das mit Chandra…«
»Schhhhhh.« Sie legte ihm den Zeigefinger über die Lippen.
»Das war in einem anderen Leben, als jeder von uns dachte, er würde den anderen niemals wieder sehen. Wichtig ist allein, dass du mich hier und jetzt liebst. Du liebst mich doch…?«
Ihre Hände drückten seine Schultern zu Boden. Ihr ganzes Gewicht lastete auf ihm.
Er lächelte unbeeindruckt von ihrer Kraft. »Ja.«
»Dann beweise es mir.«
Das ließ sich Maddrax nicht zwei Mal sagen. Aruula spürte freudig, wie die alte Lust zwischen ihnen
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