2256 - Bahnhof im Weltraum
Außenstehender Zutritt hatte.
Sie betrat Nigel Nessons Kontrollkabine und sah, dass der Supervisor nicht allein war.
DaRiba, einer ihrer Kollegen aus der Wartungsgruppe Gamma, war bei ihm, ein kleiner, agiler Mann, stets lächelnd und für jeden Scherz zu haben.
Doch jetzt war DaRibas Miene ernst und düster, von derselben Angst überschattet, die auch Cilia quälte. „Da bist du endlich!", schnaufte Nesson. Der dicke Mann saß an seinem Kontrollpult und hielt den unvermeidlichen Proteinriegel in der Hand, aber er aß nicht. Ein dünner Schweißfilm glänzte auf seiner Stirn. „Die Lage ist inzwischen noch desolater geworden.
Jörgen, Thys und Tradan haben ihre Schicht abgebrochen und sind spurlos verschwunden. Ich kann sie nicht einmal über Interkom erreichen."
„Irgendetwas stimmt nicht mit ihnen", fügte DaRiba mit heiserer Stimme hinzu. „Ich habe versucht, mit ihnen zu reden, aber sie haben nicht reagiert. Sie waren wie ... wie Roboter. Es war unheimlich."
„Ich habe dasselbe erlebt", sagte Cilia. Sie berichtete von ihren Erlebnissen der letzten beiden Stunden und schloss: „Es muss sich um eine Art Seuche handeln. Anders kann ich mir das seltsame Verhalten der Crew nicht erklären."
„Unsinn", meinte Nesson. „Die Mediker hätten längst Alarm gegeben, wenn wir es mit einem fremden Krankheitserreger zu tun hätten."
„Aber sag mir, was ist es dann?", fragte Cilia. „Vielleicht eine Nachwirkung des Hypersturms", warf DaRiba ein und sprach damit die Vermutung aus, die auch Cilia durch den Kopf gegangen war. „Unsinn", brummte Nesson wieder. „Wir haben den Hypersturm bereits vor Tagen durchquert. Warum sollte er sich erst jetzt auswirken? Und dann auf diese Weise?"
Die drei sahen einander unschlüssig an.
Schließlich räusperte sich Cilia und fragte: „Was sollen wir jetzt tun? Ich meine, wir müssen doch irgendetwas unternehmen ...!"
Sie sah Nesson Hilfe suchend an.
Der Supervisor beugte sich über sein Kontrollpult. „Ich sage euch, was ihr tun werdet.
Ihr setzt euch in die verdammten Wartungskapseln und inspiziert die Außenhülle."
„Aber ...", setzte Cilia zum Protest an. „Kein Aber!", unterbrach der dicke Mann. „Die Wartungsarbeiten müssen durchgeführt werden. Es kann nicht mehr lange dauern, bis die RICHARD BURTON eintrifft, und ich will nicht, dass wir uns neben allem anderen auch noch mit einem Hüllenbruch herumschlagen müssen."
Cilia und DaRiba wechselten einen Blick. Der kleinwüchsige Wartungstechniker hob nur die Schultern. „Das ist alles?"; stieß Cilia ungläubig hervor. „Wir setzen einfach unsere Arbeit fort und tun nichts?"
„Keine Sorge, ich werde mich in der Zwischenzeit um die Angelegenheit kümmern", versicherte Nesson. „Ich kenne den Chef der Sicherheitsabteilung persönlich. Ich werde mit Oberst Tagletti sprechen und die Sache klären. Ganz gleich, was für das sonderbare Verhalten der Crew verantwortlich ist, ich werde es herausfinden."
Er nickte grimmig. „Notfalls wende ich mich direkt an die Kommandantin", fügte er hinzu. „Aber wahrscheinlich ist Chan-Li über dieses Phänomen längst informiert und hat Gegenmaßnahmen eingeleitet."
„Am besten setzt du dich auch mit der Krankenstation in Verbindung", riet Cilia. „Vielleicht steckt doch ein fremdes Virus dahinter."
„Sicher, sicher", nickte Nesson. Er machte eine ungeduldige Handbewegung. „Und jetzt an die Arbeit. Ich will nicht, dass die RICHARD BURTON einen Saustall vorfindet, wenn sie eintrifft. Es würde meinen guten Ruf ruinieren."
Resignierend wandte sich Cilia ab und verließ die Kontrollkabine. Nesson hatte Recht, sagte sie sich. Es war besser, wenn er die Nachforschungen anstellte. Sie war nur eine kleine Wartungstechnikerin ohne Einfluss, während der Supervisor über beste Verbindungen zur Führungscrew des Weltraumbahnhofs verfügte.
Außerdem mussten die Wartungsarbeiten erledigt werden.
Nur wenn der Weltraumbahnhof voll funktionsfähig war, konnte die RICHARD BURTON ihren gefährlichen Flug zur Großen Magellanschen Wolke fortsetzen.
Sie bestieg ihre Wartungskapsel, schleuste sich aus und steuerte die Nordseite des Tenders 1 an. Als sie mit der Inspektion der Außenhülle begann, spürte sie, wie sie allmählich ruhiger wurde.
Die Unendlichkeit des Weltraums, die samtschwarze Finsternis, von unzähligen Sternen durchfunkelt, und das glitzernde Wagenrad der Milchstraße hatten wie immer eine besänftigende Wirkung auf sie. Und die Routine der täglichen
Weitere Kostenlose Bücher