Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2256 - Bahnhof im Weltraum

Titel: 2256 - Bahnhof im Weltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Augen, als wäre er von irgendetwas besessen, als würde ein fremder Geist ihn wie eine Marionette steuern.
    Als er wieder nach ihr griff, holte sie mit der Faust aus, schlug mit der Kraft der Verzweiflung zu und traf ihn an der Schläfe. Er wurde gegen die Wand geschleudert und rutschte zu Boden. Bewusstlos blieb er liegen.
    Sein Gesicht war wieder schlaff und leer, ausdruckslos wie zuvor.
    Der fremde Einfluss war verschwunden.
    Cilia keuchte. Sie zitterte am ganzen Leib und brauchte ein paar Sekunden, um sich wieder zu beruhigen.
    Ist dies das nächste Stadium?, fragte sie sich verängstigt. Kommt nach der Lethargie die Aggression?
    Sie versuchte erneut, Nesson über Interkom zu erreichen, hörte aber wieder nur prasselnde Störgeräusche. Womöglich war der Supervisor ebenfalls dem rätselhaften Lethargie-Einfluss erlegen. Oder er befand sich in der Zentrale des Weltraumbahnhofs, um Chan-Li zu warnen, sofern die Kommandantin nicht bereits über die Gefahr informiert war.
    Cilia biss die Zähne zusammen, verließ die Kontrollkabine und rannte zum nächsten Antigravlift. Hier unten in der Wartungssektion konnte sie nichts ausrichten. Sie musste in die Zentrale, um von dort aus festzustellen, wer außer ihr noch unbeeinflusst war.
    Vielleicht konnte sie mit der Hilfe der Führungscrew Gegenmaßnahmen einleiten, irgendetwas tun, um die Katastrophe zu stoppen, bevor die RICHARD BURTON den Bahnhof erreichte.
    Auf dem Weg zum Pneumoschacht passierte sie die Kantine des Tenders 1 und verlangsamte ihre Schritte. Sie glaubte, Geräusche aus dem Innern zu hören. Zögernd trat sie näher, und die Luke öffnete sich automatisch vor ihr.
    Cilia erstarrte.
    Die Kantine war überfüllt. An allen Tischen drängten sich die Crewmitglieder, ohne dass irgendjemand ein Wort sagte oder seinem Nachbarn auch nur einen Blick gönnte. Und die Tische waren voller Teller, dampfender Schüsseln und überquellender Essenstabletts, als wären sämtliche Vorräte der Kantine geplündert worden, um ein verschwenderisches Festmahl anzurichten. Sie bogen sich fast unter der Last der zahllosen Speisen, die die Männer und Frauen in sich hineinstopften, schnaufend und schmatzend, gierig wie ausgehungerte .
    Wölfe und mit diesem eigentümlich leeren, toten Ausdruck in den Augen.
    Niemand schaute auf, niemand sah zu ihr herüber, niemand schenkte ihr auch nur die geringste Beachtung.
    Mit bloßen Händen schaufelten sie das Essen in sich hinein, als wäre dies die letzte Mahlzeit ihres Lebens. Soßen und Fleischsaft tropften von ihren Lippen. Ihre Kiefer mahlten unablässig, während sie wahllos Steaks und Gemüse, Braten und Nudeln, Brot und Wurst, Pudding und Eis hinunterschlangen, einzig und allein in ihre Völlerei vertieft.
    Es war, als würden sie - Cilia suchte nach den richtigen Worten -, als würden sie sich mästen.
    Sie wich furchtsam zurück, und die Luke schloss sich wieder automatisch, sperrte den unheimlichen Anblick aus. Sie rannte weiter durch die gespenstisch stillen, verlassenen Gänge, erreichte den Pneumoschacht und fuhr mit einer Expresskabine zum Tender 3, wo sich die Zentrale des Weltraumbahnhofs befand.
    Niemand begegnete ihr.
    Alles war still, alles verlassen.
    Endlich bog sie in den Hauptkorridor und näherte sich dem breiten, massiven Schott der Zentrale.
    Ihr Herz hämmerte schnell und hart in ihrer Brust.
    Als sie nur noch einen Meter von dem Schott entfernt war, öffnete es sich mit einem pneumatischen Zischen und gab den Weg in die Zentrale frei.
    Vor den Kontrollpulten und Monitorreihen an der gegenüberliegenden Wand stand eine untersetzte, stämmige Frau in der silbergrauen Uniform der Führungscrew. Kommandantin Chan-Li. Beim Zischen des aufgleitenden Schotts drehte sie sich langsam um und starrte Cilia an.
    Und ihre Augen ...
    Cilia keuchte. ... hatten denselben dunklen, fremden Ausdruck, den sie bereits bei DaRiba bemerkt hatte. Und sie schauderte unter dem Hass, den sie dort aufblitzen sah. „Cilia Perish", sagte Chan-Li gedehnt, mit dieser rauen, kehligen, fremden Stimme, mit der auch DaRiba gesprochen hatte. „Ich habe dich schon erwartet."
    Die Kommandantin griff nach dem Holster ihres Waffengurts und zog bedächtig, mit schwerfälligen, wie ferngesteuerten Bewegungen, ihre Strahlpistole. Verzweifelt wirbelte Cilia herum, um zu fliehen, doch am Ende des Ganges tauchten plötzlich Leutnant Roghen und zwei weitere Männer in der burgunderroten Uniform der Internen Sicherheitsabteilung auf. Sie hielten

Weitere Kostenlose Bücher