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2256 - Bahnhof im Weltraum

Titel: 2256 - Bahnhof im Weltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Triebwerkswummern stabilisierte. Im Haupthologramm war der rotierende, blutig leuchtende Trichter des Tryortan-Schlundes an den äußersten Rand des Erfassungsbereichs gerückt, um dann von einem Moment zum anderen zu verschwinden.
    Kantiran reckte den Kopf. Hatte sich der Schlund aufgelöst? Waren sie gerettet? Aber Shabor Mellis nächste Worte nahmen ihm die Hoffnung, dass sie dieses gefährliche Intermezzo bereits überstanden hatten. „Der Schlund ist gewandert und hat sich in Sektor Gelb-Neun-K neu manifestiert", stieß der Ortungsoffizier hervor. „Und er bewegt sich wieder auf uns zu ... Geschwindigkeit ein drittel Licht!"
    Erneut traf eine unsichtbare Riesenfaust das Schiff und rüttelte es durch. Das Flackern des Paratronschirms wurde stärker. Schlauchmuster entstanden und leiteten zerstörerische Energien in den Hyperraum, als fünfdimensionale Entladungsblitze einschlugen.
    Zum ersten Mal seit dem Rücksturz in das Normaluniversum ergriff Reginald Bull das Wort. „Können wir in den Linearraum entkommen?"
    „Nicht bevor wir in den Schlund stürzen", schüttelte Kommandant Pragesh düster den Kopf. „Unsere Geschwindigkeit ist zu gering. Und solange wir uns in seinem Wirkungsbereich befinden, ist die Trieb Werksleistung reduziert. Wir werden zu lange brauchen, um die halbe Lichtgeschwindigkeit zu erreichen, die für den Sprung in der Linearraum erforderlich ist."
    Reginald Bull nahm die deprimierende Antwort mit ausdruckslosem Gesicht zur Kenntnis, und Kantiran fragte sich, was in dem Residenz-Minister vorging. In seinem fast dreitausendjährigen Leben hatte er zahllose Male dem Tod ins Auge geblickt. Vielleicht war er wirklich so kaltblütig, wie er sich gab, oder er hatte gelernt, seine Gefühle perfekt zu verbergen.
    Das Dröhnen und Wummern der Impulstriebwerke schwoll zu einem ohrenbetäubenden Crescendo an, als die Pilotin ein Bremsmanöver einleitete, um der Kollision mit dem heranrasenden Schlund zu entgehen, und gleichzeitig den Flugvektor änderte.
    Weitere Schwerkraftfronten schlugen im Paratronfeld ein. Es flackerte jetzt wie ein Stroboskop und verformte sich unter den Gewalten, die auf es einwirkten. Zum Triebwerkslärm gesellte sich wieder das Heulen der Speicherbänke, die neue Energien in den Schutzschirm leiteten. Ein Teil der Gravitationskräfte durchbrach die weiß wabernde, flackernde Barriere und ließ die Zelle des Raumschiffs erdröhnen.
    Kantiran wurde tief in seinen Sitz gepresst, als die Andruckabsorber überlastet wurden und die Restschwerkraft auf ihn durchschlug. Eine gewaltige Last schien seine Brust zusammenzudrücken. Ihm wurde schwarz vor Augen. Es mussten mindestens zehn Gravos sein, die auf ihn einwirkten.
    Er fragte sich, ob dies das Ende war.
    Todesangst stieg in ihm hoch.
    Sein Blickfeld klärte sich wieder, und durch die roten Punkte, die vor seinen Augen tanzten, sah er im Haupthologramm das blutige Leuchten des Tryortan-Schlundes, der langsam in die Mitte der dreidimensionalen Projektion rückte.
    Das Loch in der Raum-Zeit war erneut gewandert! Und sie flogen direkt darauf zu ... „Ausweichmanöver!", schrie Kommandant Pragesh.
    Aber die Emotionautin hatte bereits reagiert. Mit flammenden Impulstriebwerken scherte die RICHAKD BURTON ans, während weitere Schwerkraftfronten heranrasten und sich wie Flutwellen im Paratronschirm brachen. Erneut wanderte der Schlund aus dem Zentrum des Haupthologramms an den Rand.
    Kantiran ertappte sich dabei, wie er zu den alten Göttern Arkons betete.
    Das Schiff schwankte und bockte wie ein durchgehendes Pferd. Der Triebwerkslärm schmerzte in den Ohren, und aus den Augenwinkeln nahm er wahr, wie an Prageshs Kontrollpult reihenweise rote Warnlichter aufblinkten. Offenbar leitete die Pilotin alle Energien in die Impulstriebwerke und überlastete sie. Die Lage musste noch gefährlicher sein, als er ahnte, wenn Lei Kun-Schmitt zu einer derart drastischen Maßnahme griff.
    Warntöne piepten, eine Sirene heulte kurz auf und verstummte wieder. „Fluktuationen in den Fesselfeldern der Nugas-Speicherkugeln!", schrie Pragesh durch das Triebwerksdröhnen. „Die verdammten Felder werden durch den Schlund gestört!"
    Kantiran spürte, wie sich seine Kehle zusammenschnürte. Wenn die Fesselfelder zusammenbrachen und sich die in den Nugas-Kugeln gespeicherten Energien auf einen Schlag entluden, würde es das Schiff zerreißen.
    Sie würden alle sterben. „Leite Linearetappe ein", drang die helle Stimme der Emotionautin an sein Ohr.

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