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2256 - Bahnhof im Weltraum

Titel: 2256 - Bahnhof im Weltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ebenfalls Waffen in den Händen und grinsten verzerrt, mit einer Bösartigkeit, die nichts Menschliches mehr an sich hatte.
    Und Cilia wusste, dass sie verloren war.
    Sie hörte das charakteristische Knistern eines Paralysators und spürte einen Schlag, der ihren ganzen Körper erschütterte. Noch ehe sie auf dem Boden aufschlug, verlor sie das Bewusstsein.
    In der Nacht, bevor die RICHARD BURTON den Weltraumbahnhof MOR-GENROT-5 erreichte, hatte Kantiran wieder geträumt.
    Im Traum stand er auf einer himmelhohen Klippe, die steil in eine bodenlose, finstere Schlucht abfiel, und aus den Schatten der Nacht trat seine Mutter zu ihm. Es war keine Menschlichkeit in ihren Augen, nur Hass und blindwütiger Vernichtungswille.
    Warum liebst du mich nicht, Mutter?, fragte er mit Tränen in den Augen. Warum hast du dich nie um mich gekümmert? Was habe ich dir getan, dass du mich auf diese herzlose Weise verstoßen hast?
    Sie schwieg und sah ihn nur an, hochmütig und kalt, als wäre er kein Mensch mit Gefühlen, sondern nur ein Ding, das ihr Abscheu einflößte.
    Plötzlich überzogen Risse ihre Haut. Entsetzt verfolgte er, wie ihr Gesicht aufplatzte und unter der menschlichen Hülle das monströse Insekt hervorkam, das ihn schon in jenem anderen Traum gejagt hatte. Es funkelte ihn mit seelenlosen Facettenaugen an, und er hörte seine Stimme, rau und rostig wie altes Metall.
    Du wirst sterben, Kantiran, sagte es mit demselben Hass, den er in Ascaris Augen gesehen hatte, mit demselben gnadenlosen Vernichtungswillen. Ihr alle werdet sterben, ausnahmslos. Und es gibt nichts, was euch vor diesem Schicksal bewahren kann.
    Schweißgebadet und keuchend war er aus dem Albtraum hochgeschreckt und hatte lange gebraucht, bis er wieder eingeschlafen war.
    Und selbst jetzt, viele Stunden später, als er in der Zentrale der RICHARD BURTON saß und verfolgte, wie das Omni-Trägerschiff langsam auf der Landefläche des Weltraumbahnhofs aufsetzte, hallte das Grauen des Traumes in ihm nach.
    Er war so real gewesen ...
    Kantiran schüttelte missmutig den Kopf, verdrängte die ungebetenen Erinnerungen und konzentrierte sich auf Reginald Bull, der an seinem Kontrollpult saß und mit Lilly Chan-Li sprach, der Kommandantin von M0RGENR0T-5. Sie hatten zwei zusätzliche Tage gebraucht, um die gefährliche Hypersturmzone zu umfliegen, und dem Residenz-Minister war anzusehen, wie erleichtert er war, dass sie ihr Etappenziel am Nachmittag des 16.
    Oktober 1332 NGZ endlich erreicht hatten. „Wir haben bereits zwei Tage verloren", sagte er zu Chan-Li. „Wenn wir unseren Zeitplan einhalten wollen, müssen wir die Wartungs- und Reparaturarbeiten und den Austausch der Hawk-I-Module beschleunigen."
    „Residenz-Minister...", begann Chan-Li, aber Bull brachte sie mit einer knappen Handbewegung zum Schweigen. „Wie erwartet weisen sämtliche auf Hyperbasis arbeitende Aggregate massive Verschleißerscheinungen auf", fuhr er fort. „Die Umformer und Wandler der Energieversorgung, insbesondere die Sphärotrafkugel- und Zyklotrafringspeicher, sind ebenfalls betroffen. Ich fürchte, wir müssen weit mehr Geräte austauschen, als wir erwartet haben."
    Das Gesicht der stämmigen, untersetzten Frau im Hologrammfenster blieb ausdruckslos. „Ich fürchte, Residenz-Minister, dass die Wartungsarbeiten nicht so schnell vorangehen werden, wie du dir erhoffst."
    Bull zog die Brauen hoch, und Kantiran wurde hellhörig und beugte sich unwillkürlich nach vorn. „Wie darf ich das verstehen?", fragte der Residenz-Minister.
    Chan-Li hob die Schultern. „Auf dem Flug hierher haben wir ebenfalls die Hypersturmzone passiert. Durch die Schwerkraftfronten ist der Weltraumbahnhof schwer beschädigt worden. Die Reparaturen laufen noch und beanspruchen unser gesamtes Personal..."
    „Die Wartung der RICHARD BURTON hat absolute Priorität", sagte Bull scharf. „Ihr könnt die Reparaturen am Bahnhof fortsetzen, sobald wir nach Magellan gestartet sind."
    „Bedauerlicherweise wurden durch den Hypersturm auch unsere Tiefkühllager in Mitleidenschaft gezogen", erläuterte die Kommandantin. „Ein Teil der Nahrungsmittel ist verdorben, ohne dass es jemand bemerkt hat, was dazu führte, dass sich ein Großteil meiner Crew eine Lebensmittelvergiftung zugezogen hat. Ich habe einfach nicht das Personal, um die Arbeiten an der RICHARD BURTON durchführen zu lassen. Es tut mir Leid."
    Kantiran sah, wie es in Bulls Gesicht arbeitete. Eine Lebensmittelvergiftung? Wie hatte das geschehen können?

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