2256 - Bahnhof im Weltraum
ISA-Uniform saß weiter da, mit diesem eigentümlich leeren Gesicht, blicklos ins Nichts starrend, und gab keinen Alarm, als sie an ihm vorbeihuschte.
Sie erreichten ein Schott, und es öffnete sich automatisch vor ihnen. Ein weiterer Korridor, menschenleer. Cilias Herz pochte laut in ihrer Brust, und sie nickte dankbar, als Nesson ihr mit einem bedeutungsvollen Blick einen seiner Paralysatoren in die Hand drückte. Die Waffe gab ihr ein Gefühl der Sicherheit, so trügerisch es auch sein mochte.
Sie passierten mehrere Türen, die teils offen standen. Dahinter lagen Verwaltungsbüros, so leer wie der Gang. Die ISA-Sektion schien größtenteils verlassen zu sein. „Wo sind sie alle hin?", fragte Cilia gepresst.
Nesson lächelte grimmig. „In der Kantine. Dort findet eine Art großes Fressen statt.
Jeder an Bord scheint den Ehrgeiz zu haben, so viel Nahrung wie möglich in sich hineinzustopfen."
Cilia nickte. „Das habe ich auch beobachtet. Es muss sich um eine Nebenwirkung der Krankheit handeln."
„Wenn es eine Krankheit ist."
Er winkte sie ungeduldig weiter, und nachdem sie ein paar weitere Bürotrakte passiert hatten, erreichten sie ein Foyer mit einem verlassenen Empfangspult. Von den ISA-Leuten gab es keine Spur. Unheimliche Stille herrschte, nur vom leisen Rauschen aus einem Belüftungsschacht durchbrochen.
Der Hauptkorridor vor der ISA-Sektion war verfassen. Sie rannten den Gang hinunter, bogen in einen Seitentunnel, passierten eine Parkbucht mit desaktivierten Reinigungsrobotern und betraten einen kleinen Lagerraum mit Kartuschen für Putzmittel und einer Wartungsstation für die Roboter.
Als die Luke mit einem leisen Zischen hinter ihnen zuglitt, sank Nesson mit einem erleichterten Seufzer gegen die Wand und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Cilias rasender Herzschlag normalisierte sich allmählich. „Was geht hier vor, Nesson?", fragte sie mit bebender Stimme. „Was ist mit all den Menschen passiert?"
Der Supervisor grinste schief. „Das ist die Eine-Million-Galax-Frage. Ich habe versucht, die Kommandantin zu sprechen, aber der Weg zur Zentrale wurde von ISA-Leuten blockiert. Sie haben sich seltsam benommen - so seltsam wie alle anderen an Bord. Es ist, als würden sie unter einem fremden Einfluss stehen."
„Aber wer ... was ..." Cilia machte eine hilflose Handbewegung. „Ich habe nicht die leiseste Ahnung", gestand Nesson grimmig. „Ich weiß nur, dass wir beide vermutlich die Einzigen sind, die es noch nicht erwischt hat."
Cilia starrte ihn mit .geweiteten Augen an. „Aber was sollen wir tun? Wenn die RICHARD BURTON eintrifft..."
„Sie ist bereits eingetroffen", unterbrach Nesson. „Vor einer knappen Stunde. Ich habe sie von der Beobachtungskuppel des Panoramadecks aus gesehen. Sie ist auf dem Tender 2 gelandet."
Cilia wies auf sein Kom-Armband. „Dann müssen wir sie warnen. Sofort."
„Eine gute Idee, aber leider undurchführbar", knurrte er. „Der Interkom ist gestört.
Zweifellos ist es Chan-Lis Werk." Er lachte humorlos. „Wenn wir es mit einer Seuche zu tun haben, dann mit einer, die äußerst merkwürdige Auswirkungen hat."
„Wenn wir das Schiff nicht über Interkom erreichen können, müssen wir uns selbst hinbegeben", erklärte Cilia. „Du sagtest, dass die Infizierten nicht reagieren, solange man sie nicht direkt anspricht. Wir haben also eine gute Chance, uns zum Tender 2 durchzuschlagen."
Nesson schüttelte den Kopf. „Ich habe es bereits versucht", sagte er. „Die Durchgänge zum Tender 2 werden von ISA-Leuten bewacht - und sie reagieren, wenn man sich ihnen nähert. Ich bin ihnen nur entkommen, weil ich so getan habe, als wäre ich selbst infiziert."
„Verdammt, aber wir müssen doch irgendetwas ..." Cilia brach ab.
Sie sahen sich schweigend an. „Es gibt vielleicht eine Möglichkeit", murmelte Nesson schließlich. Er befestigte die Hackerbox an seinem Waffengurt und wischte sich erneut den Schweiß von der Stirn. „Wir könnten versuchen, in den Tender 1 zurückzukehren und mit einer Wartungskapsel zur RICHARD BURTON zu fliegen."
Cilias Augen leuchteten auf. „Aber wir wissen nicht", fügte Nesson warnend hinzu, „wie die Zentrale darauf reagieren wird. Vielleicht schießt man uns ab. Die Kommandantin scheint wild entschlossen zu sein, jeden Kontakt mit der RICHARD BURTON zu verhindern."
Sie zuckte die Achseln. „Wir haben keine andere Wahl, nicht wahr?"
„Ich hatte befürchtet, dass du das sagen würdest", seufzte Nesson. Er lachte
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