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2257 - Der Mikrodieb

Titel: 2257 - Der Mikrodieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Kreiselsystem funktionierte nach einem ähnlichen Prinzip wie eine aufgezogene Stahlfeder. Beim Rotieren öffnete es ein paar hundert Verschlussbacken innerhalb des Flanschs. Sie gaben die Gasdruckmechanik frei, die alle mechanischen Koppelsysteme mit den Nachbarflanschen steuerte. Die Haken lösten sich, fuhren in ihren Kammern zurück. Die Verschlussbolzen drückten den Flansch nach außen, erst zentimeterweise, dann meterweise.
    Hundert Meter war die Vorgabe, das entsprach der mechanischen Leistung der Bolzen plus dreißig Meter Eigenbewegung, ehe die Reibung zwischen den Terkonitflächen den Flansch zum Stillstand brachte. Es funktioniert! Der Flansch driftete auswärts, verschaffte dem Ringwulstbereich des ENTDECKERS dadurch ein wenig mehr Spielraum.
    Hätten sie die Triebwerke der RICHARD BURTON für das Manöver benutzt, wäre es einfacher gegangen. Die Vorgaben für das Schiff lauteten jedoch, nicht nur die Hawks zu schonen, sondern Energie einzusparen, wo es nur ging.
    Deshalb bewegten wir den Würfel vom Schiff weg, nicht das Schiff vom Würfel. „Alf, der Ringwulst!" Erst bei genauem Hinsehen erkannte ich, dass das Schiff sich entgegen der Bewegungsrichtung des offenen Würfels verschob. An den Flanschen konnte es nicht liegen, die arbeiteten korrekt. Irgendwo an der Bodenplatte musste etwas schief gelaufen sein.
    Der Ringwulst bewegte sich schneller als unsere Transportscheibe. Tarn keuchte.
    Sie nahm eine Hand von der Steuerung, klammerte sich damit am Geländer der Scheibe fest.
    Ich lauschte auf die Alarmmeldung, doch sie blieb aus. „Hyers an Dworkoff, der Ringwülst kommt auf uns zu. Die Scheibe ist zu langsam!"
    Tarn drückte das Gefährt nach unten weg, versuchte gleichzeitig, den freien Raum außerhalb des Würfels zu erreichen.
    Mühsam gewann die Scheibe an Fahrt. Aber noch immer bewegte sich der Ringwulst zu schnell. „Ein Traktorstrahl, schnell!", zischte ich in das Funkgerät. Eine Reaktion erfolgte nicht. Die Außenwandung des Ringwulstes schob sich immer näher.
    Endlich schrillte eine Sirene. Die Stimme im Helmempfänger kehrte zurück. „Mehrere Traktorstrahlen sind in Bereitschaft. Aber sie kriegen euch nicht. Ändert euren Standort."
    Der Ringwulst tat es für uns. Ein Schlag traf die Transportscheibe. Er schleuderte sie vor sich her. Ich sah einen Schatten, griff instinktiv zu und bekam die glatte, harte Oberfläche eines Raumanzugs zu fassen. Sie rutschte mir durch die Finger, als sei es Schmierseife. Ich fasste nach, wollte den Stiefelteil packen, aber meine Hand griff ins Leere. „Tarn, ich komme!" Ich stieß mich mit einem gewaltigen Satz ab, noch immer durch die Leine mit der Transportscheibe verbunden. „Vorsicht!", gellte Tams Stimme. „Die Scheibe!" Ich warf mich herum und geriet ins Trudeln. Undeutlich sah ich, wie die Transportscheibe gegen den Nachbarflansch prallte und auf mich zuschoss.
    Ich riss die Arme vor den Helm. In höchstens zwei, drei Metern Abstand schoss das Gefährt über mich hinweg.
    Die Leine spannte sich. Augenblicke später erfolgte der Ruck. Ich hatte das Gefühl, als risse man mir die Mitte meines Körpers heraus. „Tarn!" Sie griff nach mir, aber ihr Körper trudelte inzwischen so stark, dass es ein sinnloses Unterfangen war. Diesmal packte ich mit beiden Händen zu und bekam eines der Beine zu fassen. Wieder rutschten die Handschuhe ab, aber unten an der Ferse blieben sie endlich hängen.
    Der Seitwärtsdrall trieb uns aus der Bahn, aber wir rasten noch immer an der Halteleine hinter der Transportscheibe her. Drohend wie eine gewaltige Metalllawine zog der Ringwulst über uns entlang.
    Tarn bog ihre Arme nach hinten. Ich fasste blitzschnell um, packte sie an einem der Handgelenke. Vorsichtig drehte ich sie und zog sie an mich. „Das kann unmöglich die Wirklichkeit sein", stöhnte sie. „Ich träume das alles nur."
    „Du schmeichelst mir. Wir unterhalten uns später darüber, okay?"
    Ich spürte einen leichten Zug an unseren Körpern und klinkte hastig die Leine aus, die mich noch immer mit der Transportscheibe verband. Weit vor uns tauchte ein 30-Meter-Diskus auf. Der Zugstrahl holte uns in die Bodenschleuse. Ehe wir uns richtig umsahen, befanden wir uns außerhalb der Gefahrenzone.
    Henner und Jenna holten uns am Hangar der RICHARD BURTON ab. Der ENTDECKER trieb im freien Raum, der Würfel blieb langsam hinter ihm zurück.
    Wir hatten es also geschafft. Das Schiff war nicht mit dem Würfel kollidiert. Und wir erfuhren, dass es keine

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