2262 - Der Submarin-Architekt
hatten die Bewohner der Wasserwelt im Schutz einer Raum-Zeit-Falte gelebt, ohne Kontakt zur Außenwelt und mit nur ein paar wenigen Erkundungsflügen.
Carya Andaxi, die personifizierte Moral, wie Lyressea sie uns in ihrer Erzählung über die Vergangenheit dargestellt hatte, war zu keiner Zeit irgendein Risiko eingegangen. Vermutlich war sie die Einzige, die die drohende Gefahr durch die Horden Tagg Kharzanis wirklich richtig einschätzen konnte. Das Täuschungsmanöver mit Graugischt II brachte Entlastung, aber keine Sicherheit.
Vielleicht waren die Kybb-Titanen schon viel näher, als die Schwadron der Shoziden ahnte. „Bleib!", sagte ich. „Es gibt keinen Grund, unseren Worten nicht zu glauben."
Er kehrte zurück. Sein Blick richtete sich auf Atlan und mich. „Ihr seid keine Motana. Aber ich kann etwas spüren, den Hauch des Ewigen, eine Aura, die der meines Mündels ähnlich ist."
Er nimmt unsere Ritterauren wahr. Und er weiß ganz genau, dass es sich bei Lyressea um eine Schildwache der Schutzherren handelt, dachte ich. Dennoch zweifelt er War sein Verhalten wirklich so abwegig? Immerhin waren seit den Ereignissen von damals viele Jahrtausende oder sogar Jahrzehntausende vergangen. „Wir sind ehemalige Ritter der Tiefe, das ist es, was du spürst", antwortete ich.
Er fasste hinter sich und zog etwas hervor, was einem verbogenen Handstrahler ähnelte. Ich hatte ein solches Gerät schon einmal gesehen, im Wald von Pardahn, als Korkhete uns getestet hatte. Das Gerät des Submarin-Architekten wies allerdings keine Rostflecken oder Witterungsschäden auf. Die Oberfläche war makellos, die Windungen sahen gleichmäßiger aus.
Ich ahnte, was jetzt kommen würde. Der Toron Erih strich mit den Fingern über die Windungen - Atlan und ich standen übergangslos in Flammen. Ein blaues Leuchten nagte an uns. Unwillkürlich fröstelte ich. Die Kälte fraß sich in meine Glieder, in den Lungenflügeln stach die Luft.
Und da war dieser Eindruck, als tasteten immer mehr Hände durch meinen Körper, befühlten mich von innen, als wollten sie jedes Atom und jedes Molekül berühren. Ich wollte etwas sagen, dem Wesen eine Warnung zukommen lassen, aber da erloschen die blauen Flammen. Der Eindruck von Kälte wich schlagartig.
Der kalte Schweiß und das kurzzeitige Gefühl von Schwärze wie bei einem Schwindelanfall blieben diesmal aus. Das Gerät des Toron Erih arbeitete offensichtlich etwas schonender, vielleicht auch zuverlässiger. „Die Ähnlichkeit ist bemerkenswert", erklang die Stimme aus den Lautsprechern. „Eure Ritteraura gleicht allerdings nicht jener der Schutzherren. Keine Macht in Arphonie wäre dazu imstande, eine von beiden zu erzeugen."
Ich war anderer Ansicht. Das Paragonkreuz musste irgendwo in diesem Sternenozean sein, und zusammen mit 'der Medialen Schildwache und der Schutzherrin konnte es kein Problem sein, es zu aktivieren und neue Schutzherren zu weihen. „Akzeptierst du jetzt, dass wir von jenseits der DISTANZSPUR stammen?", wollte ich wissen. „Ich bin überzeugt davon. General Traver hatte Recht. Doch beantwortet mir eine Frage. Warum seid ihr gekommen?"
Ich war mir nicht sicher, ob es sinnvoll war, es dem Submarin-Architekten zu erzählen. Zephyda kam mir jedoch zuvor. „Ich bin die Stellare Majestät der Motana", sagte sie, „die oberste Instanz meines Volkes. Wir sind gekommen, um Tagg Kharzani und das Schloss Kherzesch anzugreifen - und zu vernichten. Wir erhoffen uns die Unterstützung des Schattenstaats."
Der Toron Erih hing eine ganze Weile reglos in seiner Schutzsphäre. Er schien nachzudenken.
Schließlich verstaute er das Messgerät wieder hinter seinem Rücken. „Ich werde sehen, was ich für euch tun kann", sagte er und sank blitzschnell im Schacht abwärts.
Ein leichter, kaum spürbarer Ruck ging durch das Schiff. „Meine Techniker haben soeben die Magnetkupplungen gelöst", verkündete die Stimme des Generals. „Die SCHWERT ist damit wieder flugtauglich. Wir laden euch und den Bionischen Kreuzer zu einem Besuch Riharions ein."
„Wir nehmen die Einladung dankend an", antwortete Zephyda. Mit einem einzigen Blick scheuchte sie ihre Quellen zum Sesselrund, wo sie Platz nahmen. Zephyda setzte sich in ihre Mitte.
Inzwischen besaßen die Motana so viel Übung, dass sie für herkömmliche Manöver mit geringem Aufwand keinen ausgeprägten Choral mehr benötigten. Es dauerte zwei, drei Minuten, dann hob die SCHWERT sanft von der ELEBATO ab, driftete ein Stück zur Seite und
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