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2262 - Der Submarin-Architekt

Titel: 2262 - Der Submarin-Architekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Traver, der das kleine Schiff unter hohem Einsatz in Sicherheit gebracht hatte.
    Das alles stellte für ihn als Tenn seines Volkes kein Problem dar. Dennoch durfte er die Geheimhaltung keinesfalls aufheben. Sein Mündel, seine Schutzbefohlenen hätte es nicht verkraftet.
    Nicht umsonst existierte diese enge persönliche Beziehung zwischen jedem neuen Tenn und Carya Andaxi, die einerseits als letzte Schutzherrin ihr freies Imperium regierte, andererseits des besonderen Schutzes aller Schota-Magathe, Toron Erih, Shoziden und Karoky bedurfte, weil sie im Grunde genommen hilflos war.
    Die Bewohner Graugischts umsorgten sie, taten alles in ihrer Kraft Stehende, damit die Schutzherrin sich wohl fühlte. Jetzt, da die zwölf Welten des Schattenstaats aus ihren Raum-Zeit-Falten gestürzt waren, schien auch das nicht mehr zu helfen.
    Remo machte sich seit seinem letzten Besuch bei ihr Gedanken, die schlimmer nicht sein konnten.
    Eine Schutzherrin, die kaum noch sprach, kaum noch aß, die keine Kontakte mehr wünschte, dann aber wieder ganz dringend nach dem Tenn rief wie sollte er es Traver und der Öffentlichkeit im Ozeanischen Kamin beibringen, dass sein Mündel vermutlich nicht mehr lange leben würden?
    Und wie sagte er es den Fremden?
    Auf keinen Fall darf ich das Risiko eingehen, dass sie sich hinterher schuldig fühlen - schuldig am Tod der Schutzherrin.
    Remo hatte beim letzten Besuch seines Mündels etwas gespürt, einen Impuls der Negation, ein Signal, das ausreichte, seinen Toron zu zerstören, wenn er es einließ. Noch zweifelte er, ob sie ihn damit zum gemeinschaftlichen Selbsttod aufrief oder ob es sich lediglich um eine zufällige Emotion handelte.
    Er wusste nur eines mit Sicherheit: Keine hundert Schatten würden ihn zu ihr zurückbringen, nur damit er die Antwort erfuhr.
    Der Zentrumssog riss ihn bis ans Ende der Röhre. Mit hoher Geschwindigkeit katapultierte die Wassersäule ihn ins goldgelbe Licht hinaus. Links und rechts ragten die leuchtenden Bassins mit den Wohnmulden der einfachen Angestellten auf. Dahinter schwankten ein paar Vergnügungs und Trainingskugeln durch das Wasser. „Hoher Tenn, wohin führt dich dein Weg?", erkundigte sich ein Karoky in der Leitstelle. „Ins Zentrum, so schnell wie möglich. Gibt es irgendwelche Vorkommnisse im Ozeanischen Kamin?"
    „Nein."
    Die Geheimhaltung funktionierte also. „Schicke mir eine Präferenzsphäre."
    „Wie du wünschst."
    Die Leitstelle schaltete die Funkverbindung ab. Kurz darauf entdeckte Remo die leuchtende Energiekugel. Sie glitt aus einem schwebenden Hangar, beschleunigte und rollte wie ein gewaltiger Felsbrocken durch das Wasser auf ihn zu. Sein bisheriges Leben lang hatte er es als normal empfunden, dass sie ihren Rachen aufriss und ihn verschlang. Jetzt zuckte er dabei zusammen. Er landete in einem weichen Prallfeld, das seine Körperposition aufrecht und in der Bewegungsrichtung stabilisierte. „Tenn Remo Quotost, du hast eine Passage ins Zentrum verlangt", meldete sich eine freundliche Automatenstimme in seinem Ohrempfänger. „Möchtest du ein bestimmtes Ziel nennen?"
    „Interdisziplinäre Koordination, Stufe Zwei, dritte Sektion. Die Hangarnummer lautet vierachteins."
    Die Sphäre vollführte eine enge Wende. „Soll ich eine bestimmte Person kontaktieren?"
    „Nein."
    Die Rotation der Energiesphäre bemerkte er kaum. Manchmal entstanden Schlieren in dem gleichmäßigen Gebilde, die sich mit hoher Geschwindigkeit bewegten. Die Sphäre raste, als ginge es um sein Leben.
    Der Submarin-Architekt verbrachte die Fahrt schweigend. Er schloss die Augen - Augenlider gehörten zum Erbe seiner Spezies aus der Zeit, da sie noch das Land bewohnten. Dass die Kugel anhielt, nahm er erst wahr, als der Steuerautomat ihn ansprach. „Wir sind da!"
    Der Rachen klappte auf, Remo Quotost jagte in das Hangargewölbe mit seinen filigranen Korallenstrukturen hinein. Karoky arbeiteten an ein paar Tauchbooten, sie trugen Embleme vom technischen Service. Sie waren Lungen- und Kiemenatmer. Der Schleimüberzug der Haut verhinderte, dass die schwarzgelb gemusterte Haut sich beim langen Aufenthalt im Wasser zersetzte.
    An den Hangar schloss sich eines der größten Labyrinthe des Zentrums an. Farbige Nuancen der Korallenformationen bildeten die Wegweiser durch die Interdisziplinäre Koordination. Die dritte Sektion lag auf halbem Weg zum eigentlichen Zentrum. Den schmächtigen Körper des Stellvertreters erkannte Remo Quotost schon von weitem, als ihm

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